Presseberichte

Ludwigsburger Kreiszeitung

„Spielgemeinschaft kann jetzt nicht mehr scheitern"
Zuversicht in Oßzaeil und Kornwestheim für die sportliche Zukunft

Ludwigsburg - Es war ein hartes Stück Arbeit. Drei Anläufe waren notwendig, um die Handball-Ehe zwischen der TSG Oßweil und dem TV Kornwestheim zu schließen. „Jetzt kann die Spielgemeinschaft nicht mehr scheitern", jubelte Markus Graf, Manager der TV Kornwestheim (TVK).

Freude und Erleichterung war auf beiden Seiten zu spüren. In den nächsten Tagen werde die Handball-Bundesliga die Lizenz vergeben, kündigte Graf an. In der neuen Saison geht die „Spielgemeinschaft Handball Regio Ludwigsburg" in der Rundsporthalle auf Punktejagd. Das Ziel: mittelfristig die 1. Liga.

Vertreter beider Vereine sowie die Oberbürgermeister Werner Spec (Ludwigsburg) und Dr. Ulrich Rommelfanger (Kornwestheim) verkündeten die Botschaft der Spielgemeinschaft (SG) gestern in der Rundsporthalle. „Der Reichtum der Region lebt von Stuttgart und einzelnen Zentren", betonte Spec. Deshalb gelte es, eine Bündelung wie die Spielgemeinschaft zu unterstützen. Mit der geplanten Multifunktionshalle habe der Handball-Spitzensport im Kreis Ludwigsburg zudem eine ermutigende Perspektive.

Amtskollege Rommelfanger aus Kornwestheim pflichtete bei. „Wir zeigen mit der Spielgemeinschaft, dass wir nördlich von Stuttgart etwas zu bieten haben."
Beide Rathauschefs haben sich zu einer gemeinsamen Initiative beim bisherigen TSG-Hauptsponsor Wüstenrot entschlossen. Die Bausparkasse soll ihr Engagement auch bei der SG fortsetzen. ,;Wir haben bereits positive Gespräche geführt", berichtete TSG-Vorstand Thomas Lutz.

TVK-Präsident Heinz Kipp bedauerte, die Handball-Ehe nicht bereits zu Jahresbeginn geschlossen zu haben. In der Zwischenzeit seien Spitzenspieler beider Teams wie Timo Salzer (TVK) oder Adrian Pfahl (TSG) abgewandert. „Die hätten wir gerne in der SG gehabt."
Doch der Handball-Nachwuchs soll künftig systematisch ausgebildet werden. In Ludwigsburg ist geplant, das bereits erfolgreiche Sport-Teilzeitinternat (TZI) in ein Vollzeitinternat zu erweitern, teilte OB Spec mit.
Das TZI ist dem Otto-Hahn-Gymnasium angeschlossen und fördert Talente in den Sportarten Basketball, Tanzen, Tennis und Leichtathletik.

Bei den Handballern der TSG Oßweil steht man indes vor einem finanziellen Scherbenhaufen. Die GmbH und Co. KG, die das ' Zweitliga-Team betreut, plagt ein Loch von 120000 Euro. Man rechnet damit, dass dieser Tage Insolvenz angemeldet wird. „Das hätte aber keine Auswirkung auf die Spielgemeinschaft", erklärte Markus Graf.
Die Bemühungen um eine Handball-Ehe zwischen Oßweil und Kornwestheim waren in der Vergangenheit zweimal gescheitert. Erstmals zum Jahresanfang, als zahlreiche TSG-Mit-glieder Vorstand Thomas Lutz einen Alleingang vorwarfen.
Der zweite Anlauf misslang Anfang April. Zuvor hatten der frühere TSG-Trainer Oliver Hess sowie als Berater der Hochschulprofessor und frühere Geschäftsführende Direktor der Festspiele, Hans-Peter Schmitt, verhandelt. Hess machte damals für das Scheitern Kornwestheim verantwortlich, TVK-Chef Kipp beschuldigte wiederum Hess, vertrauliche Absprachen missachtet zu haben.

Viel Porzellan zerschlagen

In Ludwigsburg wird es weiterhin Zweitligahandball geben. Das ist die gute Nachricht. Alleine hätte die TSG Oßweil die Bundesligalizenz für die kommende Runde nicht bekommen.
Aber wie die Handball-Spielgemeinschaft zustande gekommen ist, gleicht einer Farce. Viele Mitglieder der beiden Vereine - TSG Ludwigsburg-Oßweil und TV Kornwestheim - können sich mit dem künstlichen Gebilde nicht identifizieren.

