Gießener Anzeiger
Schlusssekunden verstreichen ungenutzt für TVH
Erste Saisonniederlage der Hüttenberger in Bietigheim - Weiter führend in der Tabelle
Im 14. Spiel der 2. Handball-Bundesliga-Saison 2010/11 hat es nun auch den TV Hüttenberg erwischt. In einer erwartet engen Partie bei der heimstarken SG BBM Bietigheim mussten sich die Mittelhessen mit 27:28 (13:16) geschlagen geben. An der aktuellen Tabellensituation ändert diese Niederlage allerdings wenig, da der TV Neuhausen ebenfalls zwei Zähler gegen den TV Bittenfeld abgab, so rücken lediglich die weiteren Verfolger etwas näher an die Tabellenspitze heran - und rutschte der Bergische HC durch den sechsfachen Punktabzug ins Mittelfeld ab (siehe Meldung auf dieser Seite).
„Wir haben unsere Leistung trotzdem konstant abrufen können, von daher können wir beruhigt nach vorne blicken und müssen uns nicht an dieser Begegnung aufhängen“, kommentiert Jan Gorr, Trainer des TV Hüttenberg, die Saisonprmiere. Nun ließe sich durchaus spekulieren, ob ein verletzter Matthias Ritschel, der sich in letzter Zeit in Hochform gezeigt hatte, in der spannenden Schlussphase womöglich noch den ein oder anderen Treffer hätte verhindern können, doch an dem derzeitigen Chefkeeper Jan-Steffen Redwitz lässt sich garantiert keine Niederlage festmachen, denn am Schluss entschieden Kleinigkeiten über die entsprechende Punkteverteilung. In der 59. Spielminute war es Rückraumakteur Timm Schneider, der für zwei Minuten die Bank drücken musste, woraufhin die Hausherren mit 28:27 vorlegten. 30 Sekunden vor Spielende bekam schließlich auch SG-Routinier Nico Kibat eine Zeitstrafe aufgedrückt.
Die Reihen waren zahlenmäßig wieder ausgeglichen, der TVH in Ballbesitz, letztendlich näherten sich die Gäste immer mehr einem Zeitspiel, versuchten den Ball auf die aussichtsreiche Außenposition zu manövrieren, doch dieser Versuch landete im Seitenaus und besiegelte damit die ersten Saisonniederlage der Hüttenberger.
Allerdings war dies, neben der Anfangsphase, die einzige Passage, in der die Gäste auch vom Zwischenstand her mit der SG Bietigheim auf Augenhöhe waren, denn über die meiste Zeit legten die Hausherren eine leichte Führung vor. Besser aus den Startlöchern kam trotz allem der TVH, und als der sich wieder bestens akklimatisierte Tomasz Jezewski in der 11. Minute zum 8:4-Vorsürung für die Gäste einnetzte, zückte Heimcoach Jochen Zürn bereits den grünen Karton.
Das war aber auch die Initialzündung für ein besseres Spiel der Gastgeber, wohingegen Hüttenberg zunehmend die Linie verlor und den Draht zum Spiel vermehrt an Bietigheim abgab. Im Zuge dessen setzte sich die Heimmannschaft bis zur Pause mit drei Toren ab. Im Spiel der Gäste musste sich eindeutig etwas ändern, wobei es Jan Gorr mit einer deutlich defensiveren Abwehrvariante versuchte, was langsam aber sicher Früchte zu tragen schien. Dem Tabellenführer gelang es nur schleppend, den Vorsprung der Hausherren herunterzuschmelzen, da diese immer wieder im entscheidenden Moment wichtige Akzente setzten und den Gegner damit auf Distanz hielten.
Es dauerte bis zur 47. Spielminute, als der TV Hüttenberg innerhalb von zehn Minuten einen 5:0-Lauf aufs Parkett legte, damit das Ruder nochmals herumriss und sogar mit 27:26 in Führung ging. Im Anschluss folgte abschließend die enge Schlussphase, in der die SG BBM Bietigheim, vielleicht auch durch die Unterstützung ihrer Fans, die wesentlichen Nadelstiche setzte und damit für die erste Niederlage des TV Hüttenberg in der laufenden Saison verantwortlich zeichnete.
