sgbbm_zagreb.jpgLudwigsburger Kreiszeitung

SG bietet den Weltstars beherzt Paroli


Die Handballer der SG BBM Bietigheim sind immer für eine Überraschung gut. Gegen das Weltklasseteam von RK Croatia Zagreb hielt der Zweitbundesligist mit – uns spielte 35:35.

Trotz Leichtathletik-WM und zeitgleiches Hochsprung-Duell Vlasic (Kroatien) gegen Friedrich (Deutschland) war die Halle am Viadukt gestern Abend brechend voll; mehr als 1000 Zuschauer wollten den Handballknüller der SG BBM gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Kroatien sehen.

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Und sie wurden nicht enttäuscht. Zagreb brachte ausnahmslos alle seine Stars zum Einsatz, doch trotz Mirza Dzomba, Kiril Lazarov und Ivano Balic hielt Bietigheim dagegen. Nach der 0:2-Rückstand legten die Schützlinge von Trainer Uwe Rahn jeglichen Respekt vor dem Abwehrbollwerk der Kroaten ab. Zur Halbzeit hieß es nach starker Vorstellung der SG-Neuzugänge Christoph Auer und Andreas Blodig sogar 16:15.
Auch im zweiten Durchgang verlief die Klassepartie ausgeglichen, bis kurz vor Schluss führte Bietigheim mit drei Treffern, ehe Balic mit drei Treffern in Folge noch das 35:35 sicherstellte.

 

balic.jpg„Ich spiele, solange ich durchhalte“

Er zählt seit Jahren zu den besten Handballern der Welt. Ivano Balic (30) gewann mit SDC San Antonio 2005 die spanische Meisterschaft und stand 2006 im Finale der Champions League. 2008 kehrte er zum Serienmeister RK Zagreb zurück. Mit dem kroatischen Nationalspieler sprach unser Mitarbeiter Erich Reiner.

Herr Balic, Sie sind nach vier Jahren nach Zagreb zurückgekehrt. Hatten Sie auch Angebote von Klubs aus der Bundesliga?
Ivan Balic:Ich hatte auch Angebote aus Deutschland, doch nach vier Jahren in Spanien hat es mich in die Heimat zurückgezogen. Ich wusste, dass Zagreb eine sehr gute Mannschaft hat.

Wie stark schätzen Sie die Bundesliga im Vergleich zu der spanischen Liga ein?
In Spanien können nur die ersten drei Vereine international mithalten. Die Bundesliga ist bezüglich Organisation, Zuschauerinteresse, aber auch hinsichtlich der spielerischen Qualität die beste Liga der Welt.

Welche deutschen Spieler und welche Spieler weltweit schätzen Sie besonders?
Für mich ist Pascal Hens der beste deutsche Spieler, aber die deutsche Nationalmannschaft spielt seit vielen Jahren ein hervorragendes System. International sind Nikola Karabatic und der Isländer Olafur Stefansson, der seit vielen Jahren auf höchstem Niveau spielt, eine Klasse für sich.

Sie sind jetzt 30 Jahre alt. Wie lange wollen Sie noch Handball spielen?
Die Frage wird mir häufig gestellt. Ich möchte so lange spielen, wie ich durchhalte. Letztes Jahr hatte ich eine Rückenverletzung, an der ich drei bis vier Monate laborierte. Heute lasse ich mich auch vor Spielen wie hier in Bietigheim regelmäßig massieren.

Sie waren in Peking der Fahnenträger für Kroatien. Eine besondere Ehre für Sie?
Das hat mir mehr bedeutet als irgendein Titelgewinn. Dieses Gefühl kann man nicht beschreiben, es war etwas Einmaliges und ich fühlte mich wahnsinnig geehrt..

Sie werden häufig der „Handball-Ronaldinho“ genannt. Ehrt Sie das?
Klar, aber ein Vergleich mit Jackson Richardson wäre mir lieber.



Bietigheimer Zeitung

Bietigheim ärgert Balic und Co.
Weltklasse-Handballer von Croatia Zagreb retten gegen die SG BBM gerade noch ein 35:35

Die große Handball-Welt war gestern Abend bei der SG BBM Bietigheim zu Gast. Der Zweitligist und der Champions-League-Teilnehmer Croatia Zagreb trennten sich in einem Testspiel vor 850 Fans 35:35 (16:15).
 