Sie mutet die SG wie eine Zwangsehe an. Im Namen -SG Handball Regio Ludwigsburg - tauchen die Kornwest-heimer nicht einmal mehr auf. Zudem wandern sie in die Rundsporthalle aus. Immerhin bringt der TVK eine komplette Mannschaft ein.
Was bleibt von der TSG übrig? Mit oder ohne Spielgemeinschaft: nicht viel. Oßweiler Akteure werden im SG-Zweitli-gakader kaum zu finden sein.
Viele ehrenamtliche Mitarbeiter hinter den Kulissen fühlen sich durchs Hickhack, das dem Zu-sammenschluss vorausging, vor den Kopf gestoßen. In Kornwestheim ist es ähnlich. Da wurde viel Porzellan zerschlagen.

Nachdem der Versuch eines Initiativkreises, die Profiabteilung TSG GmbH & Co. KG mit einer Spendenaktion zumindest bis zum Saisonende zu retten, nicht realisiert werden konnte, verabschiedet sich ein Traditionsverein aus der Handball-Szene.
Und am Ende fehlen in Ludwigsburg vielleicht nicht nur die „Blauen", die über Jahrzehnte ein Begriff waren im „Ländle" und darüber hinaus. Sollte die Großsporthalle in der Barockstadt nicht kommen, steht Stuttgart mit seiner Porsche-Arena Gewehr bei Fuß, wenn Bundesligamannschaften eine attraktive Bühne suchen.


„Wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt"

Der Informationsfluss beim TV Kornwestheim lässt offenbar zu wünschen übrig. UlfPöckelmann, seines Zeichens Handball-Abteilungsleiter und zuständig für den gesamten Bereich unterhalb der Zweitligamannschaft, sagte einen Tag vor der gestrigen Pressekonferenz: „Die Stimmung ist schlecht, wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt."
Die neue SG Handball Regio Ludwigsburg, darauf kann sich jetzt auch Pöckelmann einstellen, fasst den kompletten Männerbereich zusammen - vier Teams des TVK und drei Teams der TSG Oßweil.

Während die Führungsetagen Optimismus verbreiten, ist der Unmut an der Basis nicht zu überhören. Wolfgang Sigloch, Mannschaftsbetreuer bei der TSG, drückte es drastisch aus: „Was jetzt läuft, ist keine SG, das ist eine Übernahme." Die drohende Insolvenz der für den Zweitligabereich zuständigen TSG GmbH und Co. KG schmerzt Sigloch, „ich hoffe nur, dass wenigstens die TSG überlebt".
Obwohl Trainer Jochen Zürn allmählich die Spieler ausgehen, will er mit einer Rumpftruppe die restlichen drei Saisonspiele anständig über die Bühne bringen. Danach werden sich die Akteure in alle Himmelsrichtungen zerstreuen.

Adrian Pfahl und Ingo Meckes haben ja schon bei Bayer Dormagen unterschrieben. Sandro Catak, Christian Löffler und Matthias Gysin werden mit der SG Bietigheim-Metterzim-mern in Verbindung gebracht.

Für die SG Handball Regio suchen die TVK-Geschäftsführer Markus Graf und Christian Fi-
na noch einen Trainer. Mit drei Kandidaten wurde schon gesprochen. In den nächsten zwei Wochen soll die Entscheidung fallen.                    


Marbacher Zeitung

Das neue Team: Regio Ludwigsburg
Handball-Spielgemeinschaft zwischen Kornwestheim und Oßweil perfekt

Ludwigsburg - Die Spielgemeinschaft (SG) zwischen den Handball-Zweitligisten TV Kornwestheim und TSG Oßweil von der kommenden Saison an ist perfekt - diesmal wirklich. Am gestrigen Dienstag verkündeten Vertreter beider Vereine die Geburt der Handball-Regio (HBR) Ludwigsburg.

