sgbbm_bergischerhc.jpgBietigheimer Zeitung

"Haben Maßstäbe gesetzt"
Handball: SG gewinnt nach Klasse-Partie Spitzenspiel gegen Bergischen HC mit 39:35 (18:20)

Was für eine Partie! Im Spitzenspiel der 2. Bundesliga Süd besiegte die SG BBM Bietigheim vergangenen Samstag den Tabellenzweiten Bergischer HC mit 39:35 (18:20) und hat nun nach Punkten gleichgezogen.

Es war wohl das beste Spiel in der Halle im Viadukt, seit die SG in der 2. Handball Bundesliga angekommen ist. Schade nur, dass die ungewöhnliche Anpfiffzeit von 17.30 Uhr ein ausverkauftes Haus verhindert hat. Obs wirklich notwendig war, auf Grund der am Abend stattgefundenen Jahresfeier des TSV Bietigheim den SG-Super-Samstag umzuschmeißen und zuerst die Bundesliga-Herren und dann um 20.00 Uhr die Regionalliga-Frauen spielen zu lassen - statt wie ursprünglich vorgesehen umgekehrt - hat schon vor, aber auch nach dem Spiel für einige Diskussionen gesorgt.


Wie auch immer, die 1150 Zuschauer, die gekommen waren - darunter rund 100 Fans des Bergischen HC - brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen, vor allem wenn sie SG-Anhänger waren. Was sich der Tabelle nach als Spitzenspiel angekündigt hatte, machten beide Teams dann auch auf dem Spielfeld war.

Der auf die 1. Bundesliga fokussierte Bergische HC hatte noch einen Tag vor der Partie in Bietigheim den 2,04 Meter großen holländischen Nationalspieler Joey Duin vom Bundesligisten TSV Bayer Dormagen im Eilverfahren verpflichtet. Damit hatten die HC-Verantwortlichen darauf reagiert, dass Elvir Selmanovic langfristig ausfallen wird. Für die Winterpause war ohnehin eine Knie-Operation vorgesehen, jetzt kam bei Selmanovic eine weitere Verletzung am Sprunggelenk hinzu, die einen kurzfristigen Eingriff unumgänglich macht. BHC-Mannschaftsarzt Dr. Diederich von der Heyde operierte vergangenen Montag in der Helios Klinik Wuppertal erst den Fuß (mehrere freie Gelenkkörper entfernt) und unmittelbar danach das Knie.

Erfolgreich operiert wurde vergangenen Montag auch Bietigheims Langzeitverletzter Julian Pflugfelder am Kreuzband, er feuerte seine Mannschaft am Samstag vor Ort an und bekam mit dem Sieg die beste Medizin für eine schnelle Genesung. Dabei dürfte "Pflugi", wie wohl allen anderen Zuschauern, zunächst der Atem stehen geblieben sein. Beide Teams legten in einem Höllentempo los, nach zehn Minuten waren bereits 16 Tore (!) gefallen (7:9). Der Bergische HC dabei erstmal mit einer 4 plus 2-Deckung. Mathias Fuchs nahm Nico Kibat in enge Deckung, Christian Hoße knöpfte sich Robin Haller vor. Die SG hatte damit in den ersten vier, fünf Minuten kleinere Probleme, lag nach 1:0-Führung 1:3 zurück, fand dann aber vor allem Dank Matthias Hinz und Sven Scheerschmidt schnell den Anschluss und blieb im Rennen. Dabei lagen di Jungs von Trainer Uwe Rahn aber immer zwischen einem und drei Treffern in Rückstand. Was seine Ursache in einer vor allem in der ersten 20 Minuten wenig gut stehenden Deckung hatte, Weder Jiri Vitek, den vielleicht besten Akteur im rechten Rückraum dieser Liga, nich das Spiel über den Kreis der Bergischen bekam die SG in den Griff, hatte hier etliche Lücken. Nachdem dann Hinz Vitek in enge Deckung nahm, stabilisierte sich die SG-Deckung zusehends. Beim 18:18 (29.) hatte Bietigheim erstmals den Ausgleich geschafft, dies kurioser Weise mit zwei Unterzahltoren. Wenige Minuten zuvor war der SG bei eigener Überzahl (24. Minute, Spielstand 15:17) kein Treffer gelungen.

