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Ludwigsburger Kreiszeitung
Grippewelle und Erlangen überfordern die Bietigheimer

Der Tabellenführer HC Erlangen war für Handball-Zweitbundesligist SG BBM Bietigheim eine Nummer zu groß. Trotz tapferer Gegenwehr unterlag die SG mit 28:31 (14:16).

Die erste bittere Pille hatten die SG-Verantwortlichen bereits vor dem Anpfiff zu schlucken. Nur 1312 Zuschauer wollten die mit Abstand beste und attraktivste Zweitliga-mannschaft in Aktion sehen, obwohl die SG zuvor mit dem Derbysieg in Neuhausen bestmögliche Werbung betrieben hatte.
Solche Sorgen kennt man beim Zuschauerkrösus Erlangen nicht. Fast 200 HCE-Fans, die in der Eishockey-Arena über 60 Minuten für Rabatz sorgten, wie man es sonst nur vom Fußballplatz kennt, begleiteten die Franken ins Schwabenland. Und die hatten bereits nach acht Minuten Grund zum jubeln, als ihr überragender Spielmacher Martin Stranovsky zur 5:1-Führung traf.
Nach einer Zeitstrafe gegen den 145-fachen Nationalspieler Sebastian Preiß, nutzte Christian Schäfer die Überzahl und verkürzte mit einem frechen Heber auf 4:5 (12. Minute). Im Stile einer Spitzenmannschaft konterten die Gäste und bauten ihre Führung bis zur 24. Minute auf fünf Tore aus (14:9). Es folgte die stärkste Phase der Ellentäler, die durch Treffer von Robin Haller (2), Gerdas Babarskas sowie einem Doppelschlag von Jonathan Scholz bis auf ein Tor herankamen (14:15).
Zuvor hatte SG-Keeper Stanislaw Gorobtschuk einige Male glänzend pariert. Wie ein Genickschlag wirkte das 14:16 von HCE-Torjäger Nikolai Link, der bei angezeigtem Zeitspiel eine Sekunde vor dem Pausenpfiff die Kugel in die Maschen jagte.
In der zweiten Spielhälfte lag Erlangen bis zur 46. Minute durchgängig mit drei bis vier Toren vorne. Erst als der glänzend aufgelegte SG-Linksaußen Andre Lohrbach mit einem Doppelschlag auf 22:24 verkürzte, durften die Gastgeber nochmals hoffen. Doch während bei Bietigheim auf Grund der Grippewelle unter der Woche die Kräfte schwanden, setzten sich die mit einem breiten Kader ausgestatteten Erlanger bis zur 54. Minute auf 23:29 ab. Ein letztes Aufbäumen, ausgehend von einer offensiven Manndeckung, brachte die SG noch auf 28:31 heran. SG-Trainer Hartmut Mayerhoffer zog angesichts der vielen angeschlagenen Spieler ein positives Fazit: „Wir haben dem Aufstiegsfavoriten einen großen Kampf geliefert. Um gegen Erlangen zu gewinnen haben uns die Alternativen von der Bank gefehlt.“ So musste Youngster Max Emanuel fast komplett durchspielen, Linkshänder Tim Dahlhaus nach seiner Grippe über einen Kurzeinsatz nicht hinauskam.
SG BBM: Gorobtschuk, Edvardsson; Lohrbach (7/4), Schäfer (4/1), Salzer (4), Haller (3), Scholz (3), Barthe (2), Rentschler (1), Dahlhaus (1), Babarskas (1), Döll (1), Emanuel (1), Emrich.


Bietigheimer Zeitung
SG BBM zieht sich achtbar aus der Affäre

Auch der Handball-Zweitligist SG BBM Bietigheim konnte den HC Erlangen auf seinem Weg zum Titel nicht aufhalten. Der designierte Meister aus Franken setzte sich in der EgeTrans-Arena mit 31:28 durch.

