Presseberichte

Stuttgarter Nachrichten

TVK und TSG: Entscheidung naht
Kornwestheim gewinnt Derby

Stuttgart - Das Zweitliga-Spiel zwischen dem TV Kornwestheim und der TSG Oßweil war schon lange beendet, da arbeiteten die Spieler beider Teams die Partie auf ihre Art und Weise auf. Sie saßen gemeinsam vor ihren Umkleidekabinen und gönnten sich ein Feierabendbier. Es war ein versöhnliches Bild, das so gar nicht passte zu der Vorgeschichte dieses Derbys, das der TVK mit 35:30 (18:15) gewonnen hatte.

Während die Kornwestheimer ein Einladungsturnier in Hongkong gewannen, regierte in Oßweil in den vergangenen Tagen das Chaos. Nach dem Rücktritt von Trainer Oliver Hess wurde eine Spielgemeinschaft mit dem TVK plötzlich wieder ein Thema. Zeitgleich wurden aber auch die finanziellen Schwierigkeiten der TSG bekannt -noch ist nicht einmal gesichert, ob das Team die Saison zu Ende spielt. „Wir sind für die letzten Spiele motiviert", sagt Trainer Jochen Zürn zwar, fügt aber an: „Wenn man uns spielen lässt."

Dass sie sich überhaupt noch so ins Zeug legen, rechnet der Coach den Spielern hoch an. „Was wir bei dieser Vorbereitung geleistet haben, war schon gut", sagte Zürn. Vor allem, weil es zuletzt auch um Persönliches ging. Rolf-Dieter Hess, jahrelang Macher der TSG und Vater des Ex-Trainers, liege nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus, so Zürn. Auch oder sogar wegen der Anfeindungen der letzten Wochen. Die Familie Hess gilt bisher als Verhinderer einer SG.

Am Donnerstag war TSG-Vorstand Thomas Lutz vor die Mannschaft getreten, um die Situation darzustellen. Gebracht hat das eher wenig: „Wir wissen nicht, wie es weitergeht", sagt Zürn. Kommenden Donnerstag wird das Team erneut informiert.
Dann könnte bereits klar sein, ob es ab der neuen Saison eine Spielgemeinschaft zwischen TVK und TSG gibt. Das war seit langem das Ziel der Kornwestheimer - doch nun, da die Deckungslücke im Oßweiler Etat von rund 130 000 Euro bekannt ist, müssen einige beim TVK aufs Neue überzeugt werden. Manager Markus Graf sagt zwar: „Wir stehen weiter zu einer SG." Vorstandsmitglied Roland Schaible aber steht für viele Mitglieder, wenn er sagt: „Eine SG macht unter diesen Voraussetzungen doch keinen Sinn mehr." Einige Sponsoren würden das ähnlich sehen.

Für Graf geht es indes nur um eine Frage: Müsste der TVK im Falle einer SG für die Oßweiler Schulden geradestehen? Wenn ja, ist die Kooperation geplatzt. Wenn nicht, wird man sich wohl einigen. Am heutigen Montag treffen sich beide Vereine samt Rechtsexperten zu erneuten Gesprächen. Schließlich, so der TVK-Manager, gebe es einen guten Grund, der für eine SG spreche: „Wir wollen den Handball in der Region nicht kaputtgehen lassen." Außerdem würde ein alleiniger Umzug der Kornwestheimer nach Ludwigsburg keinen Sinn machen. Graf: „Als TVK kommen wir in den Ludwigsburger Markt nicht rein."


