111007_sgbbm_potsdam.jpgLudwigsburger Kreiszeitung

Teufelskerl Hacko peitscht SG in der Arena zum Befreiungsschlag

Ludwigsburg – Nur ein Sieg aus fünf Begegnungen – die bisherige Bilanz der SG BBM Bietigheim in der 2. Handball-Bundesliga war wenig berauschend. Gestern Abend holte das Team von Trainer Jochen Zürn in der Arena Ludwigsburg zum Befreiungsschlag aus – und gewann dank eines überragenden Torwarts Milos Hacko gegen den 1. VfL Potsdam mit 30:28 (10:12) Toren.

Nach einem Blitzstart mit zwei Trffern durch Robin Haller schienen die Gastgeber zunächst beflügelt vom eigenen Siegeswillen. Dann aber zeigten die Gäste aus Brandenburg, dass auch sie gewillt waren, ihren durchwachsenen Saisonauftakt vergessen zu machen. Vor allem Lars Melzer und Jörg Reimann, der mit Hacko zum besten Spieler des Abends gekürt wurde, setzten die Akzente. Melzer brachte die Gäste mit 3:2 in Führung.

Diesem Rückstand mussten die Bietigheimer während der ersten Spielhälfte ständig hinterherlaufen. Zu unkonzentriert und langsam waren sie im Spielaufbau. Wie schon in den vergangenen Partien folgte der Abschluss oft zu überhastet, selbst in doppelter Überzahl reichte es nur zum zwischenzeitlichen 6:6-Ausgleich (16. Minute).
„Wir waren zu ungeduldig und haben zu wenig agiert“, analysierte Trainer Zürn, der anschließend bis auf Nico Kibat und Hacko seinen kompletten Kader umkrempelte. Doch auch das nützte wenig, Drechsler brachte sein Team wenig später mit drei Toren (6:9) in Front, zur Halbzeit stand es 10:12.
Hatte Hacko seine Mannschaft bereits im ersten Durchgang mit tollen Reflexen vor einem höheren Rückstand bewahrt, so wuchs der Neuzugang danach vor 2070 Zuschauern über sich hinaus. Lediglich Potsdams Routinier Enrico Bolduan (6 Treffer) fand jetzt noch die Lücke zum Tor. Dagegen fanden die Gastgeber endlich den „Kampfgeist“ wieder, den Zürn eingefordert hatte. Haller traf schließlich zum 22:21 (51.), ehe Christian Heuberger und Christian Schäfer jeweils per Gegenstoß auf 24:22 erhöhten.
Die Schlussphase war an Dramatik kaum zu überbieten, erst als Schäfer in der letzten Spielminute mit einem sehenswerten Heber zum 29:27 traf, war die Entscheidung gefallen. Mathias Hinz krönte seine starke Leistung mit dem Schlusspunkt zum 30:28.
SG BBM Bietigheim: Hacko, Welz; Haller (8), Bohnert (2), Rentschler, Kibat (3/3), Knierim, Heuberger (2), Schäfer (3), Blodig (3), Hinz (3), Freudl, Zieker, Schulz (6).


Bietigheimer Zeitung

SG BBM quält sich zum Sieg
Bietigheim holt dank Torwart Hacko zwei Punkte gegen Potsdam - Desolate erste Halbzeit

Die Zweitliga-Handballer der SG BBM Bietigheim haben gestern gegen Potsdam Licht, aber auch viel Schatten gezeigt. Nach einer desolaten ersten Hälfte und einem 10:12-Pausenrückstand feierte das Zürn-Team noch einen 30:28-Sieg.

Als Mathias Hinz zwölf Sekunden vor Schluss in Überzahl das 30:28 warf, fiel bei SG-Trainer Jochen Zürn und seinem Regisseur Andreas Blodig viel Ballast ab. Sie umarmten sich am Spielfeldrand innig, wohl wissend, dass nun der zweite Bietigheimer Saisonsieg im Sack war.

