SG BBM: Handballer beenden auch den Eisenacher Höhenflug
Die Handballer der SG BBM Bietigheim entwickeln sich in der Zweiten Bundesliga allmählich zu Serienkillern für Teams aus dem Osten. Erst stoppten sie den Höhenflug des HC Empor Rostock. Am Ostersamstag war der Tabellendritte ThSV Eisenach das nächste Opfer.
So macht Ostern Spaß: Der Samstagabend wurde für die Zweitliga-Handballer der SG BBM Bietigheim zu einer einzigen Sause. Die Mannschaft tanzte nach dem 28:22-Heimsieg gegen den sonst so auswärtsstarken Tabellendritten ThSV Eisenach ausgelassen im Kreis und intonierte passend zur aufgelegten Musik "Oh, wie ist das schön". Torjäger Robin Haller schlitterte anschließend mit Elan auf dem Bauch in eine Werbebande, während der Rest des Teams die stehenden Ovationen der Zuschauer genoss. Und Coach Jochen Zürn bekam noch während der Pressekonferenz eine Wasserdusche verpasst. Keine Frage: In der mit 1.310 Zuschauern fast vollen Viadukthalle - die bisherige Bestmarke in dieser Runde - herrschte der Ausnahmezustand.
In den 60 Minuten zuvor hatte sich die SG BBM einen großen Sieg gegen einen Großen der Liga erkämpft. Der langjährige Erstligist aus Eisenach strebt mit Macht die Rückkehr in die Eliteklasse an und hatte sich zuletzt mit fünf Siegen in Serie als dritte Kraft im Handball-Unterhaus etabliert. Durch die am Samstag erlittene Pleite des ThSV ist der Kampf um Platz drei nun wieder etwas offener geworden. Mit dem vierten doppelten Punktgewinn hintereinander hat sich auch Bietigheim als Tabellenfünfter wieder nachdrücklich ins Gespräch gebracht, was den Aufstieg angeht. Der Abstand zum dritten Rang ist auf drei Pluspunkte geschrumpft. "Eigentlich ist es schade, dass wir jetzt eine dreiwöchige Spielpause haben. Am liebsten würden wir am nächsten Wochenende gleich wieder spielen", meinte Kapitän Christian Heuberger.
Tatsächlich scheinen die Zürn-Schützlinge pünktlich zum Saisonendspurt in Bestform zu sein. Es war imponierend, wie gut die ohne die verletzten Thorsten Salzer, Pierre Freudl und Pascal Durak angetretenen Bietigheimer den ThSV in Schach hielten. Die Abwehr und allen voran der Innenblock mit Heuberger und Patrick Rentschler boten eine tadellose Vorstellung und zogen der Offensive der Thüringer den Zahn. Andreas Blodig führte gekonnt Regie und sorgte im Wechselspiel mit Timo Salzer für viele temporeiche Angriffe. Rückraumspieler Tim Coors trumpfte ebenfalls groß auf und wurde sogar als Bietigheimer Spieler des Abends gewürdigt. Eine Ehre, die auch Christian Schäfer verdient gehabt hätte. Der in dieser Saison bisher so überragende Rechtsaußen legte einmal mehr seinen Killerinstinkt an den Tag und war am Ende mit zehn Treffern wieder der beste Werfer der Partie.
Bei Eisenach erreichten dagegen allenfalls der Lette Girts Lilienfelds und Torwart-Routinier Radek Musil ihre Normalform. Der Rest des mit vielen Stars gespickten Kaders enttäuschte auf der ganzen Linie. Völlig von der Rolle war der isländische Nationalspieler Hannes Jon Jonsson. Der Regisseur schoss zwar sechs Tore, produzierte aber so viele technische Fehler, dass ihn sein Coach Adalsteinn Eyjolfsson nach dem Duell öffentlich rügte. Der zu Beginn am Kreis aufgebotene Nikolai Hansen sah gegen das Duo Rentschler und Heuberger ebenfalls kein Land, und so nahm Eyjolfsson den bulligen Dänen rasch wieder aus dem Spiel. Doch auch Hansens Vertreter Benjamin Trautvetter machte gegen die energisch zupackende Bietigheimer Defensive fortan kaum einen Stich.
Ab dem 6:4 lag die SG BBM ständig mit mindestens zwei Treffern in Führung. Zur Pause hieß es bereits 13:10 für Bietigheim. Nach dem Seitenwechsel zogen die Hausherren bis zur 48. Minute auf 22:16 davon, ehe sie sich ihren einzigen Hänger erlaubten. Mit vier Toren in Folge verkürzte Eisenach prompt auf 20:22 (53.). Doch mit der lautstarken Unterstützung des Publikums im Rücken bekamen die Bietigheimer die zweite Luft und warfen mit einem fulminanten Endspurt und zum Teil wunderschön herausgespielten Treffern einen 28:22-Erfolg heraus. Die Belohnung folgte auf dem Fuß: Zürn gab seinen Mannen bis zum 8. April frei, damit sie für die letzten acht Saisonspiele ihre Akkus aufladen können - und eventuell sogar für den Aufstiegskampf.
