Westfälische Nachrichten

Nach dramatischem Spielverlauf: TV Emsdetten steigt in die Bundesliga auf

„Wir dürfen gewinnen, müssen aber nicht“, hatte Trainer Patrick Liljestrand vor dem Spiel der Zweitligahandballer vom TV Emsdetten beim Verfolger Bietigheim noch zurückhaltend gesagt. Am Mittwochabend wollten die Handballer vom TVE jedoch gewinnen – unbedingt und mit aller Macht. Und dann den Aufstieg in die erste Handball-Bundesliga endlich perfekt machen. Und es gelang.

Emsdetten spielt in der kommenden Saison in der Beletage des deutschen Handballs, sicherte sich durch einen in der Schlussphase dramatischen 29:28 (12:13)-Erfolg beim Tabellenvierten drei Spieltage vor dem Saisonende den Aufstieg. Knapp 22 Jahre, nachdem der TVE in die Zweite Liga aufgestiegen war (1991), ist Emsdetten, ja das Münsterland, endlich wieder in der Bundesliga vertreten.

Es war kein Spiel für schwache Nerven am Mittwochabend. Die Schlussphase war eine Nervenschlacht, die der TVE für sich entschied. Eine kaum zu steigernde Dramatik spielte sich in der proppevollen Viadukt-Halle ab; In den letzten Sekunden, steigerte sich die Spannung ins Unermessliche.

Zwei Minuten vor Schluss verkürzte Bietigheims Schulz auf 28:29: Sollte der zwischenzeitliche Drei-Tor-Vorsprung (29:26) des TVE doch nicht reichen? Jonko Bozovic verwirft, die Gastgeber sind wieder in Ballbesitz. Ein Tor steht für den TVE noch zwischen Wohl und Wehe – Ballgewinn für Emsdetten. Der TVE muss die Zeit doch nur noch runterspielen.

Dann scheitert erneut Bozovic am Bietigheimer Keeper Milos Hacho. Die Gastgeber wechseln ihren Torwart zugunsten eines weiteren Feldspielers. Siebenmeter nach Foul von Jeffrey Boomhouwer.

Alles vorbei. Nein! Vitali Feshchanka hält. Und Emsdetten ist in der ersten Bundesliga.

 

Bietigheimer Zeitung

SG BBM Bietigheim verliert gegen TV Emsdetten mit 28:29

Der Handball-Zweitligist SG BBM Bietigheim hat nach einem hochklassigen Spiel gegen den TV Emsdetten mit 28:29 verloren. Die Westfalen machten damit den Aufstieg vorzeitig perfekt. Rechtsaußen Christian Schäfer vergab in der letzten Sekunde einen Siebenmeter.

Nichts sehen, nichts hören - Christian Schäfer war nach dem Zweitliga-Verfolgerduell zwischen seiner SG BBM und dem TV Emsdetten untröstlich. Der Rechtsaußen hockte nach der knappen Bietigheimer 28:29-Heimniederlage wie ein Häufchen Elend auf der Bank und hatte sich sein blaues Trikot über den Kopf gezogen, während die Gäste lautstark ihren vorzeitigen Aufstieg in die Erste Handball-Bundesliga feierten und besangen. Die Aufmunterung seiner Teamkollegen schien Schäfer gar nicht mitzubekommen.

Der 24-jährige Top-Torjäger der SG BBM war vor den 1450 Zuschauern in der ausverkauften Viadukthalle zur tragischen Figur avanciert. Beim Stand von 28:29 drang er kurz vor Spielende von rechts außen in den Emsdettener Kreis ein und scheiterte an TVE-Keeper Vitali Feshchanka. Da ihn aber Gästespieler Jeffrey Boomhouwer zuvor gefoult hatte, gab es in letzter Sekunde noch einen Siebenmeter. Schäfer, der zuvor alle vier Versuche souverän verwandelte hatte und mit neun Treffern bester Schütze der Begegnung gewesen war, übernahm die Verantwortung - und scheiterte an Feshchanka. Damit war die unglückliche Heimpleite besiegelt. Wieder einmal hatte sich das ungeschriebene Gesetz, wonach der Gefoulte nie selbst einen Siebenmeter werfen soll, als richtig erwiesen. "Das ist so ein Sprichwort im Sport. Wenn er ihn reingemacht hätte, hätte keiner was gesagt. So ist es natürlich bitter", konstatierte der Bietigheimer Thorsten Salzer.

In den 60 Spielminuten zuvor hatten sich die beiden Mannschaften ein mitreißendes Duell auf höchstem Zweitliga-Niveau geliefert. Sowohl die Schwaben als auch die Gäste aus dem Münsterland zeigten eindrucksvoll, warum sie in der Tabelle zur Spitzengruppe zählen. In der ersten Hälfte dominierten die Abwehrverbände das Geschehen im Hexenkessel Viadukthalle. Die kräftig zupackende Verteidigung machten es den Offensivkräften auf beiden Seiten höllisch schwer, Lücken zu finden und zu Toren zu kommen. Die Anfangsphase gehörte der SG BBM, die bis zur zehnten Minute eine 5:2-Führung herauswarf. Gleich zweimal fruchtete dabei das Zusammenspiel zwischen Robin Haller und Patrick Rentschler, der zunächst für den etatmäßigen Kreisläufer Christian Heuberger in vorderster Front agierte und auch im Innenblock mitmischte. Haller trat derweil nur als Vorbereiter in Erscheinung. Erstmals in dieser Saison blieb er ohne einen einzigen Treffer. Die schwache Ausbeute des Torjägers führte Coach Jochen Zürn später auch darauf zurück, dass dieser nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Tim Coors (Oberschenkelprobleme) auf ungewohnter Position hatte aushelfen müssen.