Bisweilen kommt der geneigte Beobachter sich vor wie Hauptdarsteller Bill Murray in der Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier". So war es bisher: Funktionäre des TVK und der TSG laden zur gemeinsamen Pressekonferenz und verkünden stolz: Die SG kommt. Tage später erklären sie zerknirscht das Scheitern der Gespräche.
Im dritten Anlauf zur Fusion am gestrigen Dienstag war alles ein bisschen anders. Ludwigsburgs Oberbürgermeister Werner Spec und sein Kornwestheimer Kollege Ulrich Rommelf anger verkündeten demonstrativ, dass sie in der neu gegründeten Handball GmbH, an der TSG und TVK zu je 50 Prozent beteiligt sind, im Aufsichtsrat sitzen. TVK-Manager Markus Graf fügte mit entschlossener Miene hinzu: „Jetzt kann die SG nicht mehr scheitern."
Die Vorbehalte gegenüber einer Zusammenarbeit im Umfeld beider Lager sind zwar längst nicht ausgeräumt, dafür aber alle rechtlichen Fragen geklärt. So muss die Spielgemeinschaft keine Altlasten der aktuellen TSG-Handball GmbH übernehmen. In der kommenden Saison tritt eine neu gegründete GmbH unter dem Namen Hand-ball-Regio (HBR) Ludwigsburg in der Zweiten Bundesliga an. Der Großteil der Heimspiele findet in der Rundsporthalle statt.
„Es ist angedacht, in Ludwigsburg zu spielen. Aber es wäre auch schön, ein paar Mal in Kornwestheim anzutreten", sagt Graf. In der Sporthalle Ost trägt dafür die zweite Mannschaft ihre Partien aus - dann vermutlich in der Württemberg-Liga. „Die Zweite wird in den Landesverband eingegliedert,   aber  wir  haben   einen   Antrag
gestellt, um in der Baden-Württemberg-Oberliga starten zu dürfen", erklärt Christian Fina, der zweite TVK-Manager.
Offen ist bislang auch, wer das künftige Zweitligateam trainiert. Fest steht nur, dass es keiner der beiden jetzigen Trainer sein wird. Klar ist auch: Die Mannschaft wird dominiert von Spielern aus Kornwestheim. „Da die SG mit der Lizenz des TVK spielt, behalten unsere Verträge mit den Spielern ihre Gültigkeit", erklärt Graf. Mit Oßweils -nach   Saisonende   dann   vertragslosen   -
Akteuren verhandele man derzeit. Die meisten sind jedoch längst auf der Suche nach Alternativen.
Bleibt noch die Frage nach dem Nutzen der künftigen Spielgemeinschaft. „Ohne diese Zusammenarbeit ist Bundesligahand-ball in Kornwestheim langfristig nicht mehr möglich", verdeutlicht TVK-Präsident Heinz Kipp. Noch dramatischer stellt sich die Lage bei der TSG dar. Der mit 80 000 Euro verschuldeten GmbH steht das Wasser bis zum Hals.

Die Zweckehe

Wenn man eine Lehre aus dem Ge-wurstel der vergangenen Monate ziehen kann, dann die, wie man es nicht macht. Naiv und reichlich dilettantisch bastelten die Matadore an der Handballehe zwischen dem TV Kornwestheim und der TSG Oß-weil. Zwischendurch war die Fusion nur noch eine Fata Morgana.
Doch der Leidensdruck auf beiden Seiten war am Ende zu groß. In Kornwestheim fehlt die passende Infrastruktur, um auf Dauer Spitzenhandball zu spielen. Und im Ludwigsburger Stadtteil Oßweil müsste man schon im Lotto gewinnen, um die Mannschaft dauerhaft solide zu finanzieren. Jetzt bündelt man die Kräfte - hoffentlich nicht zu spät.
Auf dem Weg zur Spielgemeinschaft ging hier wie dort vieles zu Bruch. Im gut gemeinten Bestreben die Synergien gewachsener Strukturen zu fördern, kämpften die Strategen der Einheit auf beiden Seiten mit dem Säbel statt mit der feinen Klinge. Tiefe Zerwürfnisse unter ehemaligen Freunden sind die Folge. Das gegenseitige Misstrauen wirkt als Bremsklotz auf dem Weg in die Zukunft.

Die Triebfeder des Spitzensports ist jedoch das Streben nach Erfolg. Der Handballsport kommerzialisiert sich unaufhaltsam. Wer an die Spitze will, braucht den wirtschaftlichen Rückhalt und die identitäts-stiftende Kraft der ganzen Region. Die Zweckehe ist ein mühsamer, aber sinnvoller Anfang. Jetzt wirkt die normative Kraft des Faktischen. Sollte sich dazu der sportliche Erfolg einstellen, dann könnte es doch noch der Anfang einer schönen Geschichte werden.


