Frankfurter Neue Presse
Gut, aber nicht gut genug
Der Zweitligist schafft die angestrebte Überraschung nicht – Bauer muss passen
Eine ordentliche Leistung gezeigt, aber das reichte gestern Abend den Handballern der HSG Frankfurt Rhein-Main nicht zum Punktgewinn. Bei der SG BBM Bietigheim gab es eine 30:36 (14:15)-Niederlage.
Beim Aufwärmen in der neuen Ludwigsburg-Arena, in der das Spiel vor gut 2000 Zuschauern stattfand, musste Torhüter Thomas Bauer passen. Der österreichische Nationalspieler klagte über Rückenprobleme, die in den Oberschenkel ausstrahlten. «Ich denke nicht, dass es etwas Schlimmes ist. Er ist deshalb schon länger in Behandlung. Es ging heute aber einfach nicht», erklärte Co-Trainer Thorsten Wolf. Doch glaubt er nicht, dass die Verletzung einen Start von Bauer bei der Weltmeisterschaft gefährdet. Für Bauer stand Fabian Lieb erstmals im Kader des Zweitbundesligisten in einem Punktspiel.
Gute erste Hälfte
In der ersten Halbzeit überzeugten die Gäste, sie hielten die Begegnung bei zu Beginn noch wechselnden Führungen ständig offen. Im Angriff überzeugte Sebastian Frieman, der von den Bietigheimern nach der Partie zum besten Spieler der HSG Frankfurt Rhein-Main gewählt wurde und ein kleines Präsent bekam. «Wir haben sehr diszipliniert gespielt und viele Tore über den Kreis gemacht», sprach Geschäftsführer Peter Schreiber eine Stärke der Mannschaft an, die zuletzt gegen Groß-Umstadt gut funktioniert hatte. Er sah eine disziplinierte Leistung seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit. «Wir haben nur zu viele Gegentore aus dem schnellen Anstoß kassiert», war der einzige Kritikpunkt, den Schreiber hatte. Trainer Konrad Bansa hatte sein Team gut eingestellt, das auch Robin Haller, der im Hinspiel elf Mal getroffen hatte, gut im Griff hatte. Beim Pausenstand von 14:15 war für die Gäste noch alles drin, auch wenn Konrad Bansa anmerkte, dass im Rückraum Seeger, Quilitzsch und Schröder ein recht gutes Spiel machten, aber nicht so stark waren wie zuletzt bei den beiden Heimsiegen gegen Rheinhausen und Groß-Umstadt. Den Ausfall von bauer verkraftetetn die Gäste gut. «Thijs van de Mortel hat gut gehalten», lobte Bansa den holländischen Nationaltorhüter.
Bietigheim mit Vorteilen
Nach dem Wechsel hatten die Bietigheimer den besseren Start und zogen in knapp dreieinhalb Minuten auf 19:15 davon. Die Gäste waren beim 20:22 (40.) durch Tobias Hahns Siebenmeter noch einmal herangekommen. «Wir haben bei den beiden Zeitstrafen der Bietigheimer nur ein Mal getroffen und vier Gegentore kassiert», resümierte Co-Trainer Thorsten Wolf, «das hat uns zurückgeworfen». Beim Stand von 29:23 (48.) sah Bietigheim wie der sichere Sieger aus, doch die Gäste waren mit vier Treffern in Folge wieder herangekommen. Dann traf einer, den Bansa nicht so auf der Rechnung hatte: «Nico Kibat hat am Ende die entscheidenden Tore gemacht, ihn haben wir nicht in den Griff bekommen.» Er sorgte für die beiden Treffer zum 31:27 und legte in der Schlussphase noch einmal nach. «Kämpferisch war es in Ordnung, aber wir hatten zu viele Fehler im Abschluss und im Abspiel», erklärte der Trainer, der merkte, dass Bietigheim am Schluss mehr zuzulegen hatte und bei seinem Team der Akku leer war. Die Bietigheimer waren laut Bansa erleichtert, «starke Frankfurter bezwungen zu haben».