Trotz einer völlig verkorksten ersten Hälfte hatten die Bietigheimer Handballer nach der Pause noch einmal die Kurve bekommen und aus dem 10:12-Rückstand zur Halbzeit einen 30:28-Heimerfolg gemacht. Die Gründe für den späten Triumph waren eine exzellente Torhüterleistung von Milos Hacko, die acht Treffer von Robin Haller und eine deutliche Leistungssteigerung in den zweiten 30 Minuten. "Es ist mir heute scheißegal, wie wir gewonnen haben. Hauptsache, wir haben gewonnen", sagte Zürn. Durch die Saisonpunkte vier und fünf hat sich seine Mannschaft vorübergehend auf den zwölften Tabellenplatz verbessert.

Das dritte Heimspiel in der Arena Ludwigsburg begann verheißungsvoll: Haller, Bietigheims Torschütze vom Dienst, erzielte die ersten zwei Treffer zur schnellen 2:0-Führung. Danach aber wirkte der Angriff der SG BBM bis zur Pause, als ob jemand den Stecker gezogen hätte, nämlich saftlos und ohne Energie. Ungenaue Abspiele, leichtsinnige Fehler, Verzweiflungswürfe aus schlechten Positionen und ein mangelnder Killerinstinkt im Abschluss prägten das Offensivspiel der Gastgeber. Dies ermöglichte den allenfalls mittelmäßigen Potsdamern, dem bisher wohl schwächsten Bietigheimer Gegner, eine 12:10-Führung zur Pause. Nur Haller, der die ersten vier Tore der SG erzielte, kam als einziger Feldspieler zumindest ansatzweise an seine Normalform heran. Dass der Rückstand nicht noch höher ausfiel, hatten die Hausherren vor allem ihrem Keeper Milos Hacko zu verdanken. Der 37-jährige Slowake hielt gerade im ersten Abschnitt wie ein Weltmeister und machte selbst hundertprozentige Chancen der Brandenburger reihenweise zunichte. Dafür wurde Hacko später als Spieler des Abends ausgezeichnet und kassierte von beiden beteiligten Trainern ein Extralob. "Er hat überragend gespielt", sagten VfL-Coach Rüdiger Bones und Zürn übereinstimmend. Der Matchwinner selbst blieb bescheiden. "Als Spieler ist man nie zufrieden. Man kann immer noch ein bisschen besser sein", stellte Hacko fest.

Auch seine Teamkollegen waren in der Pause offenbar nicht zufrieden und spielten im zweiten Durchgang erheblich besser, was erstens dringend nötig und zweitens nach der desolaten Leistung zuvor auch nicht besonders schwer war. Mittelmann Blodig führte nun gekonnt Regie, Philipp Schulz, Bietigheims zweitbester Torschütze gestern, spielte seine Wurfgewalt aus, die Außen Christian Schäfer und Hinz behielten gerade in kniffligen Phasen kühlen Kopf, und Haller knüpfte an seine starke Anfangsphase an. Mit dem bereits 40. Saisontreffer zum 22:21 brachte der Rekordschütze die SG BBM in der 51. Minute erstmals seit dem 2:1 wieder in Führung. Von da an lief es bei den Bietigheimern wie am Schnürchen, so dass am Ende ein 30:28-Sieg stand. Die Potsdamer, die in Jörg Reimann ihren besten Akteur hatten, leisteten zwar weiter Gegenwehr, konnten dem Angriffswirbel der Schwaben aber nicht mehr genug entgegensetzen.

Ein Wermuttropfen aus Bietigheimer Sicht war die Verletzung von Pierre Freudl - der Rückraumspieler war zu Beginn des zweiten Abschnitts mit Knieproblemen vom Feld gehumpelt. "Wir sind auswärts immer mit Lob überschüttet worden und dann mit leeren Händen dagestanden. Das heute war ein Arbeitssieg, über den wir jetzt einfach froh sind", resümierte Zürn.