Bietigheimer Zeitung

NACH LANGEM HICK HACK NUN ENDGÜLTIG PERFEKT:
Unter SG HBR Ludwigsburg die 1. Liga angreifen

Zweitligisten TV Kornwestheim und TSG Oßweil bilden Spielgemeinschaft und gehen kommende Saison an den Start

„Sie lieben sich, sie lieben sich nicht, sie lieben sich“... Ob's eines Tage so weit kommt, bleibt freilich abzuwarten. Aber aus „sie kommt, sie kommt nicht, sie kommt, sie kommt nicht“ ist nun endgültig und unwiderruflich „sie kommt“ geworden. Die Eheschließung der Handball-Zweitligisten TSG Oßweil und TV Kornwestheim zu einer Spielgemeinschaft. Unter SG Handball Region Ludwigsburg soll ab kommende Saison die 1. Bundesliga in Angriff genommen werden. So gestern auf einer Pressekonferenz im Pressezentrum der Ludwigsburger Rundsporthalle bekannt gegeben.

Es war schon beeindruckend, wie sich die Hauptakteure der gestrigen Pressekonferenz im Pressezentrum der Ludwigsburger Rundsporthalle bezüglich Fusion der Zweitligisten TSG Oßweil und TV Kornwestheim allergrößte Mühe gaben, Einigkeit zu demonstrieren. Da wurden zum Beispiel am Anfang jede Menge Fotos mit ganz vielen Mitgliedern der neuen Familie geschossen und anschließend ging das gleiche noch mal von vorne los, weil aus einem Lager noch jemand vergessen worden war. Was Wunder dieser Folge aus „wir haben uns alle so lieb“, waren doch in dieser Angelegenheit die vergangenen Monate äußerst turbulent und reich an groben Unzulänglichkeiten. Doch, gut Ding will eben Weile haben. Und jetzt ist sie unumstößlich, die neue Spielgemeinschaft, die als SG Handball Region (HBR) Ludwigsburg kommende Saison in der 2. Bundesliga starten wird und zum Ziel die 1. Bundesliga hat. Dahinter stehen auch, und dies machten sie gestern auf dieser PK ebenfalls sehr deutlich, die Oberbürgermeister der Städte Ludwigsburg, Werner Spec, und Kornwestheim, Dr. Ulrich Rommelfanger.


Noch kein Trainer

Einen Trainer hat diese neue SG noch nicht, man sei mit drei international und national erfahrenen Leuten im Gespräch, hieß es. TVK-Präsident Heinz Kipp setzt zwar auf die Zukunft und diese SG, mahnte aber auch: „Wäre es nach mir gegangen und diese SG schon im Dezember vergangenen Jahre festgezurrt, hätten wir Eigengewächse aus der Region, wie Timo Salzer (TVK) und Adrian Pfahl (TSG) kommende Saison in unserer Spielgemeinschaft gehabt. Jetzt haben sie sich anderweitig orientiert, weil sie keine Planungssicherheit bezüglich dieser SG hatten. So etwas darf nie wieder passieren.“

Was den Etat der SG HBR Ludwigsburg anbelangt, gab's keine Zahlen. Er soll aber deutlich höher sein als das, was bisher eine Mannschaft der beiden Klubs kostete. Keine Probleme bedeutet die derzeitige Finanzsituation der TSG Oßweil (steht davor Insolvenz anzumelden) für die künftige SG. Sie wird in keinster Weise aufkommen müssen.

Ein noch zu gründender Wirtschaftsbeirat, dessen Mitglieder aber bereits in weiten Teilen feststehen, soll die Finanzen der künftigen Handball-Gesellschaft (eine GmbH wird gegründet) im Auge behalten und beratende Funktion haben. Diesem Beirat wird auch der Ludwigsburger Immobilienmakler Jürgen Pflugfelder angehören, Vater von Juniorennationalspieler Julian Pflugfelder, derzeit in Diensten der um den Klassenerhalt kämpfenden SG Bietigheim/Metterzimmern.

Spielort der HBR-Bundesliga-Mannschaft wird zunächst die Rundsporthalle sein. Wenn Ludwigsburgs OB Spec, wie massiv angedacht, tatsächlich eine Multifunktionshalle auf die Beine stellt, wird's Bundesliga-Handball dort geben. „Für den Anfang ist die Rundsporthalle technisch und von allen Voraussetzungen absolut prädestiniert. Jetzt müssen wir nur die Stimmung der Kornwestheimer Hölle Ost dahin transportieren, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen“, meinte TVK-Vorstandsmitglied Markus Graf. Die zweite Mannschaft, die aller Voraussicht in der Württembergliga starten wird, spielt in Kornwestheim. Schnell in die SG eingegliedert werden soll die männliche Jugend.

