Bietigheimer Zeitung
Tempospiel nur eine Halbzeit lang
Der Sensation gegen den THW Kiel und der Enttäuschung in Wetzlar hat Handball-Bundesligist TBV Lemgo am Sonntag ein "normales" Ergebnis folgen lassen. Mit 37:30 (18:17) über die SG BBM Bietigheim endete die Doppelschicht positiv.
Lange Gesichter gab es beim TBV Lemgo trotz des 37:30-Sieges über den Aufsteiger SG BBM Bietigheim und 4:2 Start-Punkten. Der Grund: die vielen blauen Sitze. Der bundesweit Aufsehen erregende Coup gegen den THW Kiel wurde in keinster Weise honoriert. Nur 3026 Zuschauer passierten die Pforten der Lipperlandhalle.
Eine lange Anlaufphase benötigten auch die TBV-Spieler, um gegen die etwas ausgeruhteren Gäste in die Spur zu kommen. Nach zwei technischen Fehlern in den ersten 40 Sekunden ging Bietigheim schnell mit 2:0 in Führung und setzte die Hausherren fortan mit rasantem Tempospiel unter Druck. Nur schwer zu kontrollieren war der zehnfache Torschütze Robin Haller, der von den unterschiedlichsten Positionen traf. Die Bietigheimer zogen ihr Tempospiel aber nur eine Halbzeit lang durch.
Erst nach dem 20:20 (34.) riss der TBV Lemgo die Partie an sich und zog vorentscheidend auf 26:20 (40.) davon. Für die Glanzlichter sorgten Tim Hornke (10/2) und Patrick Zieker, der gegen seinen Ex-Verein vier Treffer zum 37:30 beisteuerte. Ebenfalls eine hundertprozentige Quote schaffte Hendrik Pekeler (7).
"Ich bin froh, dass wir jetzt schon vier Punkte auf unserem Konto haben. Die sind auch notwendig, wenn man die anderen Ergebnisse so sieht", wertete Trainer Niels Pfannenschmidt vom TBV den Saisonauftakt nach dem Sieg gegen den Neuling als gelungen.
"Uns sind in der ersten Hälfte sehr viele technische Fehler in der Vorwärtsbewegung unterlaufen. Dabei hatten wir uns vorgenommen, den Druck rauszunehmen, denn Bietigheim spielt total unbequem. Die sind klein, quirlig, frech, unheimlich schnell und haben nichts zu verlieren. Auch selbst im Spiel Sechs gegen Sechs haben wir Tore kassiert", listete TBV-Kapitän Rolf Hermann gleich eine ganze Latte an Mängeln herunter. "Nach der Pause haben wir dann ja doch noch einigermaßen die Kurve bekommen", so Hermann. Die entscheidende Wende nahm die Partie vom 20:20 (34.) zum 26:20, das mit Timm Schneider (40.) der Schlüsselspieler dieser Phase erzielte. Zweimal schnappte er sich einen Ball in der Abwehr und schickte Pekeler und Hornke auf die Reise. Zudem legte Schneider perfekt auf Niemeyer auf. Hatte der TBV in dieser Hochzeit eine Überzahl zu zwei Toren genutzt, stellte er sich fortan bei numerischem Plus ungeschickt an.
"Unser Überzahlspiel war eine Katastrophe. Das Entscheidungsverhalten passte nicht", lautete Pfannenschmidts größter Kritikpunkt. Doch es gab auch positive Aspekte. "Taktisch haben wir auf den Punkt gespielt", hob er auf die durch viele Einläufer zur Geltung gebrachten körperlichen Vorteile am Kreis ab. Und im Gegensatz zu Wetzlar (nur fünf Gegenstoß-Tore) war auch das Tempospiel mit 15 schnellen Treffern deutlich effektiver. Ein Lob gab es für Tim Hornke, der bei elf Versuchen zehn Tore erzielte.