Märkische Allgemeine

Marvin Sommer, Florian Schugardt und Philipp Barsties finden auch in Bietigheim nicht zur Form

Die Handballer des Zweitligisten 1. VfL Potsdam bekommen in diesen Wochen die Stärke der neuen eingleisigen Bundesliga mehr als zu spüren. Nach der vermeidbaren 28:30-Niederlage am Freitag bei der SG BBM Bietigheim steht die Mannschaft nach sechs Spieltagen mit nur zwei Siegen zum ersten Mal in dieser Saison auf einem Abstiegsrang. „Von der Grundeinstellung und dem taktischen Verhalten kann ich der Mannschaft wieder keinen Vorwurf machen“, so VfL-Trainer Rüdiger Bones. Es sei am Freitagabend ein Spiel auf Augenhöhe gewesen, bei dem „erneut Kleinigkeiten über den Ausgang der Begegnung entschieden haben“. Bei den Potsdamern stimmte wieder die Chancenverwertung nicht. „Bei zehn einfachen Möglichkeiten habe ich aufgehört, zu zählen. Unser Problem ist zurzeit die linke Angriffsseite.“
 
Dort sind Marvin Sommer, Florian Schugardt und auch Philipp Barsties zu Hause. Das Trio läuft derzeit seiner Form hinterher. Ein mageres Törchen – das ist die Ausbeute der Youngster in Bietigheim. „Zu wenig“, sagt Bones. „Die Jungs sollen nicht zehn Tore werfen. Das verlangt niemand von ihnen. Doch zwei, drei Treffer von Linksaußen würden unserem Spiel gut tun. Chancen waren mehr als vorhanden. Und sehr gute. Diese wurden aber im Eins gegen Eins vergeben.“
 
Mehr Wurfglück hatte am sechsten Spieltag Jörg Reimann. Der Potsdamer Kreisläufer wurde nach zwanzig Minuten für den diesmal glücklosen Alexander Urban eingewechselt. Der Mann mit der Trikotnummer 18 dankte es dem Trainer mit sieben Toren – vier vom Siebenmeterpunkt, drei aus dem Spiel heraus. „Ich war natürlich glücklich, mal wieder länger spielen zu dürfen und zu zeigen, dass ich es auch kann“, erzählt Reimann. „Beide Mannschaften waren gleichwertig. Bis zur 50. Minute war es ein Duell auf Augenhöhe.“ Beim Stand von 20:19 für den VfL wurde jedoch die Möglichkeit zur Zwei-Tore-Führung vergeben. Die Hausherren nutzten in der Arena Ludwigsburg die Unsicherheit aus und zogen nach 54 Minuten auf 24:22 davon. „Auswärts ist das in der Schlussphase kaum aufzuholen“, sagt Reimann, der selbst zwei, drei gute Chancen liegen gelassen hat. Er kann sich in die Lage von Sommer, Schugardt und Barsties versetzen. Ein Gespräch auf dem Heimweg gab es bereits. „Ich weiß, dass sie sich allein Gedanken genug machen, wie der Trend verändert werden kann“, so Reimann. „Ich weiß auch, dass sie die Qualität haben, wieder in die Spur zu finden.“
 
Das wäre ganz im Sinne von Bones, der im Training verschärft Torabschluss trainieren wird. „Wir haben am Freitag einen Titelanwärter zu Gast“, blickt der Coach auf die Begegnung gegen den Tabellendritten TSG Ludwigshafen-Friesenheim (19.30 Uhr/Heinrich-Mann-Allee). „Da müssen wir die Chancen einfach konsequent nutzen. In dieser Liga dürfen wir uns keine Fehler erlauben. Die werden eiskalt bestraft.“ Bones, der weiterhin auf Abwehrchef Victor Pohlack (Bänderriss im Knöchel) verzichten muss, kennt zwar den Tabellenstand. Doch „darauf dürfen wir nicht gucken. Die Saison wird spannend. Bis zum letzten Spieltag“.

Davon geht auch Reimann aus. Für den Kreisläufer ist klar: „Wenn wir am Freitag so kämpfen wie gegen Bietigheim und mit Herz spielen, gewinnen wir das Spiel.“

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