Stuttgarter Zeitung
Wie handballtauglich ist die Eishalle?
Kriegen die Handballer kalte Füße? Die Frage, ob die Eishalle im Ellental auch uneingeschränkt für den Handballbetrieb tauglich ist, hat sich in Bietigheim-Bissingen zum Politikum entwickelt. Spieler der Handball-Spielgemeinschaft SG Bietigheim-Bissingen-Metterzimmern hatten bemängelt, dass der Boden – wegen des Eises darunter – reichlich kühl sei, vor allem für die Auswechselspieler. Die Stadtverwaltung hält die Hallentemperatur hingegen für kein Problem, „jedenfalls für kein unlösbares“, teilt die städtische Sprecherin Anette Hochmuth mit. Nachbesserung ausgeschlossen? Wohl nicht. Nach zuverlässigen Informationen unserer Zeitung denkt die Rathausspitze – bislang nur nichtöffentlich – darüber nach, die Halle zu dem zu machen, als was sie lange Zeit galt: einer Multifunktionshalle. Zumindest könne der Hallenboden durch eine überschaubare Investition so aufgemöbelt werden, dass Temperatur und Umbauaufwand sich im üblichen Rahmen bewegen. SAP-Arena als Vorbild? Noch ist freilich unklar, wie umfangreich die Halle umgebaut werden soll und was das Ganze kostet. Man darf aber getrost von einer siebenstelligen Summe ausgehen. Nicht nur Handball ist in der Arena problematisch. Aufgrund der Brandschutzvorschriften dürfen dort auch keine Veranstaltungen stattfinden, in denen sich sehr viele Menschen im Zentrum der Halle aufhalten – etwa Konzerte. Hinzu kommt, dass der Umbau von Eishockey- zum Handballbetrieb ausgesprochen aufwendig ist. Zum Beispiel, weil die Glasbanden fürs Eishockey deutlich sperriger sind, als etwa in der Mannheimer SAP-Arena, wo die Rhein-Neckar-Löwen (Handball) und die Adler Mannheim (Eishockey) eine gemeinsame Heimspielstätte haben. Noch in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates hatten der Oberbürgermeister Jürgen Kessing (SPD) und seine Parteikollegen von der SPD-Fraktion den Handballerpräsidenten und CDU-Fraktionschef Claus Stöckle arg in Erklärungsnöte gebracht. Warum denn die Handballer unbedingt in der maroden Ellentalhalle ihr entscheidendes Spiel für den (inzwischen geglückten) Aufstieg in die Bundesliga austragen wollten. „Ein der Egetrans-Arena gibt es doch einen wunderbaren Handballboden“, sagte Stadtrat Hans Leopold Schlobach (SPD).
Hallenboden ist „eiszapfenkalt“
Die Spieler wollten das vertraute Umfeld beibehalten, hatte Stöckle erwidert. Über das ebenfalls von Spielern vorgebrachte Problem mit dem kalten Boden spricht er nur ungern. Nach dem Heimspiel im Februar 2013 sei ihm berichtet worden, „dass es vor allem vom Boden her eiszapfenkalt war“. Das Spiel fand während der Spielsaison der heimischen Eishockey-Zweitligisten „Steelers“ statt. Zurzeit verhandeln die Handballer darüber, ob und wie oft sie in Bietigheim spielen – oder ob sie großteils in die MHP-Arena nach Ludwigsburg ausweichen.
Hintergrund der Umbaupläne ist die Diskussion über den Bau einer neuen Halle, speziell für den Ballsport, aber auch für Konzerte. Vor allem CDU, aber auch Freie Wähler, hatten vor der Kommunalwahl aufs Tempo gedrückt. Ein klares Bekenntnis für den Bau der bis zu 13 Millionen Euro teuren neuen Halle ließ sich der OB Kessing jedoch nicht entlocken. Prompt verlor Kessing bei der Kreistagswahl rund 3000 Stimmen gegenüber 2009.
Kritiker der Neubaupläne hatten stets gefragt, warum die Stadt 18 Millionen Euro für eine Multifunktionshalle ausgibt, um dann doch ein zweites Mal Geld in die Hand nehmen zu müssen. Den Skeptikern dürfte die Umbauvariante besser gefallen. Der Neubau einer reinen Trainingshalle wäre deutlich billiger, als eine bundesligataugliche Spielstätte für bis zu 2250 Zuschauer.
Die Bietigheimer Stadträte wissen offenbar großteils noch nichts von den Gedankenspielen der Rathausspitze. Die Egetrans-Arena gehört aus steuerlichen Gründen den Stadtwerken. Somit sind nur die Stadträte im Bilde, die auch im Aufsichtsrat der Stadtwerke sitzen. Und die sind zum Schweigen verpflichtet. Von Umbauplänen sei ihr nichts zu Ohren gekommen, sagt die Sprecherin Anette Hochmuth. „Es geht nur um ein paar Tische und Stühle.“