Mit Blick auf die Jugend, den sportlichen Nachwuchs, gibt es seitens der Stadt Ludwigsburg auch ernsthafte Überlegungen, das bereits vorhandene Teilzeitinternat in ein Vollzeitinternat umzuwandeln, dort beispielsweise Handball, Basketball und Tanzen zu fördern. Die Kooperation Verein/Schule soll weiter forciert werden.

Für den Fall der Fälle, dass diese SG HBR Ludwigsburg scheitert - wer mag daran schon nach den zurückliegenden Wochen glauben - bekommt der TV Kornwestheim die Lizenz - nein, nicht zum Töten, sondern die für höhere Liga. Auch dies ist verbrieft, musste, wie der Antrag zur SG, beim Handball Verband Württemberg (HVW) schriftlich erklärt werden.

Was auch immer auf irgendwelchen Papieren steht. Man kann den Verantwortlichen der SG HBR Ludwigsburg nur wünschen, egal welche Probleme auftauchen, künftig über den Dingen und ausschließlich für die Sache zu stehen. Und bei der Zusammenstellung der Mannschaft ein glückliches Händchen zu haben und sportlich erfolgreich zu sein. Ansonsten wird dies auf kurz oder lang eine Geschichte ohne Happy End. Dabei sollte man Saison eins sicher als „Findungsjahr“ ansehen, an deren Ende der Aufstieg nicht unbedingt zu erwarten ist, aber bereits Tuchfühlung zur Spitze besteht. Dies würde es sicher auch leichter machen, die Fan-Lager beider Traditionsklubs schneller zu vereinen. Gelänge dann in den nächsten ein, zwei Jahren tatsächlich der Aufstieg in die 1. Bundesliga und könnte die SG zudem eine Mannschaft formen, die nicht gleich akut Gefahr läuft, Fahrstuhl zu fahren, wäre dies für die hiesige Handball-Region eine Riesen-Geschichte.


Stuttgarter Zeitung

Zur Fusion der Handballzweitligisten
Spielgemeinschaft als Schicksalsgemeinschaft

Was lange währt, wird endlich gut. Oder doch nicht? Rein formal steht die Spielgemeinschaft zwischen den beiden Handball-Zweitligisten TV Kornwestheim und TSG Oßweil, aber sie steht auf noch etwas wackligen Beinen. Schließlich hatte man sich im vergangenen halben Jahr schon zweimal das Jawort gegeben, um dann kurz vor dem Traualtar doch wieder einen Rückzieher zu machen - was nicht gerade eine vertrauensbildende Ausgangsposition für das ehrgeizige Projekt und die großen Ziele wie den Aufstieg in die Handball-Bundesliga darstellt.
Die jüngsten Probleme bei der Brautschau sind vor allem durch Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Ludwigsburger Traditionsklubs hervorgerufen worden. Was nicht heißen soll, dass der Nachbar TV Kornwestheim keine Schuld am Liebeskummer trägt. Der Großverein ist zwar strukturell und finanziell wesentlich besser aufgestellt, ließ aber in vielen Situationen das nötige Fingerspitzengefühl für ein so sensibles Gebilde wie eine Fusion vermissen.
Auch gestern bei der offiziellen Präsentation wurde nur vage deutlich, was die Oßweiler denn nun in diese Spielgemeinschaft, deren Betonung ja auf Gemeinschaft liegt, eigentlich einbringen sollen. Außer vielleicht noch ein, zwei Spieler, quasi als Alibifunktion. Und den Namenszug Ludwigsburg natürlich, der - politisch gewollt - als Türöffner vor allem bei den Sponsoren der Region dienen soll. Dafür wollen sich sogar die beiden Oberbürgermeister der beteiligten Städte einsetzen, was die Brisanz in diesem Bereich unterstreicht.
Ob das wie erhofft klappt, und ob vor allem die Fangemeinde aus den beiden (nicht gerade befreundeten) Lagern die Mannschaft entsprechend annehmen, muss sich erst noch zeigen. Da wird viel Überzeugungsarbeit notwendig sein. Wobei Siege noch allemal das beste Argument sind.
So gesehen ist das neue Zweckbündnis vor allem eines: zum Erfolg verdammt.

