Ludwigsburger Kreiszeitung
SG Bietigheim beißt sich durch
29:27 gegen Hildesheim der vierte Sieg in Folge – Kulhanek mit tollen Paraden
Durch einen 29:27 (13:12)-Zittersieg über Eintracht Hildesheim setzte Handball-Zweitbundesligist SG BBM Bietigheim seinen Höhenflug fort. Mit dem vierten Erfolg hintereinander bleibt die SG auf einem Aufstiegsplatz.
Nach der Galavorstellung gegen Essen mussten die 1100 SG-Fans diesmal bis zur letzten Minute zittern, ehe die beiden Punkte eingefahren waren. Dass der seidene Faden, an dem der hart umkämpfte Sieg hing, nicht riss, verdankt die SG ihrem überragenden Torhüter Jan Kulhanek.
Der Teufelskerl zwischen den Pfosten hielt bereits im ersten Abschnitt mit tollen Paraden sein Team im Spiel. Endgültig zum Matchwinner avancierte der frühere tschechische Nationaltorhüter in der dramatischen Schlussphase.
Als Thorsten Salzer fünf Minuten vor Spielende beim Stande von 25:24 auf die Strafbank musste, nutzte der französisch-kongolesische Ex-Champions-League-Sieger Damien Kabengele die Überzahl zum 25:25-Ausgleich. Die erneute SG-Führung durch einen Kracher von Hannes Lindt, glich Hildesheim durch den Dänen Michael Quist zum 26:26 aus. Nach dem 27:26 durch Rechtsaußen Christian Schäfer blieb Kulhanek nicht nur im anschließenden Siebenmeterduell gegen Kabengele der Sieger, eine Minute später schnappte sicher der 32-jährige Routinier einen Wurf von Frederic Stüber.
Wesentlich kaltschnäuziger agierten in der Endphase die Ellentäler, die sich durch Treffer von Patrick Rentschler und Robin Haller den 29:27-Sieg sicherten. „Spielerisch waren wir heute nicht überragend, dafür haben wir überragend gekämpft“, kommentierte SG-Trainer Hartmut Mayerhoffer die schwere Geburt. Im gesamten Spielverlauf gelang es seinem Team nur beim 7:4 (13. Minute) und 17:14 (35.), sich mit drei Toren abzusetzen.
Die schnellen Eintracht-Angreifer fanden insbesondere durch ihren bulgarischen Rückraumschützen Georgi Nikolov immer wieder Lücken in der löchrigen SG-Abwehr. In der Bietigheimer Offensive ging in der ersten Hälfte sowohl vom Rückraum als auch über den Kreis zu wenig Torgefahr aus.
Während Spielmacher Timo Salzer torlos blieb, taute Lindt nach schwachen 25 Minuten auf und sorgte mit seinen ersten beiden Treffern für die 13:12-Pausenführung. Nach einem weiteren Doppelschlag zum 17:14 (35.) war beim Linkshänder der Knoten geplatzt. Seine sieben Treffer hieven den Neuzugang auf Rang 8 der Torjägerliste.
SG BBM Bietigheim: Kulhanek, Welz; Lindt (7), Lohrbach (6), Schäfer (6/2), Blodig (4), Haller (4), Heuberger (1), Patrick Rentschler (1), Timo Salzer, Thorsten Salzer, Coors, Heling, Marco Rentschler.
Bietigheimer Zeitung
SG BBM Bietigheim besiegt Eintracht Hildesheim mit 29:27
Mit dem vierten Sieg in Folge behauptete die SG BBM Bietigheim ihren dritten Tabellenplatz in der Zweiten Handball-Bundesliga. Es war aber ein hartes Stück Arbeit für die Mannschaft von Trainer Mayerhoffer, ehe der 29:27-Sieg gegen Eintracht Hildesheim feststand.
Die spannende und intensiv geführte Zweitliga-Partie der SG BBM Bietigheim gegen Eintracht Hildesheim reduzierte sich am Ende auf die 58. Minute. Zuerst traf der ehemalige Champions-League-Sieger im Trikot von Hildesheim, Damien Kabengele, beim Stand von 27:26 für Bietigheim per Siebenmeter nur den Pfosten, dann gelang im direkten Gegenzug Patrick Rentschler mit seinem einzigen Treffer das 28:26 für die Gastgeber. Als SG-Torhüter Jan Kulhanek, der zuvor Kabengele beim Strafwurf verunsichert hatte, weil er schon zuvor einen Siebenmeter des Franzosen pariert hatte, erneut glänzend hielt, war der dritte Heimsieg der SG BBM und der vierte Erfolg in Serie endgültig perfekt und die Party-Stimmung in der Halle am Viadukt kochte hoch.
Am Ende durften die Bietigheimer stehende Ovationen von den Rängen entgegennehmen für eine vor allem kämpferisch überragende Leistung. Aber auch den Gästen aus Hildesheim durfte der Applaus ein Stück weit gegolten haben, denn sie waren ein meist ebenbürtiger Gegner, der den Gastgebern alles abverlangte. Gegen dieses starke Team mussten die Bietigheimer Tugenden wie Kampf und Einsatz in die Waagschale werfen. "Wir haben nicht überragend gespielt wie zuletzt gegen Essen, aber überragend gekämpft", lobte denn auch Trainer Hartmut Mayerhoffer sein Team.