Die ersten Glückwünsche vorab zur Meisterschaft und zum direkten Wiederaufstieg blockte Robert Andersson am Samstagabend ab. "Wir genießen den Aufstieg erst dann, wenn wir rechnerisch durch sind. Bis dahin wollen wir alles geben und müssen jeden Tag hart arbeiten, um unser Ziel, die Erste Liga, zu erreichen. Man darf nie zufrieden sein", stellte der schwedische Coach des HC Erlangen nach dem 31:28-Erfolg seiner Mannschaft bei der SG BBM Bietigheim fest. Da der Titelrivale TSV GWD Minden in Wilhelmshaven patzte, führt Erlangen die Zweitliga-Tabelle mit nun vier Zählern an. Zu Rang vier, dem ersten Nichtaufstiegsrang, beträgt der Vorsprung sogar schon neun Punkte. Die Meisterschaft scheint für den HCE nur noch Formsache zu sein.

Umso höher ist die starke Leistung zu bewerten, die das Bietigheimer Team gegen den Topklub aus dem Frankenland am Samstag in der EgeTrans-Arena gezeigt hat - zumal die SG BBM personell gehandicapt war: Mit den zwei Linkshändern Max Emanuel und Tim Dahlhaus sowie Torhüter Aron Edvardsson gingen drei Akteure grippegeschwächt in die Partie. In der zweiten Hälfte fiel dann auch noch Kreisläufer und Abwehrstabilisator Patrick Rentschler mit Rückenbeschwerden aus.

In der Anfangsphase deutete zunächst einiges auf ein Bietigheimer Heimdebakel hin. Emanuel warf die Spielgemeinschaft zwar zum ersten - und auch zum letzten Mal - in Front. Da die Gastgeber die nächsten Minuten verpennten und in der Abwehr allzu sorglos agierten, zog Erlangen auf 5:1 davon. Bereits in der sechsten Minute nahm SG-Coach Hartmut Mayerhoffer die erste Auszeit und redete seinen Jungs ins Gewissen. Eine Maßnahme, die fruchtete. Denn fortan stabilisierten sich die Bietigheimer sowohl in der Abwehr als auch im Angriff und lieferten dem Tabellenführer einen harten Kampf. Vor allem Kapitän Timo Salzer lief zur Bestform auf und riss seine Mitspieler mit. Auch Torhüter Stanislav Gorobtschuk glänzte mit einigen Paraden und vertrat Edvardsson würdig. Mit einem 5:1-Lauf verkürzte die SG BBM bis zur 30. Minute auf 14:15.

Turbulent ging es kurz vor der Pause zu: Die Schiedsrichter-Brüder Fabian und Christian vom Dorff sprachen dem HCE einen letzten Freiwurf zu. Kurz vor dessen Ausführung zupfte Mayerhoffer am Spielfeldrand am Trikot des Erlangers Nikolai Link, der sich dadurch provoziert fühlte. Es folgten tumultartige Szenen. "Das war ein reiner Spaß, den er aber anders aufgefasst hat. Das war alles völlig harmlos und ohne einen Hintergedanken", klärte Mayerhoffer die Situation später auf. Er und Link hatten einst jahrelang beim TSV Friedberg zusammengearbeitet.

Bei den 200 mitgereisten Erlanger Fans war Mayerhoffer nach dieser Aktion nun allerdings der Buhmann: Wüste Beschimpfungen und Pfiffe begleiteten den Bietigheimer Trainer nach den ersten 30 Minuten in die Kabine. Kurz zuvor hatte Link in der letzten Sekunde der ersten Hälfte noch das 14:16 erzielt.

Auch im zweiten Durchgang gab die SG BBM nie klein bei und zeigte Moral - selbst als sie mit vier bis sechs Treffern zurücklag. Immer wieder arbeitete sich Bietigheim heran. Der Spielkultur des Spitzenreiters setzten Salzer und Co. jede Menge Kampfgeist entgegen. Speziell Mittelmann Martin Stranovsky und Rückraum-Shooter Link ließen sich jedoch nie wirklich bändigen. Die beiden Erlanger waren am Ende mit je sieben Toren auch die besten Werfer des Abends. Bei Bietigheim kam Linksaußen André Lohrbach auf sieben Treffer, darunter vier per Siebenmeter. Die SG kam bis Spielende nie näher als auf zwei Tore heran. Beim 22:24 (48.) schnupperten die Hausherren letztmals an einer Überraschung. Am Ende brachte der HCE den verdienten Auswärtssieg aber souverän über die Zeit.

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