Ludwigsburger Kreiszeitung

TVK löst Oßweil als Tabellendritter ab
Kornwestheimer 35:30-Derbysieg gegen verunsicherte und dezimierte Nachbarn

Stuttgart - (str.) Um es vorwegzunehmen: Es gab schon bessere (und emotionaler geführte) Derbys zwischen den Handball-Zweitbundesligisten TV Kornwestheim und TSG Oßweil als das am Samstag in der Schleyerhalle. Nur eins war so wie immer beim 35:30 (18:15) für den TVK - erneut hatten die Gastgeber die Nase vorn.
Und das gilt für die Kornwestheimer jetzt auch in der Tabelle, wo sie den Lokalrivalen als Tabellendritter ablösten.
Angesichts der Vorgeschichte allerdings war die Partie durchaus ansehnlich, wofür viele gelungene Spielzüge, Anspiele und Einzelaktionen auf beiden Seiten sorgten.
Den Oßweilern war in vielen Situationen allerdings anzumerken, dass es in diesen Tagen für sie nicht einfach ist, sich auf das rein Sportliche zu konzentrieren. Außerdem hatten sie sowieso nur acht Feldspieler zur Verfügung, was gegen die mit 12 Akteuren (ohne Torhüter) ein zusätzliches Handicap war.

Trotzdem hielten die Blauen die Begegnung 50 Minuten lang offen, obwohl sie zwischenzeitlich zweimal (beim 17:12 in der 27. und beim 21:16 in der 34. Minute) mit fünf Treffern in Rückstand geraten waren.
Und hätten die Schützlinge von Trainer Jochen Zürn zwischendurch nicht allzu leichtfertig ihre Chancen vergeben (allerdings hatte hier auch der gut aufgelegte Benjamin Krotz im TVK-Gehäuse die Hand mit im Spiel) und wären sie gar noch einmal in Führung gegangen, wer weiß, was dann passiert wäre.
So aber kam es wie schon vorher anzunehmen war. Mit fortscheitender Spieldauer waren die
Kornwestheimer einfach frischer und schaukelten den letztlich doch noch klaren Sieg verdient nach Hause.

TVK-Coach Heiko Burmeister sprach hinterher von einem „Wellental der Gefühle", durch das er gegangen sei. Ihn habe geärgert, dass trotz seiner taktischen Vorgaben die Angriffe zu oft zu schnell abgeschlossen worden seien und mehrmals eine klare Führung „wieder zu schnell hergegeben" worden sei.
Burmeister hob besonders drei seiner Spieler hervor. Das war zum einen Torhüter Krotz, dann der neunfache Torschütze Benjamin Matschke und den erst 19-jährigen Damir Marjanovic, der seine ersten Zweitliga-Tore markierte.
Jochen Zürn dagegen nahm keine Einzelkritik vor, sondern sprach seiner Truppe „ein Kompliment" aus.  „Das,  was die Mannschaft hier gezeigt hat, ist in Ordnung", sagte der TSG-Trai-ner, „aber was drumrum geht, ist nicht in Ordnung."
Auf die doch Ungewisse Zukunft bei der TSG angesprochen, meinte Zürn: „Wenn wir die restlichen Spiele bestreiten dürfen, dann wollen wir das auch ordentlich tun."
Der Blick auf die letzten vier Partien sieht da aus Kornwestheimer Sicht ganz anders aus. Burmeister: „Wir werden alle gewinnen."

TV Kornwestheim: Doll, Krotz; Christoph Hinz (1 Tor), Fina (3/davon 1 Siebenmeter), Brandt (6), Salzer (3), Marjanovic (2), Klaus (3), Bauer (2), Jungwirth, Freudl (1), Matschke (9), Dietrich, Morgant (5).
TSG Oßweil: Schweizer, Gysin; Knierim (7/5), Burkhart, Meckes (3), Becker (3), Pfahl (8), Catak (2), Löffler(4),Huth(3).


Stuttgarter Zeitung

Ein Kasten Bier allein reicht nicht
Beim TV Kornwestheim gibt es inzwischen Vorbehalte gegen eine Handball-Spielgemeinschaft mit Oßweil

Der 35:30-Sieg des TV Kornwestheim im Derby der zweiten Handball-Bundesliga gegen Oßweil ist nur eine Randerscheinung gewesen. Wichtiger war die Frage: kommt die SG zur nächsten Saison oder nicht?