Hildesheim ließ den Abstand nie größer als drei Tore werden und kämpfte sich zweimal nach Rückständen zurück, ging auch in Führung. Gegen die teils genialen Anspiele an den Kreis und die Treffer aus dem Rückraum, mit denen die Gäste vor allem in der zweiten Halbzeit glänzten, fanden die Bietigheimer lange kein Rezept. Sie hatten aber in Jan Kulhanek einen überragenden Torhüter, der elf Paraden ablieferte, acht in der ersten Halbzeit.
Nach einer starken Anfangsphase mit einer stabilen Abwehr ließen die Bietigheimer nach dem 6:3 nach und die Hildesheimer gewähren, die beim 8:7 wieder in Führung gingen. Nachdem die Eintracht aus dem 4:7-Rückstand ein 7:7 gemacht hatte nahm Mayerhoffer eine Auszeit. Als Hildesheim dann auch noch mit 9:7 in Führung ging, ließ er die Partie erneut für eine Minute unterbrechen.
Bei der Eintracht hatte sich die Umbesetzung der beiden Halbpositionen im Rückraum extrem positiv bemerkbar gemacht. Mit Damien Kabengele und dem versierten Werfer Georgi Nikolov, der zum besten Feldspieler der Gäste avancierte, bereiteten die Gäste ihrem Gegner fortan erhebliche Probleme. Mit zwei Toren, darunter einem Kracher in den oberen Torwinkel, sorgte Hannes Lindt noch für die 13:12-Pausenführung der SG BBM. Lindt hatte in der ersten Halbzeit Probleme mit seinen Würfen und Abspielen. Dann aber kam er gewaltig und hatte nach einer überragenden zweiten Halbzeit sieben Tore auf seinem Konto.
Auch in der zweiten Hälfte hatten die Bietigheimer zu Beginn eine starke Phase, die sie mit dem 17:14 aber beendeten. Sie ließen danach die Stärken der Gäste wieder zu. Anspiele an den Kreis und Würfe aus dem Rückraum. In der 45. Minute glich Hildesheim beim 20:20 erneut aus und ging beim 21:20 wieder in Führung. Danach brachte Mayerhoffer mit Torhüter Pascal Welz und den Außen Marco Rentschler und Tassilo Heling seine junge Garde, auch Patrick Rentschler blieb auf dem Feld. Die vier Eigengewächse im Kader machten ihre Sache gut, Welz parierte zweimal glänzend, machte dann wieder Platz für Kulhanek, als Kabengele zum Siebenmeter antrat. Patrick Rentschler erzielte das entscheidende Tor. Zuvor hatte auch Robin Haller, der gehandicapt ins Spiel gegangen war, zu seiner Treffsicherheit gefunden und im Doppelpack aus dem 21:22 ein 23:22 gemacht. Und auch der 29. Treffer zur endgültigen Entscheidung ging auf das Konto von Haller.
SG-Trainer Mayerhoffer warnte unmittelbar nach dem schwer erkämpften Sieg in einer fairen Begegnung mit nur einer Zeitstrafe in der 55. Minute vor den kommenden Aufgaben. Zweimal hat es die SG BBM nun mit Aufsteigern zu tun, was die Aussichten nicht gerade schmälert. Am Samstag sind sie beim noch punktlosen Tabellenletzten Tarp-Wanderup. Eine Woche später ist dann der TSV Altenholz zu Gast in der Halle am Viadukt.
Hartmut Mayerhoffer, Trainer SG BBM Bietigheim: Wir sind sehr gut gestartet, haben eine gute Abwehr hingestellt und waren mit drei Toren vorne. Wir haben dann die Stärken von Hildesheim zugelassen. Wir haben in der Abwehr lange gebraucht, bis wir eine Formation gefunden haben, die Spielstärke des Gegners einzudämmen. Am Ende hat es geklappt, auch weil wir mit Jan Kulhanek einen sehr guten Torhüter hatten. Wir haben zurecht vor Hildesheim gewarnt und wussten, was auf uns zukommt. Wir haben immer an uns geglaubt und sind nach Rückständen zurückgekommen. Aufgrund unserer Kampfkraft und unseres Willens ist der Sieg verdient.
Gerald Oberbeck, Trainer und Manager von Eintracht Hildesheim: Mit macht es auch als Trainer wieder viel Spaß mit dieser Mannschaft, im Gegensatz zu der in der vergangenen Saison. Wir haben gesehen, dass Handball mitunter von Kleinigkeiten entschieden wird. Wenn wir zwei Minuten vor Schluss den Siebenmeter zum Ausgleich nutzen, wäre es interessant geworden, was noch passiert wäre. Aber der Vernunft nach verliert man eben. Es war ein gutes Spiel, in dem wir gut mitgehalten und eine gute zweite Welle gespielt haben. Wir haben aber zu viele Tore aus dem Rückraum bekommen. Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich zufrieden.