SG BBM Bietigheim: Lenz, Krotz; Kibat 10/3, Bühler 6, Haller 5, Freudl, Schulz je 4, Hinz 3, Schäfer 2, Knierim, Zieker je 1, Rentschler, Blodig. HSG Frankfurt Rhein-Main: van de Mortel (1. bis 60.), Lieb; Frieman 6, Schröder 5, Seeger 4/1, Hahn 4/2, Bohnert, Hein, Kraushaar je 3, Quilitzsch, Botzenhardt je 1, Mayr, Wicklein, Wolf. SR: Gentes/Franz (Nackenheim/Kirkel). Zuschauer: 2000.
Ludwigsburger Kreiszeitung
SG sagt „Superjahr“ mit Sieg servus
Ludwigsburg – Es war das i-Tüpfelchen auf ein rundum gelungenes Jahr 2010. Mit einem etwas holprigen, aber zu keiner Zeit gefährdeten 36:30 (15:14)-Sieg gegen die HSG Frankfurt Rhein/Main verabschiedeten sich die Zweitliga-Handballer der SG BBM Bietigheim in die wohl verdiente Winterpause.
Einige hatten die Arena in Ludwigsburg bereits als untauglich für den Triumphzug der Bietigheimer Handballer abgeschrieben. Zu geringe Zuschauerresonanz, dann die bittere 32:35-Niederlage gegen den Bergischen HC vor einigen Tagen.
Doch spätestens als Philipp Schulz in der 48. Minute die Gastgeber erstmals mit sechs Treffern zum 29:23 in Führung schoss, waren auch die letzten Skeptiker unter den diesmal 2330 Besuchern überzeugt: Schöner könnte das „Superjahr“, wie Jochen Zürn euphorisch resümierte, nicht enden.
Der SG-Coach, der das Zepter vor gut einem Jahr übernommen und damals in der Arena sein Debüt als hauptamtlicher Übungsleiter einer verunsicherten Truppe gegeben hatte, war nach dem Spiel außer sich vor Freude. „Heute lasse ich keine Kritik zu. Beide Mannschaften waren müde, aber wir haben unsere Hausaufgaben bestens gelöst“, lobte Zürn, der sich vor allem bei seinem Kapitän Nico Kibat bedanken wollte: „Das war überragend. Sensationell, wie der konsequent das Spiel an sich gerissen und Verantwortung übernommen hat“, so Zürn über den Spieler des Abends.
Kibat war mit zehn Treffern (davon drei verwandelten Siebenmetern) nicht nur bester Schütze, sondern immer dann, wenn es brenzlich wurde, zur Stelle. Nach einer Auszeit beim Stand von 27:29 sorgte Kibat mit zwei Treffern in rascher Folge wieder für klare Verhältnisse.
Dabei war nicht alles Gold, was glänzte. In der ersten Halbzeit gelang es den Bietigheimern nicht, sich abzusetzen. Es fehlte die Aggressivität, viele Wurfversuche gingen überhastet ins Leere. Im Tor zeigte Mathias Lenz mit glänzenden Reflexen eine Klasseleistung und durfte durchspielen. Spielerisch konnten die Gäste kaum mithalten, Bietigheim überzeugte zudem mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, Kreisläufer Steffen Bühler war jederzeit anspielbar. Mit 25:13 Punkten hat sich die SG jetzt vor den Lokalrivalen TV Bittenfeld gesetzt und darf auf dem 3. Tabellenplatz überwintern – ein Superjahr geht zu Ende.
SG BBM Bietigheim: Lenz; Haller (5), Kibat (10/3), Knierim (1), Heuberger, Schäfer (2), Bühler (6), Blodig, Hinz (3), Freudl (4), Zieker (1), Schulz (4).
