Weser Kurier

Coors nimmt einen neuen Anlauf

Tim Coors ist zweifelsfrei das größte Handball-Talent, das Delmenhorst in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat. Nach einer starken Rückrunde in der 2. Liga feierte der 26-Jährige mit der SG BBM Bietigheim den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Coors selbst wird dort allerdings nicht auflaufen. Er wechselt zu den HF Springe in die 3. Liga.

Schon als Nachwuchsspieler war Delmenhorst schnell nicht mehr groß genug für ihn, also entschied sich Tim Coors für einen Wechsel zum TV Neerstedt. Später ging es weiter nach Varel, von dort aus dann zur SG BBM Bietigheim, jenem Verein, mit dem Coors vor wenigen Wochen den größten Erfolg seiner Laufbahn feierte: den Aufstieg in die Bundesliga. Wenn seine Teamkollegen in der neuen Saison im Oberhaus des deutschen Handballs antreten, ist der 26-Jährige allerdings nicht mehr mit dabei. Er hat kein neues Angebot bekommen und wechselt zum Drittligisten HF Springe. „Der Wechsel ist zwar ein sportlicher Abstieg, aber das Gesamtpaket stimmt“, erklärt der Linkshänder.

Weil sich Bietigheim bis Mai nicht klar für eine weitere Zusammenarbeit mit Coors aussprach, entschied sich der Student, die Stadt in der Nähe von Karlsruhe zu verlassen. Coors hatte in der 2. Liga eine schwache Hinrunde gespielt, sodass es bereits früh danach aussah, dass sich die Wege trennen sollten. Dann jedoch verletzte sich Hannes Lindt, Coors’ Konkurrent im rechten Rückraum, und der Delmenhorster nutzte seine Chance. Bis zu seinem Handbruch im April zeigte der 26-Jährige starke Leistungen. „Gegen Leipzig habe ich in der ersten Hälfte einen harten Schlag auf den Daumen bekommen“, erinnert sich Coors, der in jener Partie nach der Pause mit einem Tapeverband weiterspielte und zum wichtigen 30:28-Erfolg drei Tore beisteuerte – alle fielen in Durchgang zwei, alle erzielt mit der gebrochenen Hand.

Generell hat sich der Delmenhorster während seines dritten Jahres in Bietigheim im Abwehr- und Angriffsspiel weiterentwickelt. „Dafür ist Trainer Hartmut Mayerhoffer verantwortlich“, betont er. Trotz der starken Auftritte von Coors haben sich die Verantwortlichen nicht klar zu ihm bekannt. Dafür flatterten dem Linkshänder andere Offerten ins Haus. Der Erstliga-Absteiger TV Emsdetten war sehr an einer Verpflichtung des Halbrechten interessiert, verlangte aber bereits im Februar eine Entscheidung – zu einem Zeitpunkt, an dem sich Coors noch nicht entscheiden wollte. „Ich wäre gerne bei Bietigheim geblieben und hätte dort Bundesliga gespielt“, begründet er sein Zögern. Neben Emsdetten waren auch Klubs aus der 1. Dänischen Liga am Delmenhorster dran, „ein Wechsel ins Ausland kam für mich wegen meines Studiums aber nicht infrage“. Als Mitte Mai dann noch immer kein Angebot aus Bietigheim vorlag, nahm Coors das eines weiteren Interessenten an und sagte dem Drittligisten HF Springe zu.

Wegen des Handballs hat der Rückraumspieler sein berufliches Fortkommen in den vergangenen Jahren etwas schleifen lassen. Während seiner Zeit beim damaligen Zweitligisten Varel hatte er in Bremen Maschinenbau studiert. Nach dem Wechsel zur SG BBM Bietigheim wurden viele seiner erbrachten Leistungen in Baden-Württemberg aber nicht anerkannt. Coors wechselte das Fach, studiert seitdem Chemie und möchte seinen Bachelor an der Universität Hannover machen. Springe liegt nur rund 30 Kilometer von der niedersächsischen Landeshauptstadt entfernt.

„Springe spielt einen schnellen Ball, setzt sehr viel auf Tempo“ weiß Coors über sein neues Team, mit dem er im Juni in die Vorbereitung startet. In der abgelaufenen Saison hatte der Verein bis zuletzt auf den Aufstieg in die 2. Liga gehofft, ging aber leer aus, da alle vier sportlichen Aufsteiger aus den 3. Ligen die Lizenzauflagen erfüllten. Coors, dessen Vertrag zunächst ein Jahr lang läuft, will mit Springe in der kommenden Saison nun einen neuen Anlauf starten. In der Nordstaffel der 3. Liga wartet dabei eventuell ein ganz besonderer Gegner: der HSV Hamburg, der keine Lizenz für die Bundesliga erhalten hat.

Auch aus der Ferne will Tim Coors übrigens den Weg seines Ex-Klubs Bietigheim in der Bundesliga verfolgen: „Ich denke schon, dass sie den Klassenerhalt schaffen können“, sagt er.

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