Leipziger Volkszeitung

Handball-Krimi in Bietigheim: Gerlich sichert dem SC DHfK Leipzig Sieg in letzter Sekunde

 Es gibt ihn doch – den Handballgott. Er vergisst nichts und hat sich am Mittwochabend beim Auswärtsspiel gegen die SG BBM Bietigheim das grün-weiße Trikot des SC DHfK übergestreift. Matthias Gerlich sicherte den Gästen mit einem direkt verwandelten Freiwurf in der Schlusssekunde den 29:28-Auswärtssieg. Bereits die Sekunden vor Gerlichs-Geschoss waren dramatisch.

Da hatte sich Philipp Seitle den Ball geschnappt und schon einmal den Siegtreffer erzielt. Die Schiedsrichter Thomas Kern und Thorsten Kuschel pfiffen dieses Tor aber zurück, weil noch einige Mitspieler im Neun-Meter-Kreis lagen. Es folgten heftige Diskussionen in deren Folge erst René Boese und kurz darauf auch Seitle für zwei Minuten vom Platz geschickt wurden. Zumindest Gerlich ließ sich von der Hektik nicht anstecken.


„Wir waren den Sieg nach dem Spiel gegen Hamm-Westfalen schuldig“, sagte der Matchwinner nach dem Schlusspfiff. Am vergangenen Sonntag mussten die Leipziger in der Schlusssekunde einen Treffer hinnehmen und verschenkten damit mit einem 30:30 den schon sicher geglaubten Sieg. Kein Einzelfall in dieser Saison. Auch gegen die HG Saarlouis musste der SC DHfK in der letzten Sekunde noch ein Tor hinnehmen und verlor in eigener Halle mit 23:24. Nun also hatten die Leipziger das Glück auf ihrer Seite.

Auch wenn DHfK-Trainer Uwe Jungandreas derzeit nicht auf die Tabelle schaut, mit den beiden Punkten aus Bietigheim haben sich die Grün-Weißen etwas Luft im Kampf um den Klassenerhalt verschafft. Mit nunmehr 19 Punkten belegen sie den 14. Tabellenplatz und haben drei Punkte Vorsprung auf einen Astiegsplatz.. "Großes Kompliment für diesen großen Kampf“, kommentierte der Coach die Leistung seiner Jungs. Wenn seine Rechnung aufgeht, müssen die Zweitligahandballer aus den noch ausstehenden 14 Spielen weitere elf Punkte sammeln, um die Klasse zu halten. "Ich glaube, dass man dafür dieses Jahr 30 Punkte benötigt", so Jungandreas.

Die Leipziger fanden anfangs schwer in die Partie. Abstimmungsprobleme in der Mitte und das mangelnde Glück beim Abschluss ließen die SG BBM davonziehen. Als die Baden-Württemberger zum 6:2 trafen, zog Jungandreas seinerseits die Notbremse und nahm die erste Auszeit. In der Folge stabilisierten sich die Grün-Weißen und Tor für Tor überwanden sie die starke Abwehr Bietigheim. Mit dem Anschlusstreffer durch Steve Baumgärtel in der 19. Minute zum 8:9 gelangten die Leipziger wieder auf Schlagdistanz.

Der DHfK-Trainer wechselte nun fleißig durch: Igor Levshin kam für Gabor Pulay ins Tor. Nachdem Kapitän Thomas Oehlrich sich wegen Meckerns schon Ende der ersten Halbzeit die zweite Zeitstrafe fing, kam Rico Göde. Vor allem Levshin stabilisierte das Spiel merklich. So ging es mit einem 12:13 in die Pause.

"Das Glück kann man gar nicht beschreiben"

In der zweiten Hälfte schienen die Gäste schon auf die Siegerstraße abgebogen zu sein, als Alexander Feld in der 46. Minute zum 23:30 traf. Die SG BBM stemmte sich aber gegen die Niederlage und lag in der 51. Minute noch einmal mit 25:24 in Front. Es folgte ein offener Schlagabtausch mit dem besseren Ende für den SC DHfK.

"Das Glück kann man gar nicht beschreiben, das heute zu uns zurück gekommen ist", meinte Feld. Er führte in der Partie nicht nur klug Regie sondern erzielte auch selbst noch sieben Tore.

„Das ist Sport! Wir haben am Sonntag einen Punkt liegen gelassen, heute glücklich gewonnen", freute sich Trainer Uwe Jungandreas nach dem Spiel und fügt hinzu: "Das war wichtig." Der SC DHfK holte aus den letzten drei Partien 5:1 Zähler. Die nächsten Punkte warten auf den Leipziger Zweitligisten am Samstag, den 16. März, in Wuppertal. Der Bergische HC empfängt dann die Grün-Weißen um 18.15 Uhr.