In die Halbzeit ging es aber erneut mit einem Rückstand, der Titelmitfavorit führte nach 30 Minuten unterm Strich verdient mit 20:18. Und das bisher Gesehene sprach eher für einen Sieg der Löwen.

Doch das größere Kämpferherz zeigten im zweiten Abschnitt die Jungs um Kapitän Philipp Amann. Jetzt deutlich besser auf das Gäste-Spiel über den Kreis eingestellt und Vitek weiterhin von Hinz aus dem Spiel genommen, fighteten die Bietigheimer unglaublich. Bis zum 24:25 (38.) lagen die Gastgeber zunächst immer wieder mit einem Treffer hinten, wendeten dann aber das Blatt zum 26:25 (40.). Diese zweite SG-Führung in diesem Spiel hatte Patrick Rothe erzielt, der am Samstag sein mit Abstand bestes Spiel im SG-Dress machte und so wichtiger Bestandteil des letztlichen Erfolges war.

Nach dem folgenden 26:26 blieb Bietigheim bis zum 31:30 (46.) immer ein, zwei Treffer in Führung. Allerdings kassierte bei diesem Anschlusstreffer durch Sebastian Hinze Bietigheims Rothe seine dritte Zeitstrafe und musste so per roter Karte vorzeitig die Partie beenden. Das folgende Überzahlspiel nutzten die Gäste wiederum, um den Spieß noch einmal umzudrehen und lagen in der 51. Minute mit 32:31 in Front.

Doch die SG, bei der Matthias Lenz nach glückloser ersten Hälfte eine starke zweite zwischen den Pfosten lieferte, schlug postwendend zurück. Zwei Treffer von Robin Haller und einer von Sebastian Knierim und es hieß 34:32 (54.), der entscheidende Moment der Löwen-Bändigung. Diese Führung gaben die Gastgeber, mittlerweile bestens von den SG-Fans unterstützt, nicht mehr aus der Hand. Aus dem 34:33 wurde ein 37:33 (58.), der Fall war besprochen. Am Ende hieß es 39:35, die SG hatte letztlich einen verdienten Sieg gelandet.

Aus einem geschlossen auftretenden SG-Team einen Akteur herauszuheben, wäre im Grunde ungerecht. Großen Respekt verdient aber Spielmacher Nico Kibat, der am Tag vor der Partie noch mit einem grippalen Infekt das Bett hütete und sich dennoch in den Dienst der Mannschaft stellte. Nach der Partie war er zwar kreidebleich, aber überglücklich. "Ein Super-Spiel, wir haben eine große Mannschaft geschlagen. Hätte ich am Freitag Fieber gehabt, hätte ich nicht gespielt." Etliche gute Kreisanspiele, vier von fünf Siebenmetern verwandelt, dazu drei Feldtore - ohne Kibat hätte es wohl nicht gereicht.

Einmal mehr bärenstark auch Sven Scheerschmidt und Christian Heuberger, nicht zu ersetzen sind die teilweise Wahnsinns-Tore von Robin Haller.

Matthias Lenz, der in Teil zwei besser aussah, als seine Gegenüber Huhnstock und Hannawald, blickte indes schon voraus: "Jetzt haben wir Maßstäbe gesetzt, an denen wir künftig gemessen werden. Wenn wir kommenden Samstag in Aue nachlegen können, wäre der Sieg gegen den Bergischen HC noch wesentlich mehr wert. Aber das wird verdammt schwer dort."

Für die SG war es der sechste Sieg in Folge, für den Bergischen HC die zweite Saison- und erste Auswärtsniederlage.

Statistik
SG BBM Bietigheim: Lenz (bis 21. und ab 31. im Tor), Gysin (21. bis 30. im Tor), Haller (7), Amann, Kibat (7/4), Knierim (2), Heuberger (5), Schäfer (1), Bauer (1), Scheerschmidt (6), Rothe (4), Hinz (4), Löffler (2), Sauerland.

Bergischer HC: Huhnstock, Hannawald (im Tor), Fuchs (1), Nippes, Hoße, Vitek (6), Hinze (7), Klev (1), Quade, Kluge (7), Duin, Oelze (6), Aschenbroich, Reinarz (7/3).

