Ludwigsburger Kreiszeitung
Bietigheim im Derby mit dem längerem Atem
Bietigheim-Bissingen/Ludwigsburg – Im württembergischen Derby der 2. Handball-Bundesliga konnte sich die SG BBM Bietigheim gegen die SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen in der Arena Ludwigsburg im Schlussspurt mit 31:25 (13:14) behaupten.
Die 2200 Zuschauer staunten nicht schlecht, wie selbstsicher die nach vier Niederlagen in Folge vermeintlich verunsicherte SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen in der Arena auftrat. Hinten ließ die aggressive 3-2-1- Deckung fast nichts zu, vorne wirbelten die quirligen Angreifer die nicht immer sattelfeste SG-Deckung kräftig durcheinander. Zudem vernagelte Torhüter Tobias Barthold anfangs geradezu seinen Kasten.
Das 1:0 der Gäste glich Nico Kibat per Siebenmeter zwar prompt aus, doch dann lag der forsch auftrumpfende Neuling bis zur Halbzeit (14:13) ständig mit ein bis drei Toren in Front. Umso wichtiger war es, dass beim 9:12 (22.) Andreas Blodig die Nerven behielt und seinen dritten Siebenmeter gegen seine Ex-Kollegen versenkte.
Dem immer stärker werdenden Benjamin Krotz im Kasten der SG (hielt drei Siebenmeter) und Robin Haller (mit einigen blitzsauberen Treffern) hatten es die Bietigheimer zu verdanken, dass die Gäste nur mit einem Tor Vorsprung in die Pause gingen.
Mit viel Elan kamen die Gastgeber aus der Kabine, schafften bereits nach 18 Sekunden den Ausgleich zum 14:14. Was folgte, war ein offener Schlagabtausch. SG-Trainer Jochen Zürn hatte auf eine jetzt stabilere 6:0- Deckung umgestellt. Der Mittelblock mit dem starken Steffen Bühler und dem eingewechselten Christian Heuberger blockte einige Schüsse von dem in der ersten Hälfte starken Valentin Hörer ab. Die 18:16-Führung (40.) konterten die Haslacher durch ihren neunfachen Torschützen Oliver Hess und gingen ihrerseits wenige Minuten später, angefeuert von ihren 300 Fans, mit 21:19 in Führung. Beim 24:24 (51.) war noch alles offen, ehe die Gäste konditionell einbrachen.
SG-Coach Zürn dagegen hatte mit Christian Schäfer und Philipp Schulz noch zwei Joker im Ärmel. Rechtsaußen Schäfer mit trickreichen Würfen und Schulz mit Krachern aus der zweiten Reihe machten alles klar.
SG BBM Bietigheim: Krotz, Haller (6), Kibat (4/3), Knierim (2), Heuberger, Schäfer (5), Bühler (5), Blodig (3/3), Freudl, Zluhan, Auer, Schulz (6).
Trainer Jochen Zürn (SG Bietigheim): „Wir haben uns anfangs sehr schwer getan, waren viel zu passiv. In der zweiten Halbzeit haben wir mit hoher Effektivität das Spiel umgebogen.“
Spielführer Nico Kibat: „Wir haben die Ruhe bewahrt und konnten am Ende noch zulegen.“
Andreas Blodig: „Mir war klar, dass es ein harter Kampf wird. Ich bin froh, dass ich die drei Siebenmeter verwandeln konnte.“
Bietigheimer Zeitung
Team verdient sich einen freien Tag
SG BBM Bietigheim gewinnt Derby in der Arena gegen Haslach-Herrenberg-Kuppingen 31:25
Die Zweitliga-Handballer der SG BBM Bietigheim hatten bei ihrem 31:25-Sieg gegen die SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen mehr Mühe als erwartet. Erst in der Endphase drehten die Gastgeber in der Arena die Partie.
Nach dem hart erkämpften "Heimerfolg" in der Arena bekam die Bietigheimer Zweitliga-Mannschaft ein kleines Zuckerle: Trainer Jochen Zürn gab ihr an Allerheiligen frei und verzichtete auf die angesetzte Übungseinheit am gestrigen Montag. Eine Anerkennung für die Energieleistung im Derby und den guten vierten Platz, auf dem das Team nach zehn Spieltagen steht. "Den freien Tag haben sich die Jungs verdient. Wir haben jetzt mit 14:6 Punkten eine gute Arbeitsbasis", meinte Zürn.
Allerdings taten sich seine Schützlinge lange schwer mit den körperbetont und aggressiv spielenden Gästen. Zur Pause führte Haslach-Herrenberg-Kuppingen 14:13. Nur 14:13. Denn eigentlich hätte der Aufsteiger die Defizite in der gegnerischen Abwehr zu weitaus mehr Toren nutzen können. Glück hatten die Bietigheimer zudem, dass Keeper Benjamin Krotz im ersten Durchgang gleich drei Siebenmeter von Nico Kiener, Valentin Hörer und Kai Wohlbold vereitelte.
In der 36. Minute ging die SG BBM nach Steffen Bühlers Tor zum 16:15 erstmals in Führung. Bis zur 51. Minute und dem 24:24 war die Begegnung ausgeglichen. Beide Vereine schenkten sich nichts und lieferten sich ein Duell auf Augenhöhe. Am Ende wurden die Bietigheimer ihrer Favoritenrolle aber doch noch gerecht. Das lag zum einen daran, dass die SG "H2Ku" ihrem kräfteraubenden Tempohandball und dem häufigen Unterzahlspiel Tribut zollte und auch die Konzentration beim Torwurf allmählich flöten ging. Zum anderen legten die Hausherren in der Schlussphase zu. Sie verteidigten nun wesentlich besser und steigerten ihre Effektivität im Abschluss. Mit vier Toren in Folge eilte Bietigheim auf 28:24 (55.) davon und ließ danach nichts mehr anbrennen. Am Ende hieß es 31:25 für Zürns Mannen. Der alte Rivale aus dem Landkreis Böblingen musste sich mit fünften Pleite in Folge auf die Heimfahrt machen.