Stimmen zum Spiel Adalsteinn Eyjolfsson, Trainer des ThSV Eisenach: Dass es bei uns diesmal nicht so lief, lag an der guten Leistung von Bietigheim. Die SG BBM hat souverän und verdient gewonnen. Unsere Deckung war dabei nicht das Problem, sondern die vielen technischen Fehler vorne. Wir haben in keiner Phase ins Spiel und zu unserem Rhythmus gefunden. Das war heute nicht der wahre ThSV. Wir müssen uns gewaltig steigern.
Jochen "Skibbe" Zürn, Coach der SG BBM Bietigheim: Das war ein sehr gutes Heimspiel. Die Stimmung in der Halle war grandios. In Rostock habe ich der Mannschaft im Kreis gesagt, dass ich mir zum Geburtstag von ihr nicht zwei Ostereier wünsche, sondern eine gute Leistung gegen Eisenach. Das haben die Jungs klasse gemacht. Wir sind stolz, dass wir zu so einem Spitzenspiel dazugehören. Durch den Sieg sind wir einen Schritt näher an Eisenach herangerückt. Das war unser Ziel. Kompliment an meine Mannschaft.
Tim Coors, Bietigheimer Handballer des Abends: Alle Spieler hätte es heute verdient, als bester Spieler ausgezeichnet zu werden. Das war eine Topleistung der ganzen Mannschaft. Die Halle hat richtig gebrodelt. Das hat uns gepusht. Um die 50. Minute hatten wir wieder einen Hänger, aber nach "Skibbes" Auszeit haben wir uns gottseidank wieder gefangen und den Gegner mit sechs Toren nach Hause geschickt.
Christian Heuberger, Kapitän der SG BBM: Dass der Trainer heute Geburtstag hatte, war ein schöner Nebeneffekt. Der Fokus lag aber auf dem Spiel gegen Eisenach. Wir wollten unsere Serie fortsetzen und zu Hause wieder einen Großen der Liga schlagen. Der Kampf um den dritten Platz wird sich am letzten Spieltag entscheiden. Wir wollen alle noch möglichen Punkte holen. Was am Ende herauskommt, wird man sehen.
Ludwigsburger Kreiszeitung
Sieg statt Sangeseinlage für das Geburtstagskind
Eine phasenweise wie entfesselt aufspielende SG BBM Bietigheim fegte in der 2. Handball-Bundesliga den Aufstiegsaspiranten ThSV Eisenach mit 28:22 (13:10) vom Parkett. Rechtsaußen Christian Schäfer traf dabei zehnmal.
Nur das Geburtstagständchen für SG-Trainer Jochen Zürn fehlte an einem ansonsten traumhaften Handballabend vor den 1350 begeisterten Zuschauern. Als Ersatz für die Sangeseinlage verpasste Kapitän Christian Heuberger dem 51 Jahre alt gewordenen Zürn bei der Pressekonferenz eine Dusche. Der hatte bereits Tage zuvor klargestellt, was sein größter Festtagswunsch sei: „Als wir nach dem Sieg in Rostock einen Kreis bildeten, sagte ich der Mannschaft zum Geburtstag wünsche ich mir einen Sieg gegen Eisenach“.
Vor Spielbeginn gab zwar der Trompeter der 100 mitgereisten lautstarken Thüringer Fans den Ton an, auf dem Spielfeld bestimmte von Beginn an die SG die Musik. Nach dem 3:0-Blitzstart durch Treffer von Andreas Blodig und Christian Schäfer (2) zogen die Bietigheimer gegen den Tabellendritten aus Eisenach auf 11:6 (19. Minute) davon.
Weil die SG-Defensive mit dem exzellent arbeitenden Innenblock Heuberger/Patrick Rentschler den Eisenacher Star Jon Hannes Jonsson im Griff hatte, reichte es zur 13:10-Pausenführung. Zu Beginn der zweiten Hälfte legten die Ellentäler noch eine Schippe drauf und zelebrierten ihren gefürchteten Tempohandball. Tim Coors, Blodig sowie Schäfer per Gegenstoß erhöhten auf 18:13 (39.).
Die mit Macht in die 1. Liga strebenden Wartburgstädter kamen jedoch zurück und hofften beim 22:20 (53.) auf ihren sechsten Sieg in Folge. SG-Coach Zürn stoppte die Aufholjagd der Gäste und gab in der Auszeit letzte taktische Anweisungen. Prompt tauchte nach Wiederanpfiff Spielmacher Blodig plötzlich frei am Kreis auf und netzte zum 23:20 ein.
Die Viadukthalle wurde vollends zum Tollhaus, als Robin Haller mit einem frechen Heber sowie Schäfer mit zwei blitzschnellen Kontern binnen zwei Minuten auf 26:21 (56.) erhöhten. Das Sahnehäubchen gelang Haller mit einem Kempa-Trick- Treffer zum 28:21. „Die Halle hat gebrodelt. Das hat uns wahnsinnig gepusht“, gab Tim Coors den Dank der Mannschaft an ihre Fans weiter.
Durch diesen Überraschungscoup ist die SG bis auf drei Pluspunkte an die Aufstiegsplätze heran gerückt.
SG BBM Bietigheim:Hacko; Schäfer (10/4), Blodig (5), Heuberger (4), Coors (3), Haller (2), Lohrbach (2), Timo Salzer (2), Schulz, Patrick Rentschler, Marco Rentschler, Schulz.