Ludwigsburger Kreiszeitung
SG-Männer verpassen Sprung auf Aufstiegsplätze
Die Veranstaltung war außergewöhnlich, die Stimmung erstklassig – nur die sportliche Ausbeute passte beim Handball-Tag der SG BBM Bietigheim in der Ege-Trans-Arena nicht ganz ins Bild.
Die Zweitliga-Frauen wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und ließen sich als Tabellenführer vom SC Greven 09 nicht aufhalten. Der 37:29 (22:17)-Sieg fiel sozusagen standesgemäß aus.
Zuvor hatte die Bietigheimer A-Jugend den rund sieben Stunden langen Handball-Samstag eingeläutet und musste sich dem Bundesliga-Spitzenreiter JSG Balingen-Weilstetten mit 24:29 (13:13) geschlagen geben.
Über 4000 erwartungsfrohe Zuschauer hofften dann am Abend darauf, dass sich die Zweitliga-Männer um Kapitän Christian Heuberger einen Aufstiegsplatz erobern würden. Doch die gegen den Abstieg kämpfende HG Saarlouis erwies sich als Spielverderber und feierte einen überraschenden 31:29 (13:13)-Sieg auf dem neu verlegten Parkettboden.
Mit einem weiteren Erfolg nach dem 31:28 am vergangenen Mittwoch in Friesenheim wäre das Team von SG-Trainer Jochen Zürn tatsächlich auf Platz 3 vorgerückt, da sich Eisenach eine Heimpleite gegen Rostock geleistet hatte. „Vielleicht war der Druck zu groß, weil wir wussten, etwas Großes erreichen zu können“, suchte der zum Saisonende scheidende Zürn nach Erklärungen.
Die schnelle 3:0-Führung erwies sich als trügerisch, denn Saarlouis Trainer Goran Suton hatte seine Truppe gut auf Bietigheim eingestellt: „Als wir die Chance zum Sieg gesehen haben, haben wir sie genutzt.“ SG-Keeper Milos Hacko parierte zwar drei Strafwürfe, ließ aber auch einige leichte Bälle passieren und wurde nach der Halbzeitpause von Pascal Welz abgelöst.
Die Partie war lange Zeit offen und nach dem 24:23 in der 52. Minute durch einen Siebenmeter von Christian Schäfer schien der Ellental-Express gerade noch rechtzeitig die Kurve zu bekommen. Doch die Gäste schlugen auch bei Unterzahl zurück. Andre Lohrbachs Treffer zum 29:30 beantwortete Merten Krings Sekunden vor Schluss mit dem entscheidenden 31:29.
„Bei uns haben die Emotionen gefehlt und wir haben viele Chancen liegen gelassen“, zeigte sich Bietigheims Spielmacher Andreas Blodig frustriert. Auch Thorsten Salzer beklagte „zu viele Fehler“ im Spiel der SG. Und für Trainer Zürn war entscheidend, „dass wir zu ideenlos, ohne Leidenschaft und mit zu wenig Dynamik in den Zweikämpfen agiert haben.“
SG-Männer: Hacko, Welz; Haller (3 Tore), Schäfer (6/davon 3 Siebenmeter), Heuberger (3), Freudl (1), Lohrbach (3), Blodig (4), Coors (2), Timo Salzer (1), Thorsten Salzer, Rentschler (1), Durak (2), Schulz (3).
Bietigheimer Zeitung
Sprung auf Platz drei verfehlt
Zweitliga-Handballer de SG BBM Bietigheim verlieren gegen die HG Saarlouis mit 29:31 (13:13)
Beim Versuch, vor 4183 Zuschauern Großes zu schaffen, war der Druck und die Erwartungshaltung vielleicht doch zu groß. Durch die 29:31-Niederlage gegen Saarlouis verpasste die SG BBM Bietigheim den Sprung auf Platz drei der Zweiten Handball-Bundesliga.
Die Premiere der SG BBM Bietigheim in der neuen Eis-Arena ging daneben. Vor 4183 Zuschauern verloren die Bietigheimer auf dem auf die Eisfläche verlegten Parkettboden gegen die HG Saarlouis mit 29:31 und schafften nicht den Sprung auf Tabellenplatz drei. Den hätten die SG BBM nach der Heimniederlage des ThSV Eisenach bei einem Sieg übernehmen können.
Für die HG Saarlouis ging es in erster Linie darum, sich mit einer guten Leistung für die 24:38-Heimpleite gegen Eisenach in der Woche zuvor zu rehabilitieren, wie hinterher Trainer Goran Suton erzählte. Als die abstiegsbedrohten Saarländer aber ihre Chance witterten, beim großen Bietigheimer Handball-Event mit drei Bundesligaspielen (A-Jugend, Frauen und Männer) hintereinander den Gastgebern die Feierlaune zu verderben, griffen sie zu und holten sich mit einer vor allem in der zweiten Halbzeit disziplinierten Defensivleistung den verdienten Sieg.