Siebenmeter: 5/4 - 5/3.
Zeitstrafen: 10:10 Minuten.
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte wg. 3 x 2 min. für Rothe (SG, 45:32).
Schiedsrichter: Stefan Klase/Thilo Moser (Saarbrücken).
Zuschauer: 1150.


RP-Online

Unerklärliche Schwächephase

(RP) In einem temporeichen Spiel besaß der Bergische HC bis zehn Minuten vor Schluss noch alle Chancen, auswärts ungeschlagen zu bleiben. Dann häuften sich die Fehler, die die SG Bietigheim ausnutzte, um mit 39:35 zu gewinnen.

Die Halle stand Kopf, als Raimo Wilde knapp vier Minuten vor Schluss zu retten versuchte, was zu retten war. Keiner der rund 1000 Anhänger der SG BBM Bietigheim saß mehr auf den unbequemen Holzbänken in der Sporthalle am Viadukt, als der Coach des Bergischen HC seine Auszeit genommen hatte. Das letzte Feldtor lag zum Zeitpunkt der Spielunterbrechung rund acht Minuten zurück – Jiri Vitek hatte es beim 32:31 (48.) erzielt. Es war die letzte Führung der Gäste in einem temporeichen Spitzenspiel der 2. Handball-Bundesliga Süd. Die Bietigheimer ihrerseits hatten nicht nur ausgeglichen, sondern die Schwächephase ihres Gegners gnadenlos ausgenutzt. 36:33 lagen die Schwaben in Front, als Raimo Wilde versuchte, seine Spieler wieder auf die richtige Bahn zu bringen.

„Die Fehler, die uns in den letzten zehn Minuten unterlaufen sind, waren unerklärlich“, bilanzierte der BHC-Coach, der noch im Mannschaftsbus bei einer ersten Video-Analyse nach dem Grund für die 35:39 (20:18)-Niederlage suchte. „Wir haben 30 Minuten lang einen Top-Handball gespielt“, lautet Wildes Resümee. „Bis zur 50. Minute war ja auch alles im Grünen Bereich – bis sich bei uns Abspielfehler und überhastete Abschlüsse häuften.“ Zudem steigerte sich jetzt auch noch SG-Keeper Mathias Lenz, der urplötzlich einige freie Bälle parierte. Die zahlreichen Ballverluste wurden au f der Gegenseite mit einfachen Treffern beantwortet.

Obwohl Simon Kluge und Jens Reinarz nach Christian Löfflers 37:33 (57.) noch zwei Treffer in Folge gelungen waren, war es ein Ding der Unmöglichkeit, die Partie in den verbleibenden 114 Sekunden noch zu drehen. Die Schiedsrichter schienen angesichts der Tollhaus-Stimmung keine Entscheidung mehr gegen die Bietigheimer treffen zu wollen und ließen nahezu alles laufen.

In der ersten Halbzeit war es Schlag auf Schlag gegangen. Der Bergische HC lag zeitweise mit drei Treffern in Führung – die durchaus noch deutlicher hätte ausfallen können. Angetrieben von einem starken Alexander Oelze und einem überzeugenden Jiri Vitek hatten sich die Löwen erst auf 13:10 (15.), nach dem zwischenzeitlichen Anschluss zum 13:14 auf 17:14 (23.) abgesetzt.

Ein erster Bruch kam ins bergische Angriffsspiel, als Bietigheims Trainer Jochen Zürn genug von Jiri Viteks gelungenen Aktionen hatte und den tschechischen Nationalspieler offensiv decken ließ. Weil aus dem linken Rückraum zu wenig Druck erzeugt wurde, verpasste es der Tabellenzweite, seine Führung auszubauen. Kenneth Klev beschränkte sich fast ausschließlich auf das Antäuschen eines Wurfes, um dann doch immer wieder abzulegen. Darauf hatte sich die knallhart zupackende Deckung der Gastgeber schnell eingestellt.

