Stuttgarter Nachrichten
Sandkühler jagt die großen Fische


Er ist ein Quereinsteiger aus dem Basketball, dennoch ruhen bei Handball-Bundesliga-Absteiger SG BBM Bietigheim große Hoffnungen auf den neuen Geschäftsführer Jochen Sandkühler. Der Marketing-Experte plant den Wiederaufstieg und sucht dafür Partner.

Stuttgart - Jochen Sandkühler, der neue Geschäftsführer von Handball-Bundesligist SG BBM Bietigheim, ist Realist. „Wenn mich jemand fragt, ob ich einen Handball im Tor versenken kann, muss ich sagen: Nein.“ Trotzdem hat ihn die SG als Nachfolger von Timo Schön installiert. Der 49-Jährige besitzt andere Qualitäten und Erfahrungen im Sportbusiness: in Personalführung, Sponsorenakquise sowie im Marketing.

Vor allem hat Sandkühler ein großes Netzwerk innerhalb des Sports. Zuletzt leitete der gelernte Betriebswissenschaftler die BWA – Basketball-Werbeagentur, die als Schnittstelle zwischen Verband und Sponsoren fungiert. Sein Fokus liegt auf dem Sportmanagement – da gibt es zwischen Basketball, der Sportart, in der Sandkühler es als Spieler bis in die zweite Regionalliga schaffte („Ich war zu langsam für mehr“), und Handball nur „marginale Unterschiede“.

Dass die SG BBM nach einem Jahr Erstligazugehörigkeit direkt aus dem Oberhaus absteigt, war weder für ihn noch für Experten oder das Umfeld eine Überraschung.

Das Ziel: eine solide wirtschaftliche Basis
„Der Aufstieg kam zu früh“, betont auch Trainer Hartmut Mayerhoffer. Deshalb ist die Zielsetzung für seinen neuen Chef Sandkühler klar: eine solide wirtschaftliche Basis zu schaffen. Die Kaderplanung überlässt er größtenteils den Trainern und Teammanager Jens Rith. „Natürlich ist sportlicher Erfolg auch eine Frage des Geldes“, meint Sandkühler, „wir peilen deshalb einen Etat an, mit dem wir langfristig in der ersten Liga mithalten können.“

Wie lange das dauern wird, wagt er nicht zu prognostizieren. Nur so viel: „Es ist nicht realistisch, dass wir in drei Jahren unseren Etat verdoppeln.“ Denn die Bietigheimer haben zwar ein breites Fundament an kleineren Sponsoren – doch die reichen nicht.

Um künftig in der Beletage des Handballs konkurrenzfähig zu sein, gilt es, größere Fische an Land zu ziehen. Das ist nicht nur eine Frage des Geschicks, sondern auch immer ein Stück weit Glück, weiß Sandkühler. „Es kann sein, dass ein potenzieller Sponsor mich mag oder eben nicht“, meint der gebürtige Recklinghausener, „es gilt, die Augen offenzuhalten und, wenn sich eine Gelegenheit bietet, zuzuschlagen.“

Sandkühler hat viele Pläne im Kopf
Jochen Sandkühler verspricht vor allem eins: Fleiß bei der Arbeit. Pläne schwirren dem 49-Jährigen genug im Kopf herum. Sie gehen von der Weiterentwicklung der Talentschmiede über mehr Hallenzeiten für den eigenen Club bis hin zu Kooperationen mit den Vereinen aus der Region. Aber: Ganz so präzise scheinen diese Vorhaben noch nicht zu sein. „Es gibt für keinen Verein und kein Unternehmen einen Masterplan, das muss sich Schritt für Schritt entwickeln. Vor allem geht nicht alles gleichzeitig“, erklärt Sandkühler.

Mit Feuereifer ist er trotzdem am Werk und knüpft Kontakte in der Politik, im Sport und in der Region. Die Tatsache, dass nicht nur andere Handballclubs aus der Region (Frisch Auf Göppingen, TV Bittenfeld, TV Neuhausen), sondern auch Fußball-, Basketball- und Eishockeyvereine um Sponsoren buhlen, macht Sandkühler keine Sorgen.

„Ich kann nicht anfangen zu weinen, nur weil Frisch Auf Göppingen uns eventuell einen Sponsor wegschnappt“, sagt Sandkühler, „man weiß nie, wo sich eine Tür öffnet.“ Deshalb hat er sich bereits bei den Verantwortlichen der Deutschen Handball-Liga (HBL) und beim Deutschen Handball-Bund (DHB) sowie bei einigen Politikern aus der Region vorgestellt.

Dass die SG BBM früher oder später wieder in die erste Liga aufsteigen kann, davon ist der Geschäftsführer überzeugt. Zumal die vergangene Spielzeit „Bock auf mehr“ Erstliga-Handball in Bietigheim gemacht hat. Sandkühler schielt auf mögliche Geldgeber, die diese Saison bei den Spielen anwesend waren und das Potenzial erkannt haben, welches im Ellental schlummert.

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