Zu leicht machten es ihnen oft die Gastgeber, die ohne Leidenschaft agierten und selten zu ihrem gefährlichen Angriffsspiel kamen. Auch die Defensive ließ sich am Kreis von Bartosz Janiszewski zu leicht knacken und zudem den überragenden Tim Suton sieben Treffer über halblinks erzielen. SG-Torhüter Milos Hacko wehrte zwar drei Siebenmeter ab, ließ aber ansonsten den einen oder anderen Schuss durchrutschen, der in die Kategorie "nicht unhaltbar" gehörte. SG-Trainer Jochen Zürn vermutete, der Druck, etwas Großes beim Gastspiel in der neuen Arena zu schaffen, sei vielleicht zu groß gewesen.
Dabei ging es gut los für die Gastgeber, die eine 3:0 -Führung aufs Parkett legten. Nach 40 Sekunden hatte Robin Haller den ersten Treffer erzielt. Und weil Hacko zweimal bravourös gehalten hatte und Christian Schäfer zuerst einen Tempogegenstoß erfolgreich abgeschlossen und dann auch noch einen Siebenmeter sicher verwandelt hatte, schien mit dem 3:0 der Weg geebnet zu einem großartigen Auftritt in ungewohnter Umgebung bei toller Stimmung und in Atmosphäre.
Aber das Spiel der SG BBM wollte einfach nicht richtig auf Touren kommen. Zwar knüpfte Andreas Blodig in der Spielmacherrolle anfangs an seine herausragende Leistung vom Mittwochspiel in Ludwigshafen an und sprühte vor Spiellaune, die er auch in spektakuläre Treffer umsetzte, aber seinem Team fehlte nach vorne der Esprit und die Durchschlagskraft. Die 3-2-1-Deckung der Saarländer griff beherzt zu und schloss mehr und mehr die Lücken. In der Defensive ließen die Gastgeber die Gegenspieler zu oft gewähren. Vor allem Suton profitierte davon und nutzte die Zuspiele von Danijel Grgic. Mit dem sperrigen Janiszewski hatten die Bietigheimer am Kreis auch ihre Mühe.
Gar nicht nutzen konnten die Gäste dagegen ihre Chancen bei Siebenmetern. Dreimal wehrte Hacko gegen Dirk Holzner, Otto Fetser und Suton ab, einmal traf Suton nur den Pfosten. Ersetzen musste die HG mit Daniel Fontaine einen ihrer Besten, der mit Zweitspielrecht für Frisch Auf Göppingen im internationalen Einsatz war, sowie den schlaksigen Jonathan Julevecourt, der sein Aufwärmprogramm abbrechen und angeschlagen zuschauen musste.
Nach dem schnellen 3:0 der SG BBM waren die Gäste im Spiel und gewährten den Bietgheimern in der ersten Halbzeit nie mehr als zwei Treffer Vorsprung. Beim 5:5, 9:9 und zum 13:13-Pausenstand glichen sie jeweils aus. In der zweiten Halbzeit gingen sie beim 15:14 erstmals in Führung.
Was folgte, war ein stetes Wechselspiel. Die Gäste legten einen Treffer vor, Bietigheim glich jeweils aus. Nur einmal, beim 19:17, schaffte die HG einen Zwei-Tore-Vorsprung. Die SG BBM ging allzu leichtfertig mit ihren Chancen um und scheiterte einige Male von den Außenpositionen an Torwart Rajko Milosevic. Nach vier vergebenen Siebenmetern übernahm Danijel Grgic diese Disziplin und verwandelte noch zwei Strafwürfe.
Als Bietigheim beim 24:23 wieder vorne war, schien die Partie ihren erwarteten Verlauf zu nehmen. Der nach einer Erkältung einsatzbereite Timo Salzer nahm in dieser Phase das Spiel der Bietigheimer in die Hand. Seine tollen Anspiele an den Kreis verwerteten Christian Heuberger zum 20:20 und Patrick Rentschler zum 23:23. Der Siebenmeter, der durch Schäfers coolen Abschluss zum 24:23 geführt hatte, war auch an Timo Salzer verursacht worden. Und dann nutzte auch Pascal Durak ein Salzer-Zuspiel zum 25:24.
Aber die HGS hatte längst ihre Siegchance gewittert und ging in Unterzahl nach einem Tempogegenstoß beim 27:25 wieder mit zwei Toren in Führung. Mit Blodig als siebtem Feldspieler wollten die Bietigheimer in den Schlussminuten den Sieg erzwingen. Dann war auch eine Portion Pech mit im Spiel, als Durak beim Stand von 27:28 den Pfosten traf. Haller brachte die SG BBM 66 Sekunden vor Schluss auf 28:29 heran, doch nach einer Auszeit sorgte Holzner mit seinem Treffer zum 30:28 für die Entscheidung.
Die HG Saarlouis hatte mit einer kompakten Mannschaftsleistung einen verdienten Sieg errungen. Ein Trost für die SG BBM nach der Heimniederlage und dem Verpassen des dritten Tabellenplatzes könnte sein, dass sie auch den Sprung auf Platz vier nicht auf Anhieb, sondern erst im zweiten Versuch schaffte.
