Ludwigsburger Kreiszeitung

SG BBM Bietigheim geht durchs Fegefeuer

Zweitliga-Handballer stehen nach 25:22 (14:12)-Sieg beim Aufsteiger DJK Rimpar weiter auf einem Aufstiegsrang

„In dieser Halle werden noch einige Mannschaften Federn lassen“, war sich SG-Trainer Hartmut Mayerhoffer nach dem hitzigen Gefecht der SG BBM Bietigheim beim DJK Rimpur sicher. 940 Zuschauer verwandelten die „Hölle Nord“ mit Megaphon und riesigen Vereinsfahnen trotz der 22:25-Niederlage ihres Teams in einen Hexenkessel

Selbst als der stark auftrumpfende SG-Kapitän Christian Heuberger nach einer tollen Ballstafette sein Team in der 41. Minute mit 20:15 in Führung schoss, standen die Fans in der Dreifachsporthalle wie ein Mann hinter ihrer Mannschaft.

In der Folge zeigten sich die Ellentäler beeindruckt von der Atmosphäre wie in einem Fußballstadion. Zwölf Minuten lang blieb die SG ohne Torerfolg. Robin Haller verballerte seinen fünften Versuch. Timo Salzer verlor den Ball. Diese Fehler nutzte der unterfränkische Dorfklub mit kleinem Etat aber großem Herz und kämpfte sich auf 20:22 (56.) heran.

Die restlichen Minuten gingen die Bietigheimer in der „Hölle Nord“ durchs Fegefeuer. Zum Löschmeister wurde Keeper Jan Kulhanek, der sich nach dem 22:23-Anschlusstreffer zwei freie Würfe der Gastgeber schnappte (58.). Mehr Wurfglück hatten Timo Salzer und Andre Lohrbach, die mit ihren Treffern den „Wölfen“ die Zwei-Punkte-Beute wegschnappten. „Uns war klar, wir mussten so lange wie möglich die Halle ruhig halten“, analysierte SG-Coach Mayerhoffer die nicht fehlerfreie Vorstellung seiner Mannschaft.

Zu nachlässig agierte sein Team in der Anfangsphase. Rimpars Rückraumachse Daniel Sauer und Steffen Kaufmann bekam die SG-Abwehr nicht in den Griff. Zudem wurden in der Offensive einige Bälle leichtfertig vergeben. Der in der ersten Hälfte beste SG-Angreifer Andreas Blodig zeigte, wie es geht. In Unterzahl marschierte Blodig durch die gesamte DJK-Abwehr hindurch und netzte zur 14:11-Führung ein (29.). Sechs Sekunden vor dem Pausenpfiff verkürzte der Slowene Matjaz Krze zum 14:12-Halbzeitstand.

SG BBM:Kulhanek, Welz; Heuberger (6), Lohrbach (6), Blodig (5), Timo Salzer (3), Patrick Rentschler (2), Lindt (2), Schäfer (1), Haller, Coors, Thorsten Salzer.


Bietigheimer Zeitung
SG BBM bändigt die Wölfe

Die Zweitliga-Handballer der SG BBM Bietigheim haben den Wölfen der DJK Rimpar den Zahn gezogen. Sie setzten sich im Hexenkessel der Aufsteigers mit 25:22 durch und festigen ihren dritten Tabellenrang.

Schwerstarbeit mussten die Zweitliga-Handballer der SG BBM Bietigheim am Samstagabend beim Aufsteiger DJK Rimpar Wölfe verrichten, um einen 25:22 (14:12)-Sieg mit nach Hause nehmen zu können. "Man darf nicht hierher kommen und denken: Man hat es leicht, weil man gegen eine Mannschaft aus dem hinteren Drittel antritt", sagte ein sichtlich erleichterter Trainer Hartmut Mayerhoffer, der die als "Hölle Nord" bekannte Rimparer Halle noch aus seiner Regionalliga-Zeit als Coach beim TSV Friedberg kannte. "Man spielt hier noch gegen einen achten Mann: die Zuschauer."

940 waren an diesem Abend gekommen und feuerten ihr Team frenetisch an. "Kompliment an das Publikum", meine Mayerhoffer. "Das war ein hart umkämpfter, am Ende aber verdienter Sieg für uns, weil wir über die meiste Zeit des Spiels in Führung lagen."

"Unnötig" war indes das Wort der Stunde aus unterfränkischer Sicht. Die Zuschauer auf der Tribüne, die Fans im Foyer, die Spieler selbst murmelten es immer wieder, während sie nach dem Abpfiff mit hängenden Köpfen übers Feld schlichen. "Wir haben die Punkte hergeschenkt", ärgerte sich vor allem Rimpars Coach Jens Bürkle über die "unnötige Niederlage" gegen den Tabellendritten, der entgegen aller Erwartungen nicht der übermächtige Gegner gewesen war, den seine Platzierung hatte vermuten lassen.

In einer vor allem zu Beginn hart und hitzig geführten Partie - schon nach zehn Minuten hatten die Berliner Schiedsrichter vier von insgesamt sechs Gelben Karten verteilt - gestaltenen die Wölfe die erste Hälfte weitgehend ausgeglichen. Obwohl sie lange keine richtige Bindung zum Spiel bekamen. Und obwohl sie vorne wie hinten die letzte Konsequenz vermissen ließen: Im Angriff vergaben die Rimparer zu viele freie Chancen, in der Abwehr kamen sie häufig einen Schritt zu spät. So war beim Pausenstand von 12:14 zum ersten Mal das Wort des Abends zu vernehmen: "Unnötig", schimpfte Daniel Sauer, der sechs seiner insgesamt sieben Treffer in der ersten Halbzeit erzielte und erfolgreichster Schütze seines Teams war, als er kopfschüttelnd in die Kabine marschierte.

Dieser Meinung war auch sein Trainer, der mangelnde "Emotion, Einsatz und Laufbereitschaft" seiner Schützlinge beklagte. "Wir sind nicht mit 100 Prozent ins Spiel reingegangen", machte Bürkle keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. "Das war der Anfang vom Ende."

In Zahlen schien sich dieses ab der 37. Minute anzubahnen. Nachdem die Rimparer in doppelte Unterzahl gerieten, warfen sich die Gäste erstmals mit fünf Toren zum 19:14 (38.) in Führung. Aufbauend auf einer immer aggressiver werdenden Abwehr um den stark parierenden Torhüter Jan Kulhanek - für Mayerhoffer der "Grundstein zum Erfolg" - zog Bietigheim sein überragendes Tempo- und Konterspiel auf. Entweder traf der pfeilschnelle Linksaußen André Lohrbach oder der in der zweiten Welle freigespielte Kreisläufer Christian Heuberger. Beide waren mit jeweils sechs Treffern beste Werfer ihres ausgewogenen Teams. "Wir haben unsere anfänglichen Probleme spielerisch gelöst", sagte Mayerhoffer über die diese Phase, in der alles darauf hindeutete, als würde sich die Qualität des SG-Kaders nun durchsetzen.

Doch der Neuling ließ sich nicht abspeisen. Mit dem Anschluss zum 16:20 (48.) durch den in der Schlussphase auftrumpfenden Kreisspieler Julian Bötsch ging ein spürbarer Ruck durch die Rimparer Mannschaft. Über Kampfgeist bissen sich die Wölfe zurück in Spiel. Beim 21:22 war wieder alles offen. Schließlich aber triumphierte die Abgezocktheit der Schwaben. Den Unterfranken blieb letztlich nur das trostlose Wort zum Sonntag: unnötig.