mwo 1994 20150301 1003388196

Ludwigsburger Kreiszeitung
Hexer Stanic entzaubert Altmeister Gummersbach

Überfordert? Zu schwach auf der Brust? Nicht mehr zu retten? Handball-Bundesligist SG BBM Bietigheim hat am Samstagabend alle (Vor)Urteile eindrucksvoll widerlegt und bei seinen Fans neue Hoffnungen genährt.

Denn der um Anschluss ringende Tabellenletzte zog sich nach zahlreichen Nackenschlägen in der Ludwigsburger MHP-Arena selbst aus dem Sumpf und hielt den favorisierten Altmeister VfL Gummersbach mit 23:21 (12:11) nieder.
Während die Spieler im Mittelkreis tanzten und sich von 2568 Zuschauern feiern ließen, zeigte sich SG-Trainer Hartmut Mayerhoffer stolz auf die Vorstellung seines Teams: „Wir haben unseren Job heute außergewöhnlich gut gemacht.“
In der Tat wirkte der zuletzt mächtig gebeutelte Aufsteiger sehr kompakt und legte mit konzentrierter Arbeit in der Defensive die Grundlage für den vierten Saisonerfolg, obwohl man mit Timo Salzer, Christian Heuberger und Christian Schäfer auf drei Stützen verzichten musste.
Als herausragender Rückhalt erwies sich Torhüter Darko Stanic, dessen Einsatz zunächst auch ungewiss war. Der Serbe, der für die nächste Saison bei den Rhein-Neckar Löwen unterschrieben hat, ließ die VfL-Angreifer immer wieder verzweifeln. Mit geradezu stoischer Ruhe entschärfte er Würfe aus nahezu allen Lagen, parierte auch noch drei Siebenmeter und zog so Gummersbach den Zahn.
Stanic konnte sich aber auch auf seine Vorderleute verlassen, die keinen Ausfall zu verzeichnen hatten. Linksaußen Andre Lohrbach überzeugte nicht nur als bester Torschütze mit sechs Treffern, auch seine Mitspieler erfüllten ihre Aufgaben mit Hingabe. „Dieses Spiel sagt alles über den Willen und den Charakter meiner Mannschaft aus“, freute sich Mayerhoffer. „Viele haben uns ja schon abgeschrieben, aber wir sind uns der Verantwortung gegenüber dem Publikum bewusst.“
Nach einem 3:5-Rückstand nach sechs Minuten erarbeitete sich Bietigheim Mitte der ersten Halbzeit eine knappe Führung, die mit Willen und Leidenschaft bis zum Schluss verteidigt wurde, auch wenn sich die Gastgeber zwischendurch mit Unkonzentriertheiten im Abschluss das Leben immer mal wieder selbst schwer machten.
Allerdings stand mit Nationalspieler Carsten Lichtlein auch ein Ausnahmekönner im Tor der Gummersbacher, der Lob für den Gegner übrig hatte: „Bietigheim kämpft ums Überleben, das hat man heute gesehen.“ Als eine Art Initialzündung erwies sich die Phase kurz vor und nach der Halbzeit, als die SG in doppelter Unterzahl nicht einbrach, sondern selbst zweimal traf.
Zum Ligaverbleib ist es für die Schwaben dennoch ein steiniger Weg, zumal schon die nächste Aufgabe am Sonntag bei Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt schier unlösbar erscheint.


Bietigheimer Zeitung
Stanic hält weltmeisterlich

Mit einem überragenden Darko Stanic im Tor schaffte der Handball-Bundesligist SG BBM Bietigheim am Samstag gegen den VfL Gummersbach eine dicke Überraschung. Nach sechs Pleiten in Serie feierte der Tabellenletzte einen 23:21-Heimsieg.

So sieht keine Mannschaft aus, die sich schon aufgegeben hat: Bei ihrem 23:21-Heimsieg gegen den VfL Gummersbach zeigten die Bundesliga-Handballer der SG BBM Bietigheim in der Ludwigsburger MHP-Arena eine phänomenale Leistung. Zwei Wochen vorher waren sie im so wichtigen Kellerduell gegen Lemgo (22:34) noch wie ein Absteiger aufgetreten, hatten eine blutleere Vorstellung geboten - und die Skeptiker bestätigt, dass für dieses Team die Erste Liga eine Nummer zu groß ist.