Gleich mehrere Akteure der SG BBM empfahlen sich in der zweiten Hälfte für die obligatorische Wahl zum "Spieler des Spiels": Philipp Schulz, der sechsmal mit seinen Gewaltwürfen traf; Christian Schäfer, der nach einem mäßigen Beginn aufblühte und über den rechten Flügel immer wieder einnetzte und der eingewechselte Christian Heuberger, der der Defensive bei seinem Comeback zusätzliche Stabilität verlieh. Letztlich wurde Bühler die Ehre zuteil. Der Kreisläufer überzeugte mit einer hundertprozentigen Trefferquote, holte zwei Siebenmeter heraus und sorgte auch in der Abwehr für einige gute Blocks.
"Es war das erwartete Geduldsspiel", bilanzierte Zürn, schlug jedoch auch kritische Töne an: "In der ersten Halbzeit haben wir zu viel reagiert. In der zweiten Halbzeit stand dann eine ganz andere Verteidigung auf dem Feld. Da haben wir uns ins Spiel hineingekämpft."
Stimmen zum Spiel
Andreas Blodig, Ex-Spieler der Gäste und seit 2009 in Bietigheim: Gegen die alten Kameraden ist man immer besonders motiviert. Man kommt sich gegenseitig so bekannt vor. Sonst war"s für mich ein ganz normales Zweitliga-Spiel. Vor meinem dritten Siebenmeter hat mir Tobias Barthold "jetzt ein Heber, jetzt ein Heber" zugerufen - und dann habe ich ihm durch die Beine geschossen. Es macht Spaß, in der Arena zu spielen. Wenn man gewinnt, ist die Freude umso größer.
Philipp Schulz, Wurfwaffe der SG BBM: Wir konnten dem Spiel lange nicht unseren Stempel aufdrücken. In der letzten Viertelstunde haben wir dann richtig aufgedreht und das Spiel noch gedreht. Auch bei mir lief es nach meiner Einwechslung gut, und ich konnte zeigen, dass ich der Mannschaft helfen kann.
Steffen Bühler, Bietigheimer "Spieler des Spiels": Die Auszeichnung freut mich. Wichtiger ist mir aber, dass die Mannschaft ein gutes Spiel macht und gewinnt. Ein Derby ist immer ein heißer Kampf. In den ersten 20 Minuten sind wir in der Abwehr zu passiv gestanden. Wir haben uns bei jeder guten Aktion gepusht und uns so hochgezogen. Unser primäres Ziel ist, in der Tabelle ein Polster nach unten zu schaffen.
Axel Kromer, Trainer der SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen: In den ersten 40, 45 Minuten haben wir unser bisher bestes Saisonspiel gemacht. Nur so konnten wir einem so gut besetzten und eingespielten Team wie Bietigheim Paroli bieten. Wir haben insgesamt zu viele Zeitstrafen kassiert und waren zu oft in Unterzahl. Da haben wir viel Kraft gelassen. Am Schluss sind wir emotional und konditionell eingebrochen.
Heubergers Rückkehr zahlt sich prompt aus
Für Christian Heuberger war das Derby gegen Haslach-Herrenberg-Kuppingen ein Neuanfang. Nach langer Verletzungspause feierte er sein Comeback.
Am 20. Februar, im Heimspiel gegen Leichlingen, stand Christian Heuberger letztmals für die SG BBM auf dem Feld. Dann zwang ihn eine Schulterblessur zum sportlichen Nichtstun. Monatelang war der Kreisläuferer zum Zuschauen verdammt. Am Samstag feierte er nun gegen die SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen seinen Wiedereinstand. Ein Comeback, auf das er lange hingearbeitet hatte. "Es war ein komisches Gefühl, nach fast neun Monaten Pause wieder ein Spiel zu machen. Eigentlich wollte ich erst in zwei Wochen wieder einsteigen, aber wegen der Verletzung von Patrick Rentschler habe ich angeboten, der Mannschaft zu helfen", sagte Heuberger.
In der 44. Minute und beim Stand von 19:21 kam der 25-Jährige erstmals ins Spiel - gerade als die Partie Spitz auf Knopf stand. "Es hat mich gewundert, dass der Trainer so viel Vertrauen zu mir hatte und mich in der heißen Phase gebracht hat", meinte Heuberger. Ein Wagnis sah Jochen Zürn in der Einwechslung gleichwohl nicht. "Das hatte nichts mit Mut zu tun, sondern war die logische Konsequenz aus den sehr guten Trainingsleistungen, die Christian in den vergangenen Wochen angeboten hat", meinte der Coach.
Vor allem im Mittelblock legte Heuberger in der Schlussviertelstunde einen bärenstarken Auftritt hin. Nur ein Treffer blieb ihm verwehrt, obwohl er eine Riesenchance zu einem Tor hatte: In der 47. Minute lief er allein auf Gästekeeper Tobias Barthold zu, warf aber vorbei. "Da war ich noch etwas zu hektisch", sagte Heuberger, der mit seiner Saisonpremiere trotzdem zufrieden war: "In der Abwehr bin ich ganz gut gestanden. Auf der Leistung lässt sich aufbauen."