Raimo Wilde ist jetzt froh, dass der Monat zu Ende ist. „Es war ein ganz schwacher November, in dem wir zu viele Punkte haben liegen lassen.“ Der Trainer sei zwar nach der ersten Auswärtsniederlage enttäuscht, man müsse jedoch auch die gute Leistung des Gegners anerkennen, der nicht umsonst sein sechstes Spiel in Serie gewonnen hat: „Die Bietigheimer haben sehr gut, vielleicht sogar über ihren Verhältnissen gespielt.“


Ludwigsburger Kreiszeitung

Das Rahn-Team legt seine Gesellenprüfung ab
Bietigheimer Handballer präsentieren sich beim 39:35 im Topspiel gegen Bergischer HC als Spitzenmannschaft

Bietigheim-Bisingen - Wahre Stärke zeigt sich, wenn man unter Druck widerstehen kann. Die Handballer der SG BBM Bietigheim hatten gegen den Bergischen HC stets die beste Antwort parat-der 39:35 (18:20)-Sieg war auch Ausdruck bislang ungeahnter Willenkraft.

Ob es galt, einen Rücksstand aufzuholen, oder zum Ende des Spiels hin die Führung zu verteidigen: Immer dann, wenn die SG besonders mächtig unter Druck geriet, zeigte sie gegen den Favoriten aus dem Bergischen ihr bestes Spiel. So war es kurz vor der Pause, als Robin Haller und Christian Heuberger mit einem Doppelschlag in Unterzahl erstmals zum 18:18 ausgleichen , konnten. So war es auch beim Stand von 29:28, als Haller nach der Zweiminutenstrafe gegen Patrick Rothe die gerade errungene Bietigheimer Zwei-Tore-Führung mit seinem Treffer zum 30:28 frech verteidigte. Selbst als Rothe wenig später die Rote Karte sah, war Bietigheim nach dem 31:32 gefestigt genug, selbst noch einmal zuzulegen und die Gäste endgültig zu demoralisieren.
Ein in dieser Phase überragender Torhüter Matthias Lenz sicherte letztlich den hochverdiente Erfolg, den 1200 Besucher in der Halle am Viadukt frenetisch feierten, -Dass der 39:35-Schlusspunkt ausgerechnet Sven Scheerschmidt vergönnt war, war symptomatisch für diesen Festabend: Scheerschmidt wurde später zum besten Spieler der Partie gekürt.

Von Beginn am legten beide Teams los wie die Feuerwehr. Es waren gerade mal acht Minuten gespielt, da hatten beide bereits sieben Treffer erzielt. Der Bergische HC überraschte die Hausherren dabei mit einer doppelten Manndeckung gegen Haller und Nico Kibat, der trotz einer Grppe ein Riesenspiel machte. Erst als die SG den tschechischen Nationalspieler Jiri Vitek in kurze Deckung nahm, konnten sich die Hausherren nach dem 18:20-Pausenstand herankämpfen und beim Stand von 22;21 erstmals in Führung gehen.

Fortan setzte sich die größeren Kraftreserven der Schwaben durch. Während SG-Trainer Uwe Rahn munter durchwechselte, spielten die Bergischen mit ihrer Stammformation fast durch. Vom 32:32 setzten sich die Hausherren auf 37:33 ab.

SG BBM: Lenz, Gysin; Haller (7), Amann, Kibat (7/4), Knierim (2), Heuberger (5), Schäfer (1), Bauer (1), Scheerschmidt(6), Rothe (4), Hinz (4), Löffler (2), Sauerland.

Locker gegen den Favoriten

Mit diesem klaren Sieg war kaum zu rechnen, umso emotionaler fielen die Stimmen zum Spiel aus.

Sven Scheerschmidt: (Spieler des Spiels): „Das war eine harte Angelegenheit. Uns half die Lockerheit, weil wir nicht der Favorit waren. Die Mannschaft hat es mir heute leicht gemacht, natürlich bin ich froh, wenn ich weiterhelfen konnte."

Uwe Rahn (Trainer SG BBM): „Ich freue mich für die gesamte Truppe, das war die beste Saisonleistung. Wir haben angefangen fast wie im Basketball, ich bin stolz auf die Jungs, weil sie unser Konzept von Anfang an durchgezogen haben. Jetzt bin ich fertig, weil alles aufgegangen ist.

Reimo Wilde (Trainer BHC): „In der 1. Halbzeit hat uns die offensive Spielart geholfen. Danach fehlte uns die Durchschlagskraft. Das war ein wirkliches Spitzenspiel. Der Sieg von Bietigheim geht in Ordnung".

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