Bietigheimer Zeitung
Kapitän Kibat geht voran
SG BBM verabschiedet sich mit 36:30-Sieg gegen Frankfurt in die WM-Pause
Ein schweres Stück Arbeit hatten die Zweitliga-Handballer der SG BBM Bietigheim gestern zu leisten. Nach umkämpften 60 Minuten gewannen sie ihr letztes Spiel im Jahr 2010 gegen die HSG Frankfurt 36:30.
Bei der Ehrung zum Spieler des Spiels brandete spontan Applaus für Nico Kibat auf, und damit bewiesen die Zuschauer ein gutes Gespür. Denn der Kapitän der SG BBM war gestern in den 60 Minuten der beste Mann auf dem Feld und mit zehn Treffern auch der erfolgreichste Bietigheimer Werfer. Von Trainer Jochen Zürn gab es für den Routinier mit der Nummer sieben ebenfalls ein Extralob. "Neben einer entschlossenen Mannschaftsleistung waren heute Nico Kibat und Steffen Bühler überragend", sagte der Coach nach dem bis fünf Minuten vor Spielende sehr umkämpften Duell mit Frankfurt.
Nach einem ausgeglichenen Beginn und einem 4:5-Rückstand (8.) zogen die Bietigheimer vor den 2303 Zuschauern die Zügel an und warfen bis zur 15. Minute mit fünf Toren in Folge eine 9:5-Führung heraus. Glück hatten die Hessen zudem, dass die SG BBM bis zu diesem Zeitpunkt noch dreimal nur Latte oder Pfosten getroffen hatte.
Doch dann fühlte sich der Gastgeber in seiner Zweitheimat, der Arena Ludwigsburg, offenbar zu sicher. Ins Bietigheimer Spiel schlichen sich zunehmend technische Fehler ein; das Team wirkte unkonzentriert und genehmigte sich viele überhastete Würfe. Die Quittung: Die HSG glich beim 11:11 erstmals wieder aus (23.), und Zürn sah sich genötigt, eine Auszeit zu nehmen, um seine Mannschaft neu einzustellen und mehr Konzentration einzufordern. Zehn Sekunden vor der Pause besorgte Robin Haller mit seinem dritten Tor immerhin eine 15:14-Führung zur Halbzeit.
Nach dem Seitenwechsel war die SG BBM wieder von Anfang an hellwach und nutzte ihre spielerischen Vorteile. Vor allem der wurfgewaltige Philipp Schulz setzte nun mit vier Treffern Akzente. Mit einem Zwischenspurt zwischen der 39. und 48. Minute baute Bietigheim seine Führung von 20:19 auf 29:23 aus. Nun schien der Rest nur noch eine Formsache.
Dann aber wiederholte sich die Malaise aus dem ersten Durchgang. Die SG BBM wurde erneut nachlässig und baute damit den Gegner auf. Erneut kamen die Frankfurter dem Tabellenfünften gefährlich nahe. Beim Stand von 29:27 (51.) griff Zürn erneut zur grünen Karte und nahm eine Auszeit - und wieder riss sich seine Mannschaft danach zusammen und spielte gekonnt ihre Qualitäten aus.
Kibat ging in dieser Phase mit dem besten Beispiel voran und erzielte wichtige Treffer. Auf mehr als drei Tore ließ die SG BBM den Gegner fortan nicht mehr herankommen. Die Hausherren wirkten jetzt physisch stärker als Frankfurt. In der Schlussphase saß jeder Angriff. Letztlich verabschiedete sich Bietigheim mit einem klaren 36:30-Erfolg in die WM-Pause - als frischgebackener Tabellendritter.
"Wir haben gerade in der ersten Halbzeit viel zu viele technische Fehler gemacht. Da ist es dann schwer, souverän zu gewinnen", sagte Kibat und lobte den Gegner für dessen couragierten Auftritt: "Kompliment an die Frankfurter. Die haben eine sehr ordentliche Leistung gezeigt."
Zufrieden blickte derweil Zürn auf das Geleistete im zu Ende gehenden Jahr zurück. "2010 war ein Riesenjahr für uns. Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft und die Arbeit, die sie geleistet hat", bilanzierte der SG-Coach zufrieden.