 
Ehre wem Ehre gebührt: Als der Hallensprecher gestern kurz vor 20 Uhr die Mannschaftsaufstellung präsentierte, sparte er sich den letzten Namen für einen Ausnahmekönner auf: Ivano Balic. Prompt brandete der lauteste Applaus in der Bietigheimer Sporthalle am Viadukt auf. Der zweifache Welthandballer mit den langen Haaren und dem Stirnband gilt im Star-Ensemble der Kroaten als der Superstar. In der Summe kommt die hochdekorierte Mannschaft aus Zagreb auf mehr als 1000 Länderspiele.

Während der Partie hatten Balic und seine Teamkollegen allerdings trotz Bestbesetzung große Schwierigkeiten mit dem schwäbischen Underdog. Nach einem schnellen 0:2-Rückstand legten die Bietigheimer ihren Respekt vor dem renommierten Gegner ab und spielten munter mit. Gewohnt souverän verwandelte Nico Kibat seine Siebenmeter; Neuzugang Andreas Blodig nutzte als Linksaußen seine Chancen eiskalt, und im Tor glänzte der ebenfalls neu verpflichtete Benjamin Krotz mit einigen tollen Paraden, darunter einem abgewehrten Siebenmeter von Mirza Dzomba. So machte die SG BBM aus einem 2:4 mit fünf Treffern in Folge innerhalb von neun Minuten eine 7:5-Führung - und Balic, offenbar überrascht vom frechen Auftritt des deutschen Zweitligisten, verzog auf dem Spielfeld ungläubig das Gesicht.

Ebenfalls unzufrieden war offenbar Croatia-Trainer Senjanin Maglajlija. Dies ließen zumindest seine energischen Anweisungen am Spielfeldrand und eine Auszeit beim Zwischenstand von 6:10 vermuten. Prompt legten die nun wachgerüttelten Kroaten wieder einen Zahn zu und glichen bis zur 25. Minute zum 11:11 aus. Auch Superstar Balic, der zuvor von Schiedsrichter Hans-Peter Brodbeck nach einem Foul eine Zweiminutenstrafe kassiert hatte, erzielte in der 21. Minute sein erstes Tor. Nach einem offenen Schlagabtausch gingen die Bietigheimer mit einem 16:15-Vorsprung in die Halbzeitpause.

Im zweiten Durchgang schien sich zunächst die Extraklasse der Gäste durchzusetzen. Bis zur 40. Minute hielt die SG BBM eine knappe Führung, dann glich Manuel Strlek zum 22:22 aus, und wenig später brachte Marino Maric die Kroaten mit seinem sechsten Treffer nach langer Zeit wieder in Führung. Mit einer Energieleistung kämpften sich die über sich hinauswachsenden Bietigheimer ins Spiel zurück. Mit einer nahezu hundertprozentigen Trefferquote warfen die Schützlinge von Trainer Uwe Rahn eine 28:25-Führung heraus.

Eine weitere Auszeit von Croatia-Coach Maglajlija verpuffte wirkungslos. Die SG-Spieler nutzten weiter fast jede Chance und lagen sechs Minuten vor dem Spielende mit 32:28 in Front. Die Sensation war im Ellental zum Greifen nah. Nach zwei Zeitstrafen gegen Christian Löffler und Philipp Schulz glückte Christian Schäfer sogar in doppelter Unterzahl das 33:29. 120 Sekunden vor Schluss hieß es immer noch 35:31 für die SG. Dann drehte vor allem Balic noch einmal auf, und in letzter Sekunde traf Strlek zum glücklichen 35:35-Ausgleich für Zagreb. Zuvor hatten die Schiedsrichter ein strittiges Foul der Bietigheimer gepfiffen.

"Am Ende hätten wir gewinnen müssen. Wir hätten den Sieg verdient gehabt", bilanzierte SG-Akteur Jochen Bauer. Ihm und seinen Mitspielern wird das Duell mit Balic und Co. sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben. Bauer: "Die Kroaten sieht man sonst nur im Fernsehen. Es war etwas Besonderes, gegen so einen Gegner zu spielen. Das hat richtig Spaß gemacht."

Statistik

SG BBM Bietigheim: Lenz, Krotz (beide Tor); Haller (4), Kibat (3/2), Heuberger (5), Schäfer (2), Bühler (5), Jochen Bauer (1), Rothe (2), Blodig (4), Hinz (1), Löffler (2), Auer (3), Schulz (3).

Croatia Zagreb: Sego, Skof (beide Tor); Maric (7), Lazarov (7/4), Koplijar (1), Spoljaric, Dzomba (1), Spelic, Gojun (4), Strlek (4), Horvat (2), Vukic (1), Valcic (2), Balic (6).

Zeitstrafen: 3 x 2 Minuten - 4 x 2.

Siebenmeter: 3/2 - 5/4.

Schiedsrichter: Brodbeck/Reich (Metzingen);

Zuschauer: 850.