SC DHfK Leipzig: Levshin (T), Pulay (T), Streitenberger 1, Krzikalla, Baumgärtel 3, Oehlrich 3, Binder, Ogano, Gerlich 8, Boese 6 (4), Riehn 1, Seitle, Feld (7), Göde, Emanuel

Zeitstrafen: 6

Siebenmeter: 4/4

SG BBM Bietigheim: Hacko (T), Welz (T), Haller 4, Rentschler, Timo Salzer  2, Heuberger 3, Schäfer 8 (4), Coors, Blodig 1, Durak, Freudl 5, Thorsten Salzer 2, Schulz 1, Lohrbach 3

Zeitstrafen: 6

Siebenmeter: 4/4

Zuschauer: 815



Ludwigsburger Kreiszeitung

K.o. erst nach Ablauf der 60 Minuten

In der altehrwürdigen Viadukthalle hat es schon viele verrückte Handballspiele gegeben. Gestern erlebten 700 Zuschauer zwischen der SG BBM Bietigheim und dem SC Leipzig nicht nur einen Krimi der besonderen Art, zu allem Überfluss kam die 28:29 (13:12)-Niederlage der Gastgeber erst nach Ablauf der 60 Minuten Spielzeit zustande.

 Nichts für schwache Nerven war der intensive Schlagabtausch, der mit der dritten Niederlage in Folge für den Zweitbundesligisten aus dem Ellental endete.

Über 24:24 (50. Minute), 25:25, 26:26 und 27:27 schaukelte sich die Spannung auf den Siedepunkt. Nach einer umstrittenen Zeitstrafe für Kapitän Christian Heuberger in der entscheidenden Phase stand die SG drei Minuten vor Schluss mit dem Rücken zur Wand und kassierte durch Wirbelwind Alexander Feld den 27:28-Rückstand. Da waren noch 62 Sekunden zu spielen.

Coach Jochen Zürn riskierte alles, nahm Keeper Pascal Welz aus dem Kasten und drückte mit sieben Feldspielern auf den Ausgleich. Und tatsächlich kam Timo Salzer nach einem Klassespielzug völlig frei zum Wurf – 28:28. 17 Sekunden vor dem Ende nahm Leipzigs Trainer Uwe Jungandreas eine Auszeit.

Der letzte Angriff der Sachsen, der nichts mehr einbrachte, setzte der Dramatik noch die Krone auf. Denn die Schiedsrichter sprachen ihnen nach Ablauf der 60 Minuten noch einen Freiwurf zu. Wie es 2,04-Meter-Riese Gerlich schaffte, die Kugel aus dem Stand durch die blaue Mauer zum Siegtreffer ins SG-Gehäuse zu platzieren, konnte keiner begreifen – am wenigsten Zürn und seine Mannen.

Es war der achte Treffer von Neuzugang Gerlich, den die SG nach der Pause ebensowenig in den Griff bekam wie den wendigen Feld (7). Schon in der ersten Halbzeit bekam Bietigheim trotz ständiger Führung keine Konstanz in sein Spiel. 13:12 führte die SG zur Pause. Dann bliesen die abstiegsgefährdeten Gäste zum Gegenschlag, zwangen die Blauen durch ihre Aggressivität immer wieder zu Ballverlusten. Plötzlich lag Leipzig mit 23:20 (46.) in Front. Heuberger und Co. zeigten jedoch starke Moral, Welz entschärfte sogar eine Granate von Gerlich – bei 24:24 begann die Partie von vorn. Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten.

SG BBM:Hacko, Welz; Haller (4), Timo Salzer (2), Heuberger (3), Schäfer (8/4), Blodig (1), Freudl (4), Thorsten Salzer (2), Schulz (1), Lohrbach (3).

Bietigheimer Zeitung

Mit letztem Wurf gelingt Siegtor
Bietigheimer Zweitliga-Handballer verlieren gegen den SC DHfK Leipzig mit 28:29 (13:12)

Mit einem Freiwurf erzielte gestern Abend Matthias Gerlich im Handball-Zweitligaspiel bei der SG BBM Bietigheim nach Ablauf der regulären Spielzeit den 29:28-Siegtreffer für den SC DHfK Leipzig. Für die Bietigheimer war es die dritte Niederlage in Folge.