Stimmen zu den Spielen
Goran Suton, Trainer HG Saarlouis: Die Stimmung hat meine Jungs motiviert. Es war eine Charakterfrage, hier Leistung zu zeigen nach der unerklärlichen Niederlage zuletzt, die so nur ein- oder zweimal im Jahr vorkommt. Priorität war für uns, Kampf zu zeigen, das war zunächst wichtiger als zu gewinnen. Als wir dann die Chance gesehen haben hier zu siegen, haben wir sie genutzt. In der zweiten Halbzeit haben wir die Räume zugemacht, die zuvor offen waren. Vorne haben wir abgezockt die Tore gemacht.
Tim Suton, bester Werfer der HG Saarlouis: Es war super hier in der Halle. Wir haben als Mannschaft gekämpft und ein gutes Spiel abgeliefert. Vor allem in der Abwehr waren wir stark.
Jochen Zürn, Trainer SG BBM Bietigheim (Männer): Es war ein verdienter Sieg für Saarlouis. Wir haben uns viel vorgenommen und dann versäumt, unser Ding zu machen. Wir haben ohne Leidenschaft gespielt und im Angriff zu wenig Nutzen aus den isolierten Halbpositionen gezogen. Im Zweikampf waren wir zu harmlos. Warum das so war, dafür habe ich so kurz nach dem Spiel keine Erklärung, das müssen wir aufarbeiten. Dabei waren wir gut vorbereitet, haben zuvor in der Arena gut trainiert und in Friesenheim gewinnt man auch nicht im Vorbeigehen. Vielleicht war der Druck zu groß, hier etwas Großes zu erreichen und den nächsten Schritt nach vorne zu machen. Doppelt ärgerlich, weil Eisenach und auch Hüttenberg verloren haben. Wir hätten Dritter werden und den Abstand auf Hüttenberg vergrößern können. In der großen Halle war die Atmosphäre toll, das hat Spaß gemacht und war Werbung für unseren Sport.
Philipp Schulz, SG BBM Bietigheim: Mit den ganzen Zuschauern und den Entfernungen war es schon etwas anderes. Ich persönlich kam gut damit zurecht. Es hat Spaß gemacht. Leider haben wir verloren, deswegen ein kleiner Wermutstropfen. In der Schlussphase konnte sich der gegnerische Kreisläufer gegen unsere Abwehr durchsetzen, den Halblinken haben wir überhaupt nicht in den Griff gekriegt. Und über das Spielerische haben wir auch nicht reingefunden.
Thorsten Salzer, SG BBM Bietigheim: In der Halle war es super, es war ja fast ausverkauft. Wir machen einfach zu viele Fehler, sowohl vorne als auch hinten. Wir waren zwar immer dran an den Gegenspielern, aber nicht nah genug, die sind immer irgendwie zum Wurf gekommen. Dann kriegen wir halt Tore, die dem Milos noch durch die Beine gehen. Es waren einfach zu viele individuelle Fehler.
Julia Behnke, SG BBM Bietigheim: Es war eine Erfahrung wert und hat echt Spaß gemacht, vor so vielen Fans zu spielen. Wir haben zwar keine Glanzleistung gebracht, aber wir würden uns trotzdem wünschen, dass zu unseren Heimspielen viele Zuschauer kommen. Der Boden war auf jeden Fall ungewohnt, er war sehr glatt im Vergleich zu sonst.
Kira Eickhoff, SG BBM Bietigheim: Es war ein unglaubliches Erlebnis vor dieser Kulisse mit super vielen Zuschauern. Das hat man im Frauenhandball nicht alle Tage. Wir hatten zum Glück noch das Netz hinter dem Tor, von daher war es ganz in Ordnung, wir konnten ja auch vorher hier trainieren. Im Spiel haben wir zwar viele Tore gemacht, haben aber auch einige gekriegt. Aber wenn man vor so einer Kulisse spielt, spielt die Nervosität auch eine Rolle. Die konnten wir dann während des Spiels ablegen. Im Großen und Ganzen können wir zufrieden sein.
Ania Rösler, SG BBM Bietigheim: Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, hier zu spielen, das war toll, dass so viele Zuschauer zu unserem Spiel gekommen sind, die uns so schön angefeuert haben. Deswegen könnten wir öfter eine solche Aktion starten. Der Boden war völlig in Ordnung, das einzige war, dass es relativ frisch war, weil es natürlich vom Eis her hochgezogen hat. Aber wir rennen ja dafür, dass es etwas wärmer wird. In der Abwehr haben wir heute nicht gut gespielt, das muss man leider attestieren. Ich denke, wir haben uns in der zweiten Halbzeit ganz gut zusammengerissen. Und dann wollte Dago auch unserer Bank die Chance geben, noch ein bisschen Spielzeit zu sammeln. Es sind viele da um zu lernen, und dann muss man sie auch spielen lassen.
Aleksandar Stevic, Trainer JSGH Balingen-Weilstetten: Wir wussten, dass es hier sehr schwer werden würde. Wir haben im zweiten Abschnitt aber ausgezeichnet verteidigt.
Severin Englmann, Trainer A-Jugend SG BBM Bietigheim: Die Abwehrleistungen haben heute entschieden und da waren wir nicht immer ganz auf der Höhe.