Die Diskussion um die Spielgemeinschaft zwischen den Handball-Zweitligisten Kornwestheim und Oßweil treibt nicht nur im Frühling immer neue Blüten. Kommt sie, kommt sie nicht? Vielleicht sollte man einfach die Spieler machen lassen. Man nehme einen Mike Wolz (Oßweil) und Pascal Morgant (Kornwestheim), Sebastian Knierim (Oßweil) und Christoph Hinz (Kornwestheim), Marco Huth (Oßweil) und Christian Fina (Kornwestheim), dazu eine Kiste Bier, die alle gemeinsam köpfen - und fertig ist die SG. So geschehen am Samstag nach dem Derby in den Katakomben der Schleyerhalle.

Selbst der ehemalige TVK-Trainer Thomas König war mittendrin: „Das war das angenehmste Derby für mich." Nur einer fehlte - der zurückgetretene Oßweiler Kollege Oliver Hess, aus einem traurigen Anlass. Sein Vater, das Handball-Urgestein Rolf Hess, liegt seit Donnerstag auf der Intensivstation eines Krankenhauses; Herzinfarkt. Eine Folge der zuletzt heftigen Kontroversen zwischen den beiden Seiten? Nicht ausgeschlossen. Jedenfalls sagte Oßweils Trainer Jochen Zürn in einer emotionalen Rede in der Pressekonferenz: „Jeder sollte sich über den respektvollen Umgang miteinander Gedanken machen. Das war zuletzt leider nicht immer der Fall".

Das Kapitel SG droht zur unendlichen Geschichte zu werden. „Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagte Kornwestheims Manager Markus Graf nur. „Wir werden nichts überstürzen, auch wenn die Zeit drängt." Bis in einer Woche muss gegenüber der Deutschen Handball-Liga erklärt werden, was Sache ist. Zumindest aus Oßweiler Sicht, wo der Verwaltungsausschuss Anfang des Monats eine Fusion abgelehnt hatte, scheint ein Sinneswandel eingetreten zu sein.
Dafür hält sich beim TV Kornwestheim die Begeisterung inzwischen in Grenzen, auch weil der Kader nach den Zugängen von Torwart Heger sowie dem Finnen Rönnberg gut aufgestellt ist. Und intern hat am Rande des Derbys ein Hauptsponsor bereits gesagt: „Ihr werdet doch jetzt keine Spielgemeinschaft mehr eingehen." Zumal offen ist, was Oßweil in diese Ehe überhaupt noch einbringen will - außer einem sechsstelligen Minus im laufenden Budget. Deshalb wird geprüft, inwieweit die drohende Insolvenz sich auf eine SG (negativ) auswirken würde. Schließlich kann man auch Schulden erben. Allenfalls die Aussicht auf die Rundsporthalle als Spielstätte sowie die angedachte neue Arena sprechen noch für den Zusammenschluss. 0b das reicht, die Fans in Ludwigsburg zu mobilisieren, scheint fraglich.

Zunächst einmal geht es für die TSG darum, die Saison mit Anstand zu Ende zu bringen. „Was die Mannschaft unter diese Umständen leistet, ist aller Ehren wert", sag Trainer Zürn, dessen Team bis zum 26:27 (51.) die Partie offen gestalten konnte. Wie es aber weitergeht? Das steht in den Sternen „Ich weiß ja nicht mal, wie wir zum nächste Spiel nach Gensungen kommen", sagt Zürn. Sein Motto: „Trainieren und spielen", auch wenn's schwer fällt. „Die Situation ist brutal sagt der Linksaußen Huth. Weniger für ihn – der angehende Arzt hört definitiv auf. „Aber für die Spieler, die keinen Vertrag haben."

So wie Sandro Catak, Der Mittelmann könnte zur SG Bietigheim, zögert aber noch nicht nur weil der Nachbar in Abstiegsgefahr schwebt. Wer weiß: vielleicht spielt ausgerechnet Oßweil den Retter. Sollte die TSG die Lizenz abgeben oder gar keine bekommen stünden die Ludwigsburger Vorstädter als erster Absteiger fest. Dann müsste nur noch eine weitere Mannschaft in die Regionalliga - und die steht mit dem abgeschlagenen Schlusslicht TSG Groß-Bieberau bereits fest.

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