Bietigheim: Lenz, Krotz; Haller (2), Rentschler, Kibat (3/2), Knierim, Heuberger, Schäfer (2), Bühler (3), Blodig (6), Hinz (2), Freudl (5), Auer, Schulz (5)
Hüttenberg: Redwitz, Strzelec (n.e.); A. Lex (1), Faulenbach, Laudt (2), Jezewski (7), Weber (1), Scholz (4), Fernandes, Schneider (3), Langenbach (1), Billek (2), Pausch (6/2), Stock
Schiedsrichter: Moles/Pittner (Heddesheim/Hemsbach) - Zuschauer: 1200 - Zeitstrafen: 6:8 Minuten - Siebenmeter: 4/2:2/2
Ludwigsburg Kreiszeitung
SG-Handballer bieten Tabellenführer die Stirn
Bietigheim-Bissingen – Die Zweitliga-Handballer der SG BBM Bietigheim sorgten für eine faustdicke Überraschung. Vor 1200 begeisterten Zuschauern besiegten sie den Tabellenführer TV Hüttenberg mit 28:27 und bleiben so dem Spitzenduo auf den Fersen.
„Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen“ ließ SG-Trainer Jochen Zürn nach Spielende die Zuschauer in sein Seelenleben blicken. Auch seine Spieler waren außer sich vor Freude, tanzten auf dem Spielfeld als hätten sie soeben die Meisterschaft errungen.
Kein Wunder, war der Tabellenführer aus Hüttenberg doch 13 Spieltage ungeschlagen, ehe er von der SG in die Knie gezwungen wurde.
Dabei starteten die Hessen selbstbewusst, lagen bis zur 11. Minute bereits mit 8:4 vorne. Während SG-Topscorer Robin Haller zu diesem Zeitpunkt schon drei Fahrkarten schoss, gelangen dem polnischen Zweimeter-Riesen Tomasz Jezewski bereits vier Treffer.
Coach Zürn reagierte mit einer Auszeit, brachte für Haller Rückraumschütze Philipp Schulz, der mit drei Toren in Folge die Hausherren wieder heranbrachte. Durch den stark auftrumpfenden Pierre Freudl ging die SG beim 11:10 (23.) erstmals in Führung, die wiederum Freudl bis zum Halbzeitpfiff auf 16:13 ausbaute.
Auch in der zweiten Hälfte bestimmten die Gastgeber lange Zeit das Geschehen und lagen bis zur 47. Minute (26:22) ständig mit drei bis vier Toren in Front. Die Abwehr, angeführt von dem bis zum Umfallen kämpfenden Steffen Bühler und Kapitän Nico Kibat, stand jetzt noch sicherer.
Im Angriff riss der quirlige siebenfache Torschütze Andreas Blodig immer wieder Löcher in die 3-2-1-Deckung der Gäste. Und doch schien das Spiel zu kippen, als Kibat in der 49. Minute einen Siebenmeter vergab. Der Tabellenerste nutzte die Schwächephase der SG, lag nach vier Treffern in Folge plötzlich mit 27:26 in Führung (57.)
In der dramatischen Schlussphase zeigten sich die Ellentäler jedoch nervenstark. Freudl sorgte mit einem Doppelschlag für den hauchdünnen 28:27-Erfolg, den der zuvor wenig überzeugende Torhüter Benjamin Krotz mit drei Paraden festhielt.
SG BBM Bietigheim: Krotz, Lenz; Haller (2), Kibat (3/2), Schäfer (2), Bühler (3), Blodig (6), Hinz (2), Freudl (5), Schulz (5).
Bietigheimer Zeitung
SG BBM stellt Spitzenreiter ein Bein
TV Hüttenberg kassiert in Bietigheim die erste Saisonniederlage in der Zweiten Bundesliga Süd
Die SG BBM Bietigheim hat dem Spitzenreiter TV Hüttenberg am 14. Spieltag der Zweiten Bundesliga Süd die erste Saisonniederlage zugefügt. Die Handballer aus dem Ellental setzten sich mit 28:27 durch.
Die Freude musste raus: Als die letzten Sekunden des Handball-Krimis abgelaufen waren, gab es für die Spieler der SG BBM kein Halten mehr. Sie sprangen aufeinander, tanzten wie kleine Kinder in der Viadukthalle herum, brüllten ihre Begeisterung aus den Kehlen. Die Bietigheimer hatten zuvor Großes geleistet, indem sie dem bisher ungeschlagenen Tabellenführer aus Hüttenberg ein Bein stellten. Damit ist auch der letzte deutsche Bundesliga-Verein seine weiße Weste los. "Als Trainer hat man ein paar Träume. Heute ist einer in Erfüllung gegangen", sagte SG-Coach Jochen Zürn nach dem packenden Duell. Doch auch sein Gegenüber Jan Gorr und die Hüttenberger Handballer konnten die Halle mit erhobenen Häuptern verlassen. "Bis zum Schluss war es ein Kampf auf Biegen und Brechen, ohne eben ein gutes Ende für uns", stellte der Gästetrainer fest.