Am Samstag feierte das Schlusslicht nun nach sechs Pleiten in Folge eine wundersame Wiederauferstehung. Die SG-Spieler demonstrierten trotz der sportlich fast aussichtslosen Lage Moral, Biss und Charakter. Sie waren dem Tabellenachten aus Gummersbach nicht nur ebenbürtig, sondern sogar besser. Im Gegensatz zu vielen anderen Partien leisteten sich die Schützlinge von Trainer Hartmut Mayerhoffer diesmal keine Schwächephase, durch die der Gegner davonziehen konnte. 60 konstant starke Minuten, dazu fast keine technischen Fehler und eine extrem angriffslustige Abwehr - wenn der Neuling immer so gespielt hätte, hätte er wesentlich mehr Zähler auf dem Konto als die aktuellen kümmerlichen neun Pluspunkte.

Der überragende Mann stand dabei zwischen den Bietigheimer Pfosten: Der nach seiner auskurierten Zerrung ins Tor zurückgekehrte Darko Stanic hielt weltmeisterlich und trieb die Gummersbacher Angreifer mit seinen Paraden zur Verzweiflung. Gleich drei Siebenmeter wehrte der 36-Jährige ab. Mit einer Quote gehaltener Bälle von 43 Prozent stahl er selbst dem deutschen Nationaltorhüter Carsten Lichtlein die Show. Der WM-Teilnehmer im VfL-Kasten spielte ähnlich grandios wie Stanic, so dass beide Keeper nach dem Duell als Spieler des Abends ausgezeichnet wurden.

Nur in den ersten fünf Minuten hatte die neu formierte 5:1-Deckung der Bietigheimer noch Probleme mit dem VfL. Gummersbach warf eine 5:3-Führung heraus, ehe der künftige Mannheimer Stanic mit seiner Torhüter-Gala loslegte. Auch die Hintermannschaft war nun im Spiel und kaufte den Gästen mit ihrem aggressiven Abwehrverhalten den Schneid ab.

Nach einem packenden Hin und Her lag die SG BBM in der 26. und 29. Minute dank des sechsfachen Torschützen André Lohrbach jeweils mit zwei Toren vorne. Beim Stand von 12:10 wurden dann die beiden Schiedsrichter Thomas Hörath (Zirndorf) und Timo Hofmann (Münchberg) zu den Buhmännern der Bietigheimer Handballer und Fans. Jonathan Scholz bekam wegen eines Fouls und anschließenden Reklamierens eine Zwei-plus-Zwei-Zeitstrafe aufgebrummt - genauso wie Stanic, der sich über diese Entscheidung erst massiv beschwert und dann nach seiner Hinausstellung auch noch höhnisch geklatscht hatte. Im Duell vier gegen sechs verkürzte der sonst unauffällige VfL-Linksaußen Raul Santos, immerhin der beste Feldtorschütze der Liga, mit dem Halbzeitsignal noch auf 11:12.

Aus der vierminütigen Überzahl machte Gummersbach gegen die heroisch kämpfenden Bietigheimer letztlich zu wenig. Auf der Gegenseite trumpfte nun vor allem Robin Haller groß auf. Der Bietigheimer Rückraum-Kanonier erzielte alle seine fünf Treffer nach der Pause, nachdem er im ersten Durchgang zweimal voreilig über die Latte geworfen hatte. Haller war es auch, der in der 45. Minute mit dem 18:16 wieder für einen Zwei-Tore-Vorsprung sorgte. Auch das 22:19 (57.) und das 23:20 (60.) gingen auf das Konto des 28-Jährigen. Mit viel Herz verteidigte die SG BBM die Führung bis zum Schlusspfiff und feierte am Ende einen verdienten 23:21-Überraschungserfolg.

Der starke Bietigheimer Auftritt war umso bemerkenswerter, da mit Regisseur Timo Salzer, Christian Heuberger (beide Grippe) sowie Christian Schäfer (Rückenprobleme) drei gestandene Spieler fehlten. Gar nicht zum Einsatz kam Romas Kirveliavicius. Mayerhoffer gab Dominik Schmid im linken Rückraum den Vorzug - und der Österreicher knüpfte nahtlos an seine starke Leistung in Mannheim an, sowohl vorne als auch hinten. Ein weiterer Aktivposten war der Slowene Roko Praznik, der Salzers Spielmacherposition übernommen hatte und durch unbändigen Kampfeswillen gefiel. Keine Frage: In dieser Form ist Bietigheim in der Eliteklasse durchaus konkurrenzfähig.

Sorry, this website uses features that your browser doesn’t support. Upgrade to a newer version of Firefox, Chrome, Safari, or Edge and you’ll be all set.