Als gestern Abend in der Halle am Viadukt in der Zweitliga-Partie zwischen der SG BBM Bietigheim und dem SC DHfK Leipzig die Schlusssirene ertönte, stand die hart umkämpfte, über weite Strecken hektisch geführte Partie 28:28. Ein Ergebnis, das beiden Mannschaften gerecht geworden wäre. Matthias Gerlich, bis dahin schon sieben Mal erfolgreich, durfte aber noch einen Freiwurf ausführen. Dabei täuschte er kurz an und verleitete SG-Torhüter Pascal Welz zu einer Bewegung. Der war dann chancenlos, als der Ball knallhart vom Zwei-Meter-Mann abgefeuert an der Abwehrmauer vorbeiflog und hoch unter der Torlatte einschlug. Die Leipziger feierten den Auswärtssieg wie eine Meisterschaft. Für sie waren es im Kampf um den Klassenerhalt wertvolle zwei Punkte.

Für die SG BBM Bietigheim war es die dritte Niederlage in Folge. Damit ist zumindest vorerst der Anschluss an die Aufstiegsplätze verlorengegangen. Zeit zum Erholen und Verarbeiten der bitten Niederlage bleibt dem Team von Trainer Jochen Zürn keine, denn bereits am morgigen Freitag steht in der Stuttgarter Scharrena das Derby gegen den TV Bittenfeld auf dem Programm.

Gestern scheiterten die Bietigheimer an ihrer Chancenverwertung. Auch wenn gegen die äußerst unangenehm zu spielende Defensivstrategie der Leipziger mit den häufigen Wechseln zwischen einer 3:2:1-Formation und einer 5:1-Abwehr 28 Treffer gelungen waren, so hätten es noch mehr sein können, ja müssen. Aber die Bietigheimer passten sich offensichtlich den unterschiedlichen Varianten an und ließen tollen Angriffszügen mit erfolgreichen Abschlüssen leichtfertige Würfe und überhastete Aktionen folgen.

Die Bietigheimer, denen schon von Beginn an ein oder zwei Leipziger weit entgegenkamen, durchbrachen zunächst geschickt die Abwehrformation und führten rasch mit 4:1. Der erste Treffer der Gäste resultierte in der dritten Minute aus einem Siebenmeter. Das erste Feldtor gelang Leipzig erst in der siebten Minute. Das lag an SG-Torsteher Milos Hacko, der zweimal glänzend gegen Philipp Seitle und Steve Baumgärtel parierte und einmal Glück hatte, dass Seitle nur die Latte traf.

Die in ihren Aktionen vor dem eigenen Kreis nicht zimperlichen Leipziger versuchten in der Offensive meist Matthias Gerlich in Wurfposition zu bringen. Der Neuzugang vom Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen hatte bei seinen ersten drei Einsätzen für Leipzig 20 Tore erzielt. Daran knüpfte er gestern an.

Mit Einsatzbereitschaft, Leidenschaft und Kampf blieben die Gäste dran. Beim 9:6 der SG BBM lagen sie aber wieder drei Tore zurück. Beim 10:10 in der 24. Minute glichen sie dann das erste Mal aus.

Die Bietigheimer waren in der ersten Halbzeit mehrfach nach ihren schnellen Gegenstößen oder nach schönen Kombinationen zu Treffern gekommen.

In der 39. Minute gingen die Gäste beim 17:16 dann erstmals in Führung und lagen beim 19:16 mit drei Toren vorne. Das gelang ihnen auch beim 23:20 nochmals. Als bei der SG BBM der junge Welz im Tor Routinier Hacko ablöste, gab das den Bietigheimern nochmals einen Schub. Zumal Christian Schäfer nicht nur vier Siebenmeter sicher versenkte und weitere vier Treffer aus dem Spiel heraus erzielte, sondern auch noch Gerlich in offener Manndeckung weitgehend aus dem Spiel nahm. Die Gastgeber erkämpften sich beim 25:24 wieder die Führung, lagen noch zweimal vorne und glichen 24 Sekunden vor Schluss auch noch zum 28:28 aus. Dann ließen die Schiedsrichter die Uhr runterlaufen, obwohl sie gegen zwei Leipziger Zeitstrafen aussprachen, nachdem die Gäste einen Freiwurf zu früh ausgeführt hatten. Dadurch durfte Gerlich in aller Ruhe ran - und traf.

"Ein Unentschieden so wie nach der regulären Spielzeit wäre verdient gewesen. Die Niederlage tut uns weh. Wir hatten im Angriff zu viele Schwankungen. Wir haben 28 Tore erzielt und noch sieben ,Freie vergeben. Dadurch haben wir es versäumt, den Sack zuzumachen. Leipzig gehört in der Tabelle nicht da unten hin", meinte SG-Trainer Jochen Zürn.

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