Die internationale Profi-Auswahl aus Emsdetten brauchte eine Weile, bis sie selbst heiß gelaufen war. Vor allem Topwerfer Janko Bozovic hatte Anlaufprobleme. In der 14. Minute besorgte der überragende TVE-Rechtsaußen Ernir Arnarson den 5:5-Ausgleich. Beim 6:8 vier Minuten später lagen die Westfalen erstmals mit zwei Toren vorne. Doch Bietigheim kämpfte sich zurück und warf dank Timo Salzer eine 13:12-Pausenführung heraus - der Routinier traf bei angezeigtem Zeitspiel exakt sechs Sekunden vor dem Halbzeitsignal ins Netz.

Im zweiten Durchgang drehten dann die Offensivreihen auf. Sie überboten sich in Sachen effektiver Chancenverwertung, und die Torhüter bekamen nun kaum mehr einen Ball zu halten. Permanent schoss die SG BBM einen Zwei-Tore-Vorsprung heraus, aber postwendend verkürzte Emsdetten und blieb so in Reichweite - bis der Gegner in der 48. Minute mit Mike Schulz Treffer zum 24:25 selbst wieder die Führung an sich riss und diese fortan nicht mehr hergab. Eine Schlüsselszene war die hundertprozentige Möglichkeit von Heuberger, der beim Stand von 22:20 im Eins-gegen-eins-Duell in Feshchanka seinen Meister fand (42.). Nach einem 26:29-Rückstand (54.) kämpfte sich Bietigheim noch einmal auf 28:29 heran (58.). Mit einem siebten Feldspieler in Person von Andreas Blodig versuchten die Hausherren, den Ausgleich zu erzwingen - und hatten durch Schäfers Siebenmeter in letzter Sekunde tatsächlich noch die Riesenchance, um einen Punkt zu retten. Aber eben kein Glück.

Ludwigsburger Kreiszeitung

TV Emsdetten steigt auf, Bietigheim wird gefeiert

Im Spitzenspiel der 2. Handball-Bundesliga unterlag die SG BBM Bietigheim dem TV Emsdetten nach einem hochklassigem Fight vor ausverkauftem Haus mit 28:29 (13:12). Emsdetten hat sich mit diesem Sieg für die Bundesliga qualifiziert.

Die ohnehin dramatische Partie erlebte in der letzten Minute ihren Höhepunkt. Die SG hatte sich nach einem 26:29-Rückstand (54. Minute) auf 28:29 heran gekämpft und bekam eine Sekunde vor der Schlusssirene einen Siebenmeter zugesprochen. Christian Schäfer, der zuvor bombensicher viermal vom Punkt traf, scheiterte am glänzend reagierenden Weißrussischen Nationaltorhüter Vitali Feshchanka, der anschließend von seinen Kameraden schier erdrückt wurde.

Während die enttäuschten SG-ler bedröppelt vom Feld schlichen, wurde die Viadukthalle zur Partyzone für den neuen Erstligisten. Spieler und Fans schlüpften in die vorbereiteten Aufstiegsshirts und feierten mit Sektdusche und Ringelreihen den Aufstieg.

Auch wenn die unglückliche Niederlage die fantastische Erfolgsserie der Bietigheimer beendete, wurde das Team von Trainer Jochen Zürn von den 1500 Zuschauern frenetisch gefeiert. Und dies völlig zu Recht, lieferte doch die SG der ausgebufften Profi Truppe aus dem Emsland über 60 Minuten einen Kampf auf Augenhöhe.

Meine Mannschaft hat leidenschaftlich gekämpft. Schade, dass wir uns nicht mit einem Punkt belohnt haben“ analysierte Zürn das Spiel zweier Spitzenmannschaften. In der von Beginn an umkämpften Partie gelang der SG durch Timo Salzer eine 13:12-Halbzeitführung.

Als Rückraumhüne Philipp Schulz in der 45. Minute mit einem Kracher in den Winkel zum 24:22 traf, glaubten die Fans in der rappelvollen Viadukthalle an eine Fortsetzung der Siegesserie. Doch Emsdetten, die mit ihren pfeilschnellen Isländer Ernir Arnarson und Olafur Ragnarsson immer wieder Lücken in die SG-Abwehr rissen, glichen zwei Minuten später zum 24:24 aus.

Trotz des Ausfalls ihres überragenden Spielmachers Elvir Selmanovic legten die Emsländer nochmals eine Schippe drauf und schafften durch einen Treffer des 2,04-Meter-Riesen Janko Bozovic ein vorentscheidendes 26:24.

„Wir waren im Abschluss nicht konsequent genug,“ bemängelte Coach Zürn. Gemeint war Robin Haller, dem kein einziger Treffer gelang.

SG BBM: Hacko, Welz; Schäfer (9/4), Lohrbach (5), Schulz (4), Timo Salzer (3), Heuberger (2), Rentschler (2), Coors (1), Freudl (1), Thorsten Salzer (1), Haller.