Seine Mannschaft, die ohne den verletzten Stammtorwart Matthias Ritschel auskommen musste, hatte den besseren Start und holte bis zur elften Minute eine 8:4-Führung heraus. Vor allem der Pole Tomasz Jezewski war in dieser Phase nicht zu stoppen. Während bei Hüttenberg zunächst jeder Wurf saß, bissen sich die Bietigheimer an der aggressiven 3:1-Innendeckung des TVH die Zähne aus und kamen selten an den Kreis und in Wurfposition. So sah sich Zürn bereits nach knapp elf Minuten zu einer ersten Auszeit genötigt - und die wirkte als Muntermacher, auch wenn der Coach später relativierte: "Ich habe der Mannschaft nur noch mal Mut und den Glauben an sich eingetrichtert und ihr gesagt, sie solle Geduld haben."
Hinzu kam ein gutes Näschen bei den Einwechslungen. Der für den glücklosen Robin Haller aufs Feld geschickte Philipp Schulz setzte bis zur Pause drei seiner Hammerwürfe ins Netz. Das Offensivspiel legte Zürn ab der Auszeit in die Hände von Andreas Blodig, und der avancierte prompt zum überragenden Mann auf dem Feld. Der 23-Jährige zog geschickt die Fäden, riss immer wieder Löcher in die Hüttenberger Deckung und glänzte auch als Vollstrecker - mit sechs Treffern war er am Ende der beste Bietigheimer Torschütze. Das permanente Wechseln mit Kapitän Nico Kibat klappte dabei perfekt: Bei eigenem Ballbesitz kam der quirlige Blodig ins Spiel. Griff Hüttenberg an, verstärkte Kibat den Abwehrverbund, und sein junger Spielmacher-Kollege nahm auf der Bank Platz. Bemerkenswert: Die Gastgeber kamen in den 60 Minuten mit nur acht Feldspielern aus - Patrick Rentschler, Christian Heuberger, Christoph Auer und der angeschlagene Sebastian Knierim blieben ohne Einsatz.
In der 21. Minute schaffte die SG BBM den Gleichstand zum 10:10, wenig später schoss Pierre Freudl die Hausherren zum ersten Mal in Front. Mit einer 16:13-Führung gingen die Gastgeber in die Pause.
Die Hüttenberger Schwäche- und die Bietigheimer Stärkeperiode setzte sich auch nach dem Seitenwechsel fort. Zwischen zwei und vier Toren pendelte der Vorsprung der Schwaben. In der Endphase überschlugen sich dann die Ereignisse. Angetrieben von Florian Laudt kämpften sich die Hessen in die Begegnung zurück und machten innerhalb von zehn Minuten aus einem 22:26-Rückstand eine 27:26-Führung (57.). Alles war wieder offen, die Spannung auf dem Siedepunkt. SG-Keeper Benjamin Krotz mit einigen Paraden und Freudl mit zwei Treffern in Folge waren letztlich die Garanten für den Bietigheimer Heimerfolg. Das Siegtor zum 28:27 gelang dem Rückraum-Akteur in Überzahl, nachdem Timm Schneider eine strittige Zeitstrafe kassiert hatte. 28 Sekunden vor Spielende schickten die Schiedsrichter auch Kibat für zwei Minuten vom Feld - der in dieser Szene unschuldige Kapitän musste für den wahren Übeltäter Freudl, der seinen Gegenspieler am Trikot gezogen hatte, büßen.
Obwohl der TVH in den hektischen Schlusssekunden Torwart Jan-Steffen Redwitz aus der Partie nahm und mit Andreas Scholz einen weiteren Feldspieler brachte, blieb Hüttenberg der Ausgleich verwehrt, und so ging der Spitzenreiter erstmals in dieser Saison leer aus. "Zum Schluss haben Kleinigkeiten entschieden", meinte Gästetrainer Gorr, während Zürn sein Ensemble und das Publikum lobte. "Die Ausstrahlung und der Teamgeist waren herausragend, und die Zuschauer waren unser achter Mann. Das war eine geile Unterstützung", sagte der SG-Coach und war wie die Spieler in Feierlaune: "Wir haben eine Duftmarke in der Liga gesetzt. Jetzt genießen wir die Situation und werden heute sicher noch die eine oder andere Hefekaltschale trinken."
Da am Samstag auch der TV Neuhausen sein Heimspiel gegen Bittenfeld verloren hat, sind die Bietigheimer noch näher an das Führungsduo der Zweiten Liga Süd herangerückt. Beim Tabellendritten gibt man sich trotzdem weiter bodenständig. Zürn: "Wir werden den Teufel tun, uns zu dem frühen Zeitpunkt in der Saison mit einer Zielveränderung zu beschäftigen. Wir haben immer noch Platz zehn im Auge und wollen unser Punktepolster bis dahin weiter ausbauen."