Die Fusion: Vision oder Konfusion?
„Ich bin überzeugt, dass wir bald in der Bundesliga sind", sagt Kornwestheims OB Rommelfanger

LUDWIGSBURG. Es ist vollbracht: Die lang diskutierte Spielgemeinschaft der Handball-Zweitligisten Kornwestheim und Oßweil startet bereits nächste Saison unter dem Namen HBR Ludwigsburg. Aber es gibt noch viel zu tun.

Als sich die Protagonisten der künftigen Handball-Spielgemeinschaft zwischen dem TV Kornwestheim und der TSG Oßweil gestern bei der Ludwigsburger Rundsporthalle versammelten, sprengten sie fast das Gruppenfoto. Neun Offizielle drängten sich vor den Werbetafeln der beiden Vereine, um die Ehe nachhaltig zu dokumentieren. Stellvertretend sagte der Ludwigsburger OB Werner Spec dann: „Ich gratuliere zu dieser Vereinbarung, der ich von Anfang an aufgeschlossen gegenüberstand." Das heißt konkret: seit Herbst vergangenen Jahres. Seither ist viel kommuniziert und diskutiert worden, sind Absprachen getroffen und wieder gebrochen worden - und ist so manch böses Blut geflossen. Das soll nun der Vergangenheit angehören. Spec: „Wer nur zurückblickt, für den gibt es keinen Weg nach vorne."

Den aber braucht die neue SG, die unter dem Namen Handball-Regio Ludwigsburg firmiert, kurz HBR. „Mit dem Namen wollen wir den Neuanfang dokumentieren", sagte der TVK-Manager Markus Graf. „Wir fangen bei null an." Also ohne mögliche Altlasten von Seiten der TSG-Handballer, die angeblich eine Etatlücke von rund
120000 Euro für die laufende Saison drückt. Sollte sich diese Zahl bestätigen, wird man wohl Insolvenz anmelden müssen. Dieser Umstand hat den TGS-Vorstand um Thomas Lutz mit dazu bewogen, rasch auf die SG zu drängen, nachdem die Bedenkenträger innerhalb des Vereins (wie der Extrainer Oliver Hess) zurückgetreten waren. Dazu sagte Spec: „Diese Leute haben im Eifer des Gefechts übersehen, dass es keine Alternative zur SG gibt."
Dass die auch die Chance auf eine mögliche Multifunktionsarena erhöht, wollte der
OB gar nicht verheimlichen. Vorerst aber wird in der Rundsporthalle gespielt, kombiniert vielleicht mit dem einen oder anderen Termin in Kornwestheim. An der künftigen Spielgemeinschaft werden beide Vereine zu je 50 Prozent beteiligt sein, daneben soll ein Aufsichtsrat installiert werden. Die Lizenz für den Spielbetrieb kommt vom TV Kornwestheim, eine zweite Mannschaft wird nach dem Stand der Dinge in der Württembergliga (fünfthöchste Klasse) beginnen müssen. Inwieweit noch Spieler der TSG Oßweil dem Kader angehören, steht in den Sternen. Zwar laufen Gespräche, doch Kornwestheims sportlicher Leiter Christian Fina, räumte ein: „Auf Grund des Zeitdrucks ist es nicht ganz einfach, da auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen." Was im Hinblick auf die nötige Identifikation sicher ein Problem darstellt.
Überhaupt bleibt die Akzeptanz der SG abzuwarten, auch wenn der TVK-Vorsitzende
Heinz Kipp glaubt, „dass wir unsere Zuschauer seit zwei Jahren dafür entsprechend sensibilisiert haben". Fina gibt aber zu: „Wir brauchen sicher den sportlichen Erfolg." Dass der letztendlich nur Aufstieg in der erste Liga heißen kann, ist allen Beteiligten bewusst, auch wenn es nur Kornwestheims OB Rommelfanger offen aussprach: „Ich bin überzeugt, dass wir die Mannschaft bald in der Bundesliga erleben werden."

Mit welchem Trainer? Diese Frage soll in den nächsten ein, zwei Wochen geklärt werden, wobei Manager Graf andeutet: „Wir sind mit drei auch international bekannten Kandidaten im Gespräch." Ansonsten soll die Nachwuchsförderung im Vordergrund stehen, nachdem Kornwestheims Timo Salzer (nach Wetzlar) oder Oßweils Adrian Pfahl (Dormagen) dem Frieden nicht getraut hatten und wechselten. „Das darf nicht noch mal passieren", sagt Kipp. Dafür soll die HBR bürgen.